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Faust: Der Tragödie erster Teil

Faust: Der Tragödie erster Teil

Titel: Faust: Der Tragödie erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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du nur immer anzuklagen?
  Ist auf der Erde ewig dir nichts recht?
      MEPHISTOPHELES:
  Nein Herr! ich find es dort, wie immer, herzlich schlecht.
  Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen,
  Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen.
      DER HERR:
  Kennst du den Faust?
      MEPHISTOPHELES:
  Den Doktor?
      DER HERR:
  Meinen Knecht!
      MEPHISTOPHELES:
  Fürwahr! er dient Euch auf besondre Weise.
  Nicht irdisch ist des Toren Trank noch Speise.
  Ihn treibt die Gärung in die Ferne,
  Er ist sich seiner Tollheit halb bewußt;
  Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne
  Und von der Erde jede höchste Lust,
  Und alle Näh und alle Ferne
  Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust.
      DER HERR:
  Wenn er mir auch nur verworren dient,
  So werd ich ihn bald in die Klarheit führen.
  Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt,
  Das Blüt und Frucht die künft'gen Jahre zieren.
      MEPHISTOPHELES:
  Was wettet Ihr? den sollt Ihr noch verlieren!
  Wenn Ihr mir die Erlaubnis gebt,
  Ihn meine Straße sacht zu führen.
      DER HERR:
  Solang er auf der Erde lebt,
  So lange sei dir's nicht verboten,
  Es irrt der Mensch so lang er strebt.
      MEPHISTOPHELES:
  Da dank ich Euch; denn mit den Toten
  Hab ich mich niemals gern befangen.
  Am meisten lieb ich mir die vollen, frischen Wangen.
  Für einem Leichnam bin ich nicht zu Haus;
  Mir geht es wie der Katze mit der Maus.
      DER HERR:
  Nun gut, es sei dir überlassen!
  Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab,
  Und führ ihn, kannst du ihn erfassen,
  Auf deinem Wege mit herab,
  Und steh beschämt, wenn du bekennen mußt:
  Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange,
  Ist sich des rechten Weges wohl bewußt.
      MEPHISTOPHELES:
  Schon gut! nur dauert es nicht lange.
  Mir ist für meine Wette gar nicht bange.
  Wenn ich zu meinem Zweck gelange,
  Erlaubt Ihr mir Triumph aus voller Brust.
  Staub soll er fressen, und mit Lust,
  Wie meine Muhme, die berühmte Schlange.
      DER HERR:
  Du darfst auch da nur frei erscheinen;
  Ich habe deinesgleichen nie gehaßt.
  Von allen Geistern, die verneinen,
  ist mir der Schalk am wenigsten zur Last.
  Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen,
  er liebt sich bald die unbedingte Ruh;
  Drum geb ich gern ihm den Gesellen zu,
  Der reizt und wirkt und muß als Teufel schaffen.
  Doch ihr, die echten Göttersöhne,
  Erfreut euch der lebendig reichen Schöne!
  Das Werdende, das ewig wirkt und lebt,
  Umfass euch mit der Liebe holden Schranken,
  Und was in schwankender Erscheinung schwebt,
  Befestigt mit dauernden Gedanken!
  (Der Himmel schließt, die Erzengel verteilen sich.)
      MEPHISTOPHELES (allein):
  Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern,
  Und hüte mich, mit ihm zu brechen.
  Es ist gar hübsch von einem großen Herrn,
  So menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen.
    FAUST: Der Tragödie erster Teil
    Nacht.
      In einem hochgewölbten, engen gotischen Zimmer Faust,
  unruhig auf seinem Sessel am Pulte.
      FAUST:
  Habe nun, ach! Philosophie,
  Juristerei und Medizin,
  Und leider auch Theologie
  Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
  Da steh ich nun, ich armer Tor!
  Und bin so klug als wie zuvor;
  Heiße Magister, heiße Doktor gar
  Und ziehe schon an die zehen Jahr
  Herauf, herab und quer und krumm
  Meine Schüler an der Nase herum-
  Und sehe, daß wir nichts wissen können!
  Das will mir schier das Herz verbrennen.
  Zwar bin ich gescheiter als all die Laffen,
  Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
  Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
  Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel-
  Dafür ist mir auch alle Freud entrissen,
  Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,
  Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,
  Die Menschen zu bessern und zu bekehren.
  Auch hab ich weder Gut noch Geld,
  Noch Ehr und Herrlichkeit der Welt;
  Es möchte kein Hund so länger leben!
  Drum hab ich mich der Magie ergeben,
  Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
  Nicht manch Geheimnis würde kund;
  Daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß
  Zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
  Daß ich erkenne, was die Welt
  Im Innersten zusammenhält,
  Schau alle Wirkenskraft und Samen,
  Und tu nicht mehr in Worten kramen.
      O sähst du, voller Mondenschein,
  Zum letztenmal

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