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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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bekommen, und erstatten Sie Hoover direkt Bericht. Hoover, der als Einflüsterer des Justizministers mit am Regierungstisch saß, hatte guten Grund sich zu wundern, wie seine geheimen Weisungen aus dem Hauptquartier mit dem Vermerk »Streng vertraulich« und seinem Namen in die Hand eines kampflustigen Anwalts gelangt war, der mutmaß65.16liche Radikale vertrat. Er hörte zu, wie Frankfurter George Kelleher befragte, Hoovers ranghöchsten Agenten in Neu- england:

    Frage: Mr Kelleher, trifft es zu oder trifft es nicht zu, dass in jener Nacht Frauen und Männer ohne Haftbefehl festgenommen wurden? Einspruch. Einspruch abgewiesen.
    Antwort: Es trifft zu.
    Frage: Haben Ihre Leute die Personen sowie die Privathäuser und Versammlungsräume, in denen die Männer und Frauen festgenommen wurden, durchsucht? Einspruch. Einspruch abgewiesen.
    Antwort: Ja.
    Frage: Und sie haben dabei Papiere, Dokumente, Bücher und derlei mehr beschlagnahmt? Trifft das zu? Einspruch. Einspruch abgewiesen.
    Antwort: Gemäß den Anweisungen des Ministeriums […]
    Frage: Die Durchsuchungen wurden von den verhaftenden Beamten ohne Durchsuchungsbefehl durchgeführt? Einspruch. Einspruch abgewiesen.
    Antwort: […] Das blieb dem Ermessen der jeweiligen Beamten überlassen.
    Frage: Was haben Sie mit denen gemacht, die die Voraussetzungen für einen Haftbefehl nicht erfüllten? Einspruch. Einspruch abgewiesen.
    Antwort: Sie wurden auf der Wache festgehalten oder nach Boston und anschließend nach Deer Island gebracht.

    Die Befragung befasste sich nun mit dem Einsatz von verdeckten Informanten durch die Regierung. »Wenn jemand beauftragt wird, unter falschem Namen oder mit Verkleidung vorzugeben, ein Kommunist oder Sozialist oder Anarchist zu sein […] Das ist doch außerordentlich gefährlich, nicht wahr?«, fragte der Richter. »Es wundert mich, dass es in den letzten sechs Monaten keine Fälle von Lynchjustiz gegeben hat.«
    Dann befragte der Richter selbst Henry J. Skeffington, den Bostoner Einwanderungsbeauftragten:

    Frage: Wurden diese sogenannten »Razzien« von Ihren Leuten oder vom Justizministerium durchgeführt?
    Antwort: Vom Justizministerium, Euer Ehren […]
    Frage: Können Sie mir eine Richtlinie oder gesetzliche Bestimmung nennen, wonach die Beamten des Justizministeriums ermächtigt sind, Verhaftungen durchzuführen?
    Antwort: Nein, darüber weiß ich nichts, Herr Richter …
    Frage: Hatten Sie für diese Vorgehensweise Anweisungen?
    Antwort: Wir hatten eine Übereinkunft.
    Frage: Schriftliche Anweisungen?
    Antwort: Nein. Es gab eine Beratung in Washington […] mit Mr Hoover […]
    Frage: Wer ist Mr Hoover?
    Antwort: Mr Hoover ist ein Beamter im Justizministerium. [68]  

    Hoover war nicht erpicht darauf, unter Eid über die Verhaftungsaktionen auszusagen. Nachdem er sich anderthalb Tage lang einer harten Befragung unterzogen hatte, verließ er den Gerichtssaal und packte seine Koffer.
    »In diesem Fall wurde offenbar ein modernes Prinzip der Staatsführung angewandt: Erst aufhängen und dann vor Gericht stellen«, schrieb Richter Anderson in seiner Entscheidung, mit der 13 Gefangene auf Deer Island gegen eine Kaution von 500 Dollar freigelassen wurden. Im Schlussurteil nannte er das Verhalten des Bureau ungesetzlich und verfassungswidrig. [69]  
    Die Regierung habe ein »Spitzelsystem« geschaffen, das »Vertrauen und Glauben zerstört und Hass schürt«, schloss er. »Eine Verbrecherbande bleibt eine Verbrecherbande, ob sie aus Regierungsbeamten besteht und auf Anweisung des Justizministeriums handelt oder aus Kriminellen, Faulenzern und üblem Gesindel.«
    Das Justizministerium hat Richter Andersons Urteilsspruch nie angefochten.
    »Rot sehen«
    Als Hoover nach Washington zurückkehrte, musste er es mit einem neuen Widersacher aufnehmen: dem einundsiebzigjährigen Staatssekretär im Arbeitsministerium Louis F. Post. Am 10. April, drei Tage nach Hoovers desaströser Reise nach Boston, ließ Post mehr als tausend der restlichen Abschiebungsverfahren einstellen.
    Post war seit jeher ein Liberaler gewesen, der Emma Goldman gekannt und verehrt hatte. Da ihm auf seinem Posten im Arbeitsministerium die Einwanderungsbehörde unterstand, hatte er auch den Befehl für ihre Deportation unterschrieben. Jetzt nutzte er seine Amtsgewalt, um die Akten von gut 1400 Personen zu überprüfen, die bei den Razzien gegen die Kommunisten verhaftet worden waren. Seine Nachforschungen ergaben, dass das Bureau in drei von vier Fällen

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