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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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wandte sich der Beamte an Guido und den Tramper. »Hier wird einiges zu klären sein.« Dann griff er zum Funksprechgerät.
    »Hallo Eupen! Bitte kommen.«
    »Hier Eupen. Was ist los?«
    »Kontrolle abbrechen! Abrücken zu unserem Standort. Wir haben einen Aufgriff. Remus hat wieder zugeschlagen. Achtung Zentrale! Habt ihr mitgehört?«
    »Ja, alles verstanden.«
    »Zentrale, bitte sofort Zollfahndungsdienst mit Spurensicherung zum Standort Dora-drei.«
    »Verstanden, geht klar. Ende.«
    Nun begann ein Verfahren zu laufen, an das sich der Tramper; vor allem aber Guido Siemann, noch lange erinnern sollte.
    Schon nach wenigen Minuten waren die Beamten des Zollfahndungsdienstes und die zu ihnen gehörenden Spezialisten für die Spurensicherung am Standort Dora-drei. Guido und der Tramper wurden nacheinander im VW-Transporter einer eingehenden Leibesvisitation unterzogen. Kein Stück Papier in der Brieftasche oder Geldbörse blieb ungeprüft, keine Anzugtasche blieb ungeleert.
    Der Sattelschlepper wurde fachmännisch untersucht. Frische Farben am Fahrzeug lassen den Verdacht aufkommen, daß an Blechen oder Metallteilen manipuliert worden ist. Doch in diesem Fall war das Fahrzeug neu. Verdächtige Farbabweichungen ließen sich nicht erkennen. Die Sitze wurden herausgenommen, Verkleidungen abgeschraubt, Matten und Isolierungen entfernt.
    Die Fahnder überlegten, ob auch der aufgesattelte Container geöffnet werden sollte. Doch das hätte nicht hier auf dem Parkplatz, sondern in der Kontrollhalle geschehen müssen. Eine gründliche Überprüfung ergab keine Anhaltspunkte dafür, daß der Container als Schmuggelversteck diente. Remus wurde vom Hundeführer wiederholt hochgehoben und schnüffelte alle Ritzen ab. Er zeigte aber keine Reaktion.
    Die Zollbleie an den Container-Ladeklappen waren in Ordnung. Vorsichtshalber legten die Fahnder mit ihren Plombenzangen zusätzliche Verschlüsse an. Das für Gießen zuständige Binnenzollamt würde die Leerung des Behälters ganz genau überwachen.
    Die Untersuchung dauerte Stunden. Wut und Erregung der Betroffenen, die immer wieder betonten, mit der Leinentasche nichts zu tun zu haben, wichen nach und nach einer müden Resignation.
    Guido blieb bei der Feststellung: »Der Saukerl hat mich und das Fahrzeug nur benutzt, um sein Haschisch über die Grenze zu bringen. Der ist doch mit der Tasche in der Hand in Antwerpen zugestiegen.«
    Der Tramper schien verdrängt zu haben, daß man ihn bei einem Diebstahl auf frischer Tat ertappt hatte und daß er daher weniger glaubwürdig war. Er hatte zu seiner sanften und provozierenden Lässigkeit zurückgefunden. »Dieser starke Mann am Steuer, das liebe Kerlchen da, wollte ganz schlau sein. Er läßt einen Tramper mitreisen, um dem dann alles in die Schuhe schieben zu können, wenn der Zoll fündig wird.«
    Trotz aller Vorhalte und zusätzlicher Überprüfungen war die Zollfahndung nicht in der Lage, aufzuklären, wem die Leinentasche gehörte. Sie wurde mit Inhalt sichergestellt. Vielleicht konnte sie im Laufe der weiteren Fahndung noch Bedeutung erlangen. Das Cannabis aus der Thermosflasche würde vernichtet werden. Bei den fünf- bis sechstausend Kilogramm, die jährlich in der Bundesrepublik beschlagnahmt werden, konnte die relativ kleine Menge die Statistik nur geringfügig verändern.
    Da bei Guido keine Fluchtgefahr bestand, durfte er seine Fahrt fortsetzen. Der Tramper wurde an die Polizei weitergereicht.
    Doch von diesem Tage an war Guido Siemann als eine Verdachtsperson im Informations- und Auskunftssystem des Zollfahndungsdienstes erfaßt. Er war zu einem der vielen Tausend »Fall- und Personendatensätze« geworden, die seit 1975 bei INZOLL elektronisch im Computer gespeichert werden.
    Wegen der Besonderheit des Falles erhielt das für den Firmen- und Wohnsitz zuständige Zollamt Bonn-Beuel eine Nachricht über den Fahndungsvorgang.
    Sein Leiter, Zollamtmann Klatte, konnte bei Eingabe einer entsprechenden Kenn-Nummer jederzeit alle gespeicherten Informationen abrufen.

 
    Kapitel 3
     
     
     
    Der Rückschritt in die Vergangenheit sollte auf blankem Parkett erfolgen. Die »Scene« der Stadt der rheinischen Fröhlichkeit und der politischen Miniaturskandale lag voll im Trend. Das neu eröffnete Etablissement erstreckte sich über das Parterre eines alten Gemäuers. »Old-Sound-Disco«, darin schwebte etwas von Verklärung und Nostalgie. Hier konnte auch die reifer gewordene Jugend ihre verlorenen Jahre und die unsichere Zukunft

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