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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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und beobachtete das geschäftige Kommen und Gehen der kleinen Boote, die ihre zahlenden Fahrgäste um den sich turmhoch erhebenden Rumpf der
Tornade,
Lequillers Flaggschiff, ruderten. In wenigen Monaten würde der Dreidekker wieder in See gehen, diesmal unter der Flagge seines alten Feindes: mit einem anderen Kommandanten und einer anderen Besatzung, und vielleicht würde seine Herkunft auch unter einem anderen Namen verborgen sein.
    Bolitho war dankbar, daß nicht auch die
Hyperion
als groteskes Überbleibsel der Schlacht und Schauobjekt für alle Leute dort unten lag. Fast sofort, nachdem sie am gestrigen Morgen in den Plymouth-Sund eingelaufen waren, hatte man sie ins Dock verholt, und bis zu diesem Augenblick hatten ihre Pumpen einen tapferen Kampf gegen das Eindringen der rachsüchtigen See geführt. Eines war sicher: die alte
Hyperion
würde nie wieder in den Kampf ziehen. Nun, da unverwundet gebliebene Reste ihrer Besatzung ausbezahlt und auf die übrige Flotte verteilt worden waren, lag sie leer und leblos in Erwartung ihres endgültigen Schicksals. Im besten Fall konnte sie als Ausbildungsschiff für den Nachwuchs dienen. Im schlimmsten… Bolitho versuchte, nicht daran zu denken, daß sie ihre Tage auch als schwimmendes Gefängnis in irgendeiner Flußmündung beenden konnte. Er hatte sie erst vor ein paar Stunden verlassen. Was er gesehen hatte, hatte ihn traurig gestimmt, denn er wußte, daß er niemals lebend davongekommen wäre, wenn es nicht dieses stillschweigende Einvernehmen zwischen ihm und dem Schiff gegeben hätte.
    Als er über die zersplitterten Decks gegangen war, hatte er noch einmal an die Heimreise nach der Schlacht denken müssen. Sie hatte fast zwei Wochen gedauert, und wenn die Biskaya ihnen nicht ausnahmsweise freundlich gesonnen gewesen wäre, würde die
Hyperion
jetzt wohl in Frieden auf ihrem Grunde ausruhen. Am Ende der ersten Woche waren die Schiffe von einem heftigen Windstoß getroffen worden, durch den sich einer der französischen Zweidecker von seiner Schlepptrosse losriß und in wenigen Minuten kenterte. Wenn diese Bö nicht genauso schnell wieder abgeklungen wäre, hätte die
Hyperion
es kaum bis nach Hause geschafft.
    Es hatte großer Anstrengungen und ständiger Arbeit bedurft, vielen guten Zuredens und – nicht zuletzt – seemännischen Könnens, um sie durchzubringen. Die Tage erschienen ihnen wie Wochen, und immer wieder hatte es Seebestattungen gegeben, als weitere Verwundete ihren Kampf ums Überleben verloren.
    Schließlich waren sie dann auf Sir Manley Cavendishs Geschwader gestoßen, und ihre Last hatte sich etwas verringert. Aber Bolitho war von den vorangegangenen Anstrengungen zu erschöpft gewesen, als daß er sich mehr als verschwommene Bilder von den Ereignissen und den Leiden, die diesen Augenblick ermöglicht hatten, in Erinnerung rufen mochte.
    Sympathieerklärungen und Glückwünsche, Cavendish, der seine Hand ergriffen und Worte der Anerkennung und von möglicher Beförderung gemurmelt hatte – alles schien verlorene Zeit und ohne wirklichen Gehalt.
    Als er am Dock entlanggegangen war und sich die riesigen Löcher im Schiffsrumpf und die Spuren von Pulverqualm und Blut angesehen hatte, hatte er sich gefragt, ob das Schiff selber es wohl irgendwie empfand, daß sein Leben vorüber war. Aber als er am Bug angekommen war und zu der grimmigen Galionsfigur hinaufgeschaut hatte, war ihm einige Augenblicke lang so gewesen, als hätte er die Antwort gefunden. Der Blick des Sonnengottes war so fest wie immer, und der vorgestreckte Dreizack zeigte mit der gleichen Teilnahmslosigkeit und Arroganz auf unsichtbare Horizonte. Vielleicht war das Schiff nach dreiundzwanzig Jahren harten Dienstes reif für den Ruhestand und er reagierte falsch, ihm etwas anderes zu wünschen.
    Den ganzen Weg vom Dock zurück hatte er sich überlegt, was wohl mit ihm selber geschehen würde. Die übrige Besatzung würde – ob sie wollte oder nicht – bald wieder auf See sein. Sie hatte sich mit neuen Schiffen und einer anderen Umwelt vertraut zu machen, bevor sie überhaupt Zeit gefunden hatte, Gott für ihre Rettung zu danken. Es war schwer gewesen, sie gehen zu sehen, die rechten Worte zu finden, die einem so reichlich einfielen, wenn es zu spät und der richtige Augenblick verpaßt war. Gossett und Tomlin und alle die anderen, die so viel mit ihm erlebt und erduldet hatten. Und Inch natürlich, der auch jetzt wieder auf der Suche nach einem Mädchen war, das er heiraten könnte,

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