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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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gelungen,
  Listig, mutig, unsre Kunst,
  Daß wir hin und her gedrungen;
  Doch wir bringen wenig Gunst.
  Viele schwören reine Huldigung
  Dir, wie manche treue Schar;
  Doch Untätigkeits-Entschuldigung:
  Innere Gärung, Volksgefahr.
      KAISER:
  Sich selbst erhalten bleibt der Selbstsucht Lehre,
  Nicht Dankbarkeit und Neigung, Pflicht und Ehre.
  Bedenkt ihr nicht, wenn eure Rechnung voll,
  Daß Nachbars Hausbrand euch verzehren soll?
      OBERGENERAL:
  Der zweite kommt, nur langsam steigt er nieder,
  Dem müden Manne zittern alle Glieder.
      ZWEITER KUNDSCHAFTER:
  Erst gewahrten wir vergnüglich
  Wilden Wesens irren Lauf;
  Unerwartet, unverzüglich
  Trat ein neuer Kaiser auf.
  Und auf vorgeschriebnen Bahnen
  Zieht die Menge durch die Flur;
  Den entrollten Lügenfahnen
  Folgen alle.—Schafsnatur!
      KAISER:
  Ein Gegenkaiser kommt mir zum Gewinn:
  Nun fühl' ich erst, daß ich der Kaiser bin.
  Nur als Soldat legt' ich den Harnisch an,
  Zu höherm Zweck ist er nun umgetan.
  Bei jedem Fest, wenn's noch so glänzend war,
  Nichts ward vermißt, mir fehlte die Gefahr.
  Wie ihr auch seid, zum Ringspiel rietet ihr,
  Mir schlug das Herz, ich atmete Turnier;
  Und hättet ihr mir nicht vom Kriegen abgeraten,
  Jetzt glänzt' ich schon in lichten Heldentaten.
  Selbständig fühlt' ich meine Brust besiegelt,
  Als ich mich dort im Feuerreich bespiegelt;
  Das Element drang gräßlich auf mich los,
  Es war nur Schein, allein der Schein war groß.
  Von Sieg und Ruhm hab' ich verwirrt geträumt;
  Ich bringe nach, was frevelhaft versäumt.
      FAUST:
  Wir treten auf und hoffen, ungescholten;
  Auch ohne Not hat Vorsicht wohl gegolten.
  Du weißt, das Bergvolk denkt und simuliert,
  Ist in Natur- und Felsenschrift studiert.
  Die Geister, längst dem flachen Land entzogen,
  Sind mehr als sonst dem Felsgebirg gewogen.
  Sie wirken still durch labyrinthische Klüfte
  Im edlen Gas metallisch reicher Düfte;
  In stetem Sondern, Prüfen und Verbinden
  Ihr einziger Trieb ist, Neues zu erfinden.
  Mit leisem Finger geistiger Gewalten
  Erbauen sie durchsichtige Gestalten;
  Dann im Kristall und seiner ewigen Schweignis
  Erblicken sie der Oberwelt Ereignis.
      KAISER:
  Vernommen hab' ich's, und ich glaube dir;
  Doch, wackrer Mann, sag an: was soll das hier?
      FAUST:
  Der Nekromant von Norcia, der Sabiner,
  Ist dein getreuer, ehrenhafter Diener.
  Welch greulich Schicksal droht' ihm ungeheuer!
  Das Reisig prasselte, schon züngelte das Feuer;
  Die trocknen Scheite, ringsumher verschränkt,
  Mit Pech und Schwefelruten untermengt;
  Nicht Mensch, noch Gott, noch Teufel konnte retten,
  Die Majestät zersprengte glühende Ketten.
  Dort war's in Rom. Er bleibt dir hoch verpflichtet,
  Auf deinen Gang in Sorge stets gerichtet.
  Von jener Stund' an ganz vergaß er sich,
  Er fragt den Stern, die Tiefe nur für dich.
  Er trug uns auf, als eiligstes Geschäfte,
  Bei dir zu stehn. Groß sind des Berges Kräfte;
  Da wirkt Natur so übermächtig frei,
  Der Pfaffen Stumpfsinn schilt es Zauberei.
      KAISER:
  Am Freudentag, wenn wir die Gäste grüßen,
  Die heiter kommen, heiter zu genießen,
  Da freut uns jeder, wie er schiebt und drängt
  Und, Mann für Mann, der Säle Raum verengt.
  Doch höchst willkommen muß der Biedre sein,
  Tritt er als Beistand kräftig zu uns ein
  Zur Morgenstunde, die bedenklich waltet,
  Weil über ihr des Schicksals Waage schaltet.
  Doch lenket hier im hohen Augenblick
  Die starke Hand vom willigen Schwert zurück,
  Ehrt den Moment, wo manche Tausend schreiten,
  Für oder wider mich zu streiten.
  Selbst ist der Mann! Wer Thron und Kron' begehrt,
  Persönlich sei er solcher Ehren wert.
  Sei das Gespenst, das, gegen uns erstanden,
  Sich Kaiser nennt und Herr von unsern Landen,
  Des Heeres Herzog, Lehnherr unsrer Großen,
  Mit eigner Faust ins Totenreich gestoßen!
      FAUST:
  Wie es auch sei, das Große zu vollenden,
  Du tust nicht wohl, dein Haupt so zu verpfänden.
  Ist nicht der Helm mit Kamm und Busch geschmückt?
  Er schützt das Haupt, das unsern Mut entzückt.
  Was, ohne Haupt, was förderten die Glieder?
  Denn schläfert jenes, alle sinken nieder;
  Wird es verletzt, gleich alle sind verwundet,
  Erstehen frisch, wenn jenes rasch

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