Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
Vom Netzwerk:
Büro; die Besitzurkunde zu seinem Club hielt sie jetzt in der Hand. Auch alle anderen Objekte, die den Pot ausgemacht hatten, gehörten ihr. Sie erwartete, dass der Mann sich aufblasen und sie bedrohen würde. Und sie war darauf vorbereitet. St. Clair hatte eine Minipistole im voluminösen Ärmel ihrer Bluse versteckt. Eigenartigerweise schien es dem Mann nicht allzu viel auszumachen. Er meinte, er habe ohnehin daran gedacht, weiterzuziehen, und die Karten, die sie alle anbeteten, hatten das ja wohl bestätigt.
    Auf dem Tisch lag eine weitere Urkunde, die sich als weitaus wichtiger herausstellte, als man auf den ersten Blick angenommen hätte. Sie war auf die scheinbar wertlose Ladung eines Frachters ausgestellt – eines Museumschiffes, das aufgrund des Krieges inmitten seiner Ausstellungstour mittellos gestrandet war.
    Sobald sie und L’n den Zugang zu dem geborstenen Laderaum aufgebrochen hatten und hineingestiegen waren, roch St. Clair Geld. Dort drinnen befand sich eine Wanderausstellung altertümlicher Casinos im Stil der alten Erde, mechanische Glücksspielautomaten, Würfeltische, Bingomaschinen, Rouletteräder, jede Menge noch vollständiger Spielkartenpacken aus echtem Papier. Und Vids über Vids, in denen dargestellt wurde, wie die Leute damals, vor Tausenden von Jahren, ihr Geld verloren hatten.
    St. Clair ließ den K’ton Klub bis auf das Erdgeschoß abreißen und installierte dort die Maschinen. Gerüchte über faire Prozente und nostalgische Glücksspiele lockten die Kunden herbei wie die Fliegen. Die Spielsüchtigen waren sicher, dass sie nicht übers Ohr gehauen werden konnten, weil kaum Elektronik im Spiel war. Apparaten, die Knarz-Knarz-Surr machten, traute man weit eher zu, den Gesetzen der Natur zu gehorchen, als Computern, die mit einem redeten, einen an der Nase herumführten und nach Livie-Art mit der Wirklichkeit spielten, während sie einem pausenlos die Credits aus der Tasche zogen.
    Von Anfang an wollte St. Clair ihr Etablissement so exklusiv wie möglich gestalten. Anstelle von grell erleuchteten Reklametafeln zeigte nur eine kleine, glitzernde Plakette vor dem Eingang an, was sich dahinter verbarg: »K’ton Klub. Nur für Mitglieder.«
    St. Clair beglückwünschte sich, während sie durch die recht schmucklos gekleideten Besucher glitt, aus denen das Publikum im Erdgeschoß bestand. Sie registrierte sofort, was richtig lief, und, weit wichtiger noch, alles, was nicht so gut funktionierte falls es so etwas überhaupt gab. Der Raum war von einarmigen Banditen aus dem Museumsschiff umgeben. In diesem Stockwerk brachten sie fast das meiste Geld, wurden nur noch von den Würfeltischen übertroffen; an dritter Stelle lagen die Bingo-Marathons, bei denen es auch einen Pot zu gewinnen gab, der jeden Tag voller wurde, bis kein Spieler aus der großen Masse der Versuchung widerstehen konnte und seine Credits auf Spiel setzte.
    Um ein wenig Elitegefühl und soziales Klassenbewusstsein aufrechtzuerhalten, wurde die Mitte des Raums von einer erhöhten, mit Seilen abgetrennten Plattform beherrscht, auf der immer ein Whist-Spiel mit höchsten Einsätzen am Laufen war. Um ständig neue Spieler zum Mitmachen zu ermuntern, verlangte St. Clair für einen Platz am Tisch nur sehr niedrige Gebühren und nahm für das Haus überhaupt keine Beteiligung.
    Ständig gingen verführerisch gekleidete Männer und Frauen durch die Menge, boten Cocktails, Narkotiks und Snacks an. Zu Friedenszeiten hätte das alles zum kostenlosen Service gehört, doch jetzt waren die Spieler so dankbar, dass es überhaupt etwas gab, dass sie gerne dafür bezahlten. Von hier aus standen dem Kunden zwei Wege offen. Er konnte entweder hinaus auf die Straße gehen und das Haus verlassen – der Weg führte ihn allerdings durch ein Bordell, wo ihn Joyboys und Joygirls dazu ermunterten, die letzten eventuell noch verbliebenen Credits mit ihnen zu verprassen –, oder er gelangte über die Treppe hinauf ins nächste Casino, wo die Einsätze entsprechend der Klasse der Klientel nach oben schnellten.
    Der vorhergehende Eigentümer hatte ein ähnliches Konzept verfolgt, indem er auf jedem der drei Stockwerke ein Casino und ganz oben einen Nachtclub mit Restaurant betrieb. Er hatte jedoch Eingangskontrollen und Fahrstühle eingesetzt, um die armen Zocker und die Mittelklasse von den reichen Kunden deutlich abzugrenzen. Mit zu den ersten Dingen, die St. Clair in Angriff nahm, gehörte die Abschaffung der separaten Eingänge und Aufzüge. Jeder

Weitere Kostenlose Bücher