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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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niemanden eingeweiht haben«, würde sie bis an ihr Lebensende verfolgen.
    Am Nachmittag des 10. September 2001 erreichte sie eine verzweifelte E-Mail von Samit. Er berichtete, ITOS habe seinen Antrag auf einen Durchsuchungsbefehl abgelehnt. Man belehrte ihn, das FBI »habe keinen Hund in diesem Rennen«, und teilte ihm mit, er solle die Sache der Einwanderungsbehörde überlassen. »Ich bin mittlerweile so verzweifelt, dass ich alles auf mich nehmen würde, nur um in seinen Computer zu kommen«, schrieb er Kiser. »Aber ich sehe schwarz. Danke für Ihre Hilfe und Unterstützung. Machen Sie’s gut. Harry.«
    Kiser antwortete umgehend, um 15. 45 Uhr. »Sie haben wacker gekämpft. Gott stehe uns bei, wenn der nächste Terroranschlag mit diesem Flugzeugtyp verübt wird. Alles Gute. Cathy.« [644]  
    »Fassen Sie die Übeltäter«
    Das Bureau war den ganzen Sommer 2001 ohne Direktor. Fünf Wochen nach Freehs offiziellem Rücktritt verkündete Präsident Bush am 5. Juli endlich im Rosengarten des Weißen Hauses die Ernennung Robert Muellers. »Die kommenden zehn Jahre werden neue Arten von Verbrechen bringen, neue terroristische Bedrohungen aus dem In- und Ausland«, hatte der Präsident gesagt. »Das Bureau muss seinen rechtmäßigen Platz als wichtigste Spionage- und Terrorabwehrorganisation in den Vereinigten Staaten behaupten.«
    Erst nach zwei Monaten wurde Muellers Ernennung vom Senat bestätigt. Am 2. August, dem Tag, als er ohne Gegenstimme gewählt wurde, unterzog er sich einer Operation wegen Prostatakrebs. Ein weiterer Monat verstrich, ehe er am Dienstag, dem 4. September, sein Amt antrat. Am selben Tag warnte Richard Clarke vom Nationalen Sicherheitsrat seine Vorgesetzte Condoleezza Rice, dass es in nicht allzu ferner Zukunft zu einem unangekündigten Al-Qaida-Anschlag kommen könne. Er stieß auf taube Ohren. Mueller informierte er nicht darüber. Er sagte: »Ich glaubte nicht, dass das FBI Erkenntnisse darüber hatte, ob in den Vereinigten Staaten etwas von Al-Qaida geplant wurde oder nicht.« [645]  
    Die erste Amtswoche des neuen FBI-Direktors bestand aus einer Abfolge von Informationsgesprächen über alles Mögliche, vom Flurschaden der Hanssen-Affäre bis zu den Plänen für eine Evakuierung Washingtons im Fall eines atomaren Angriffs. Am Morgen des 11. September wurde Mueller in der Ermittlung über die USS Cole auf den neuesten Stand gebracht. Wie beinahe jeder Amerikaner bekam er die Anschläge im Fernsehen mit. Al-Qaida hatte Flugzeuge in Lenkflugkörper verwandelt.
    Drei Stunden später rief ihn der Terrorabwehrchef des FBI Clarke im Lagezentrum des Weißen Hauses an. »Wir haben die Passagierlisten der Fluggesellschaften«, sagte Dale Watson. »Wir kennen einige der Namen, Dick. Die gehören zu Al-Qaida.« Clarke erwiderte: »Wie zum Teufel sind sie an Bord gekommen?« Die Beantwortung der Frage würde zwei Jahre erfordern. [646]  
    Die nächsten drei Jahre lang würde Mueller im Morgengrauen aufstehen, die über Nacht eingegangenen Berichte über Bedrohungen und unheilvolle Anzeichen lesen, sich um sieben Uhr zu einem Spionageabwehr-Briefing im Hauptquartier einfinden, um 7. 30 Uhr mit dem Justizminister konferieren und anschließend in einer gepanzerten Limousine zu einer Unterredung mit dem Präsidenten fahren, die um 8. 30 Uhr im Weißen Haus stattfand. Das Thema war fast immer dasselbe. Wie George W. Bush sich in seinen Memoiren erinnerte: »Ich sagte zu Bob, ich hätte gern, dass das FBI eine Kriegsmentalität annimmt […] Bob war derselben Ansicht: ›Das ist unsere neue Mission, Anschläge verhindern.‹« [647]  
    Mueller war nun für die größte Ermittlung in der Geschichte der Zivilisation verantwortlich. Binnen 48 Stunden sorgte er dafür, dass 4000 Special Agents den Hinweisen in den Vereinigten Staaten nachgingen, zwanzig Rechtsattachés die Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden im Ausland aufnahmen, es dreimal täglich eine Konferenzschaltung zu allen 56 Außenstellen gab, hunderte gerichtliche Zwangsvorladungen und mindestens 30 Durchsuchungsbefehle im Eilverfahren ausgestellt wurden, abgesegnet durch den Foreign Intelligence Surveillance Court. Das FBI konnte nicht mehr tun, als einen globalen Tatort zu rekonstruieren und sich für den nächsten Anschlag neu aufzustellen.
    Mueller überblickte offensichtlich immer noch nicht, was das FBI über die Bedrohung wusste. Am 14. September sagte er öffentlich: »Die Tatsache, das es einige Personen gibt, die hier in

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