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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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Sessel hoch empor.
  Jetzt so, mit ungeheurem Streben,
  Drang aus dem Abgrund ich herauf
  Und fordre laut, zu neuem Leben,
  Mir fröhliche Bewohner auf.
      SPHINXE:
  Uralt, müßte man gestehen,
  Sei das hier Emporgebürgte,
  Hätten wir nicht selbst gesehen,
  Wie sich's aus dem Boden würgte.
  Bebuschter Wald verbreitet sich hinan,
  Noch drängt sich Fels auf Fels bewegt heran;
  Ein Sphinx wird sich daran nicht kehren:
  Wir lassen uns im heiligen Sitz nicht stören.
      GREIFE:
  Gold in Blättchen, Gold in Flittern
  Durch die Ritzen seh ich zittern.
  Laßt euch solchen Schatz nicht rauben,
  Imsen, auf! es auszuklauben.
      CHOR DER AMEISEN:
  Wie ihn die Riesigen
  Emporgehoben,
  Ihr Zappelfüßigen,
  Geschwind nach oben!
  Behendest aus und ein!
  In solchen Ritzen
  Ist jedes Bröselein
  Wert zu besitzen.
  Das Allermindeste
  Müßt ihr entdecken
  Auf das geschwindeste
  In allen Ecken.
  Allemsig müßt ihr sein,
  Ihr Wimmelscharen;
  Nur mit dem Gold herein!
  Den Berg laßt fahren.
      GREIFE:
  Herein! Herein! Nur Gold zu Hauf!
  Wir legen unsre Klauen drauf;
  Sind Riegel von der besten Art,
  Der größte Schatz ist wohlverwahrt.
      PYGMÄEN:
  Haben wirklich Platz genommen,
  Wissen nicht, wie es geschah.
  Fraget nicht, woher wir kommen,
  Denn wir sind nun einmal da!
  Zu des Lebens lustigem Sitze
  Eignet sich ein jedes Land;
  Zeigt sich eine Felsenritze,
  Ist auch schon der Zwerg zur Hand.
  Zwerg und Zwergin, rasch zum Fleiße,
  Musterhaft ein jedes Paar;
  Weiß nicht, ob es gleicher Weise
  Schon im Paradiese war.
  Doch wir finden's hier zum besten,
  Segnen dankbar unsern Stern;
  Denn im Osten wie im Westen
  Zeugt die Mutter Erde gern.
      DAKTYLE:
  Hat sie in einer Nacht
  Die Kleinen hervorgebracht,
  Sie wird die Kleinsten erzeugen;
  Finden auch ihresgleichen.
      PYGMÄEN-ÄLTESTE:
  Eilet, bequemen
  Sitz einzunehmen!
  Eilig zum Werke!
  Schnelle für Stärke!
  Noch ist es Friede;
  Baut euch die Schmiede,
  Harnisch und Waffen
  Dem Heer zu schaffen.
  Ihr Imsen alle,
  Rührige im Schwalle,
  Schafft uns Metalle!
  Und ihr Daktyle,
  Kleinste, so viele,
  Euch sei befohlen,
  Hölzer zu holen!
  Schlichtet zusammen
  Heimliche Flammen,
  Schaffet uns Kohlen.
      GENERALISSIMUS:
  Mit Pfeil und Bogen
  Frisch ausgezogen!
  An jenem Weiher
  Schießt mir die Reiher,
  Unzählig nistende,
  Hochmütig brüstende,
  Auf einen Ruck,
  Alle wie einen!
  Daß wir erscheinen
  Mit Helm und Schmuck.
      IMSEN UND DAKTYLE:
  Wer wird uns retten!
  Wir schaffen 's Eisen,
  Sie schmieden Ketten.
  Uns loszureißen,
  Ist noch nicht zeitig,
  Drum seid geschmeidig.
      DIE KRANICHE DES IBYKUS:
  Mordgeschrei und Sterbeklagen!
  ängstlich Flügelflatterschlagen!
  Welch ein ächzen, welch Gestöhn
  Dringt herauf zu unsern Höhn!
  Alle sind sie schon ertötet,
  See von ihrem Blut gerötet,
  Mißgestaltete Begierde
  Raubt des Reihers edle Zierde.
  Weht sie doch schon auf dem Helme
  Dieser Fettbauch-Krummbein-Schelme.
  Ihr Genossen unsres Heeres,
  Reihenwanderer des Meeres,
  Euch berufen wir zur Rache
  In so nahverwandter Sache.
  Keiner spare Kraft und Blut!
  Ewige Feindschaft dieser Brut!
      MEPHISTOPHELES:
  Die nordischen Hexen wußt' ich wohl zu meistern,
  Mir wird's nicht just mit diesen fremden Geistern.
  Der Blocksberg bleibt ein gar bequem Lokal,
  Wo man auch sei, man findet sich zumal.
  Frau Ilse wacht für uns auf ihrem Stein,
  Auf seiner Höh' wird Heinrich munter sein,
  Die Schnarcher schnauzen zwar das Elend an,
  Doch alles ist für tausend Jahr getan.
  Wer weiß denn hier nur, wo er geht und steht,
  Ob unter ihm sich nicht der Boden bläht?…
  Ich wandle lustig durch ein glattes Tal,
  Und hinter mir erhebt sich auf einmal
  Ein Berg, zwar kaum ein Berg zu nennen,
  Von meinen Sphinxen mich jedoch zu trennen
  Schon hoch genug—hier zuckt noch manches Feuer
  Das Tal hinab und flammt ums Abenteuer…
  Noch tanzt und schwebt mir lockend, weichend vor,
  Spitzbübisch gaukelnd, der galante Chor.
  Nur sachte drauf! Allzugewohnt ans Naschen,
  Wo es auch sei, man sucht was zu erhaschen.
      LAMIEN:
  Geschwind, geschwinder!
  Und immer weiter!
  Dann wieder

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