Fehltritt Im Siebengebirge
Disziplin, Verteidigung und Angriff gelernt. Aber auch als Suchhund war er erprobt. Er hatte im Zollgrenzgebiet in der Eifel, am »Weißen Stein«, eine Frauenleiche entdeckt und damit zur Aufklärung eines Mordfalles beigetragen.
Der Schäferhund war ein besonders kleines Exemplar seiner Rasse. Auch er hatte in Bleckede seine Ausbildung erhalten, im Leistungswettkampf erste Preise erzielt und im Einsatz seine überragenden Qualitäten als Rauschgift-Spürhund bewiesen.
Diese beiden Spezialisten waren Prachtexemplare der tausendsechshundert Diensthunde und trugen an beiden Seiten des Körpers ihr Zeichen ZOLL mit besonderem Stolz. Sie verfolgten aufmerksam jede Bewegung ihrer Herren, denen sie auf der Zollhundeschule Gehorsam für das ganze Hundeleben »gelobt« hatten. Sie ließen sich auch nicht dadurch ablenken, daß ein Sattelzug an ihrem Standort vorbeizog und auf der rechten Spur anhielt.
Guido nahm den Fuß von der Bremse. »Endstation – aussteigen! Ich gehe pinkeln, und du bist verschwunden, wenn ich wiederkomme.«
»So soll es sein, starker Mann.« Der Tramper streifte sich den Gurt der Tragetasche über den Kopf hinweg auf die linke Schulter und machte Anstalten auszusteigen. Guido sprang von der Fahrerseite auf den Straßenbeton. Er kam hart auf und zog fluchend ein Bein etwas nach, als er am aufgesattelten Container entlang zum Parkplatz-WC ging. Dabei sah er die Zöllner mit den Hunden am VW-Transporter. Das löste die reflexhafte Bewegung aus, zurückzugehen, um das Fahrerhaus abzuschließen. Als er die Tür aufzog, hörte er einen Laut des Erschreckens und sah seine Brieftasche in der Hand des Trampers. Der warf Guido die Lederjacke ins Gesicht, stieß die Beifahrertür auf und verschwand mit langen Sätzen wie der Blitz im Gehölz am Rande des Parkplatzes.
Guido sauste um die stumpfe Kühlernase der Zugmaschine herum und setzte ihm nach. »Ich kriege dich, du Saukerl! Du wirst Hackepeter, wenn ich dich erwische!«
Wie ein Pfeil in den Rücken traf ihn der Ruf: »Halt – stehen bleiben!«
Guido fuhr herum. Am Ende des Fahrzeuges stand ein Zollbeamter mit einem Hund bei Fuß, seine rechte Hand an der Pistolentasche.
Guido schrie erregt: »Mensch, ich bin der Fahrer. Der Kerl da in den Büschen hat meine Brieftasche geklaut. Ich muß ihm nach!«
»Bleiben Sie stehen. Keine Bewegung!« rief der Beamte und hatte die Pistole in der Hand. Guido erstarrte und hob die Hände hoch. Ferner schon waren die Geräusche des durch die Büsche Flüchtenden zu hören. Guido hätte vor Wut heulen können. Dieser übereifrige Beamte hatte alles versaut. Fünftausend Mark waren futsch. »Haltet doch den Richtigen fest!« rief er und wies mit seinen erhobenen Händen in das Gehölz.
Plötzlich erneut der Ruf: »Bleiben Sie stehen – halt, Zoll, halt, Zoll – oder ich setze den Hund ein!« Ein Warnschuß peitschte in die Luft.
Mit zitternden Flanken und mit zum Bersten gespannten Muskeln verharrte der Rottweiler an der Seite seines Herrn. Dann kam der erlösende Befehl: »Basko – los!«
Wie von einem Sprengsatz getrieben fegte das Tier über den Grasstreifen und bohrte sich in das Unterholz.
Der Zöllner kam einige Schritte näher. »Sie können die Hände unten lassen. Den Mann in den Büschen haben wir gleich. Der wird sich freuen.«
Sekunden nur, dann ein angstvoller Schmerzensschrei. »Du verfluchter Hund! Hilfe – Hilfe!«
»Da regt sich jemand auf«, sagte der Hundeführer ganz ruhig und steckte die Pistole zurück. »Wenn einer meinen Kleinen beißen will, muß er schon ein sehr großes Maul haben. Ich werde mal nachsehen.«
Kurz darauf vernahm man den Ruf: »Stehenbleiben, keine Bewegung! Basko – aus!«
Inzwischen waren die anderen Zöllner herbeigeeilt. Der Schäferhund an der kurzen Leine zeigte keine besondere Unruhe. Kamerad Basko würde seinen Teil schon allein erledigen.
So war es auch. Ein völlig aufgelöster und derangierter Tramper, dem die Tränen über die Wangen liefen, wurde von dem Hundeführer aus dem Gehölz in den Kreis der Wartenden geführt. Basko ging vier bis fünf Schritte hinter dem Delinquenten. Von Zeit zu Zeit hörte man ein grollendes Knurren.
»So, hier ist die Brieftasche. Noch alles drin?«
Guido nahm sie entgegen und schaute kurz nach. Das Geld war noch vorhanden. Auch sonst schien nichts zu fehlen. »Danke, stimmt wohl alles. Herzlichen Dank für die Hilfe. Darf ich eine Spende leisten?« Vorsichtig fügte er hinzu: »Für die Gemeinschaftskasse oder
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