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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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Verweilen,
  Mit Wurzelkräften dich von Grund zu heilen.
      FAUST:
  Geheilt will ich nicht sein, mein Sinn ist mächtig;
  Da wär' ich ja wie andre niederträchtig.
      CHIRON:
  Versäume nicht das Heil der edlen Quelle!
  Geschwind herab! Wir sind zur Stelle.
      FAUST:
  Sag an! Wohin hast du, in grauser Nacht,
  Durch Kiesgewässer mich ans Land gebracht?
      CHIRON:
  Hier trotzten Rom und Griechenland im Streite,
  Peneios rechts, links den Olymp zur Seite,
  Das größte Reich, das sich im Sand verliert;
  Der König flieht, der Bürger triumphiert.
  Blick auf! hier steht, bedeutend nah,
  Im Mondenschein der ewige Tempel da.
      MANTO:
  Von Pferdes Hufe
  Erklingt die heilige Stufe,
  Halbgötter treten heran.
      CHIRON:
  Ganz recht!
  Nur die Augen aufgetan!
      MANTO:
  Willkommen! ich seh', du bleibst nicht aus.
      CHIRON:
  Steht dir doch auch dein Tempelhaus!
      MANTO:
  Streiftst du noch immer unermüdet?
      CHIRON:
  Wohnst du doch immer still umfriedet,
  Indes zu kreisen mich erfreut.
      MANTO:
  Ich harre, mich umkreist die Zeit.
  Und dieser? +
      CHIRON:
  Die verrufene Nacht
  Hat strudelnd ihn hierher gebracht.
  Helenen, mit verrückten Sinnen,
  Helenen will er sich gewinnen
  Und weiß nicht, wie und wo beginnen;
  Asklepischer Kur vor andern wert.
      MANTO:
  Den lieb' ich, der Unmögliches begehrt.
      MANTO:
  Tritt ein, Verwegner, sollst dich freuen!
  Der dunkle Gang führt zu Persephoneien.
  In des Olympus hohlem Fuß
  Lauscht sie geheim verbotnem Gruß.
  Hier hab' ich einst den Orpheus eingeschwärzt;
  Benutz es besser! frisch! beherzt!
    Am obern Peneios
      SIRENEN:
  Stürzt euch in Peneios' Flut!
  Plätschernd ziemt es da zu schwimmen,
  Lied um Lieder anzustimmen,
  Dem unseligen Volk zugut.
  Ohne Wasser ist kein Heil!
  Führen wir mit hellem Heere
  Eilig zum ägäischen Meere,
  Würd' uns jede Lust zuteil.
      SIRENEN:
  Schäumend kehrt die Welle wieder,
  Fließt nicht mehr im Bett darnieder;
  Grund erbebt, das Wasser staucht,
  Kies und Ufer berstend raucht.
  Flüchten wir! Kommt alle, kommt!
  Niemand, dem das Wunder frommt.
  Fort! ihr edlen frohen Gäste,
  Zu dem seeisch heitern Feste,
  Blinkend, wo die Zitterwellen,
  Ufernetzend, leise schwellen;
  Da, wo Luna doppelt leuchtet,
  Uns mit heil'gem Tau befeuchtet.
  Dort ein freibewegtes Leben,
  Hier ein ängstlich Erdebeben;
  Eile jeder Kluge fort!
  Schauderhaft ist's um den Ort.
      SEISMOS:
  Einmal noch mit Kraft geschoben,
  Mit den Schultern brav gehoben!
  So gelangen wir nach oben,
  Wo uns alles weichen muß.
      SPHINXE:
  Welch ein widerwärtig Zittern,
  Häßlich grausenhaftes Wittern!
  Welch ein Schwanken, welches Beben,
  Schaukelnd Hin- und Widerstreben!
  Welch unleidlicher Verdruß!
  Doch wir ändern nicht die Stelle,
  Bräche los die ganze Hölle.
  Nun erhebt sich ein Gewölbe
  Wundersam. Es ist derselbe,
  Jener Alte, längst Ergraute,
  Der die Insel Delos baute,
  Einer Kreißenden zulieb'
  Aus der Wog' empor sie trieb.
  Er, mit Streben, Drängen, Drücken,
  Arme straff, gekrümmt den Rücken,
  Wie ein Atlas an Gebärde,
  Hebt er Boden, Rasen, Erde,
  Kies und Grieß und Sand und Letten,
  Unsres Ufers stille Betten.
  So zerreißt er eine Strecke
  Quer des Tales ruhige Decke.
  Angestrengtest, nimmer müde,
  Kolossale Karyatide,
  Trägt ein furchtbar Steingerüste,
  Noch im Boden bis zur Büste;
  Weiter aber soll's nicht kommen,
  Sphinxe haben Platz genommen.
      SEISMOS:
  Das hab' ich ganz allein vermittelt,
  Man wird mir's endlich zugestehn;
  Und hätt' ich nicht geschüttelt und gerüttelt,
  Wie wäre diese Welt so schön?—
  Wie ständen eure Berge droben
  In prächtig-reinem ätherblau,
  Hätt' ich sie nicht hervorgeschoben
  Zu malerisch-entzückter Schau?
  Als, angesichts der höchsten Ahnen,
  Der Nacht, des Chaos, ich mich stark betrug
  Und, in Gesellschaft von Titanen,
  Mit Pelion und Ossa als mit Ballen schlug,
  Wir tollten fort in jugendlicher Hitze,
  Bis überdrüssig noch zuletzt
  Wir dem Parnaß, als eine Doppelmütze,
  Die beiden Berge frevelnd aufgesetzt…
  Apollen hält ein froh Verweilen
  Dort nun mit seliger Musen Chor.
  Selbst Jupitern und seinen Donnerkeilen
  Hob ich den

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