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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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gegolten?
  Ein kluges Wort erstarrt im harten Ohr.
  So oft auch Tat sich grimmig selbst gescholten,
  Bleibt doch das Volk selbstwillig wie zuvor.
  Wie hab' ich Paris väterlich gewarnt,
  Eh sein Gelüst ein fremdes Weib umgarnt.
  Am griechischen Ufer stand er kühnlich da,
  Ihm kündet' ich, was ich im Geiste sah:
  Die Lüfte qualmend, überströmend Rot,
  Gebälke glühend, unten Mord und Tod:
  Trojas Gerichtstag, rhythmisch festgebannt,
  Jahrtausenden so schrecklich als gekannt.
  Des Alten Wort, dem Frechen schien's ein Spiel,
  Er folgte seiner Lust, und Ilios fiel—
  Ein Riesenleichnam, starr nach langer Qual,
  Des Pindus Adlern gar willkommnes Mahl.
  Ulyssen auch! sagt' ich ihm nicht voraus
  Der Circe Listen, des Zyklopen Graus?
  Das Zaudern sein, der Seinen leichten Sinn,
  Und was nicht alles! Bracht' ihm das Gewinn?
  Bis vielgeschaukelt ihn, doch spät genug,
  Der Woge Gunst an gastlich Ufer trug.
      THALES:
  Dem weisen Mann gibt solch Betragen Qual;
  Der gute doch versucht es noch einmal.
  Ein Quentchen Danks wird, hoch ihn zu vergnügen,
  Die Zentner Undanks völlig überwiegen.
  Denn nichts Geringes haben wir zu flehn:
  Der Knabe da wünscht weislich zu entstehn.
      NEREUS:
  Verderbt mir nicht den seltensten Humor!
  Ganz andres steht mir heute noch bevor:
  Die Töchter hab' ich alle herbeschieden,
  Die Grazien des Meeres, die Doriden.
  Nicht der Olymp, nicht euer Boden trägt
  Ein schön Gebild, das sich so zierlich regt.
  Sie werfen sich, anmutigster Gebärde,
  Vom Wasserdrachen auf Neptunus' Pferde,
  Dem Element aufs zarteste vereint,
  Daß selbst der Schaum sie noch zu heben scheint.
  Im Farbenspiel von Venus' Muschelwagen
  Kommt Galatee, die Schönste, nun getragen,
  Die, seit sich Kypris von uns abgekehrt,
  In Paphos wird als Göttin selbst verehrt.
  Und so besitzt die Holde lange schon,
  Als Erbin, Tempelstadt und Wagenthron.
  Hinweg! Es ziemt in Vaterfreudenstunde
  Nicht Haß dem Herzen, Scheltwort nicht dem Munde.
  Hinweg zu Proteus! Fragt den Wundermann:
  Wie man entstehn und sich verwandlen kann.
      THALES:
  Wir haben nichts durch siesen Schritt gewonnen,
  Trifft man auch Proteus, gleich ist er zerronnen;
  Und steht er euch, so sagt er nur zuletzt,
  Was staunen macht und in Verwirrung setzt.
  Du bist einmal bedürftig solchen Rats,
  Versuchen wir's und wandlen unsres Pfads!
      SIRENEN:
  Was sehen wir von weiten
  Das Wellenreich durchgleiten?
  Als wie nach Windes Regel
  Anzögen weiße Segel,
  So hell sind sie zu schauen,
  Verklärte Meeresfrauen.
  Laßt uns herunterklimmen,
  Vernehmt ihr doch die Stimmen.
      NEREIDEN UND TRITONEN:
  Was wir auf Händen tragen,
  Soll allen euch behagen.
  Chelonens Riesenschilde
  Entglänzt ein streng Gebilde:
  Sind Götter, die wir bringen;
  Müßt hohe Lieder singen.
      SIRENEN:
  Klein von Gestalt,
  Groß von Gewalt,
  Der Scheiternden Retter,
  Uralt verehrte Götter.
      NEREIDEN UND TRITONEN:
  Wir bringen die Kabiren,
  Ein friedlich Fest zu führen;
  Denn wo sie heilig walten,
  Neptun wird freundlich schalten.
      SIRENEN:
  Wir stehen euch nach;
  Wenn ein Schiff zerbrach,
  Unwiderstehbar an Kraft
  Schützt ihr die Mannschaft.
      NEREIDEN UND TRITONEN:
  Drei haben wir mitgenommen,
  Der vierte wollte nicht kommen;
  Er sagte, er sei der Rechte,
  Der für sie alle dächte.
      SIRENEN:
  Ein Gott den andern Gott
  Macht wohl zu Spott.
  Ehrt ihr alle Gnaden,
  Fürchtet jeden Schaden.
      NEREIDEN UND TRITONEN:
  Sind eigentlich ihrer sieben.

  SIRENEN:
  Wo sind die drei geblieben?
      NEREIDEN UND TRITONEN:
  Wir wüßten's nicht zu sagen,
  Sind im Olymp zu erfragen;
  Dort west auch wohl der achte,
  An den noch niemand dachte!
  In Gnaden uns gewärtig,
  Doch alle noch nicht fertig.
  Diese Unvergleichlichen
  Wollen immer weiter,
  Sehnsuchtsvolle Hungerleider
  Nach dem Unerreichlichen.
      SIRENEN:
  Wir sind gewohnt,
  Wo es auch thront,
  In Sonn' und Mond
  Hinzubeten; es lohnt.
      NEREIDEN UND TRITONEN:
  Wie unser Ruhm zum höchsten prangt,
  Dieses Fest anzuführen!
      SIRENEN:
  Die Helden des Altertums
  Ermangeln des Ruhms,
  Wo und wie er auch prangt,
  Wenn sie das goldne Vlies erlangt,
  Ihr die Kabiren.
  Wenn sie das

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