Feindgebiet
der Verschwörerliste gestaltete Alex. Sten hatte andere Probleme: Lord Fehrles patriotische Tournee. Sie ergab keinen Sinn. Nicht die Tour selbst war sinnlos, aber die Tatsache, dass jeder darüber Bescheid zu wissen schien. Entweder bestand der gesamte Tahn-Sicherheitsdienst aus Dummköpfen, was Sten nicht zu glauben wagte, oder jeder, der mit der Tour zu tun hatte, litt an Sprachdurchfall.
Er schickte die Berichte, in denen stand, wann Fehrle abreiste, wohin er von den Arbroath-Welten aus weiterflog, was er aß und was er trank und mit wem er dabei zusammentraf, direkt zum Imperium. Alles war als Kategorie zwei oder niedriger eingestuft und berief sich von verlässlichen Quellen über persönlich erfahrene Informationen bis hin zu Hintertreppengerüchten. Nichts davon entsprach Kategorie eins; nichts davon ging deshalb als Wahrheit durch.
Eines schönen Nachmittags ließ Chetwynd Sten durch einen Boten wissen, dass er sich mit ihm treffen wollte.
Sie setzten sich in entspannter Stimmung auf ein paar Gläser zusammen. War es nicht soweit, Chetwynds Credits-Zuteilung zu erhöhen? Und war es der Sache nicht dienlich, wenn Sten ihn in etwa wissen ließ, was als nächstes geschehen sollte? Hatte er vielleicht irgend etwas von einer neuen, fehlgeschlagenen Offensive gehört? Dann kam Chetwynd auf den Punkt.
»Einer meiner ältesten Kumpel ist da auf etwas gestoßen, das interessant für dich sein könnte. Er ist einer meiner besten Agenten, musst du wissen.«
»Mit anderen Worten: ein Dieb.«
Chetwynd sah zutiefst verletzt aus. »Verdammt, Sten, sei nicht so misstrauisch. Der Kerl ist ein abgebrühter Freiheitskämpfer.«
»Dann muss ich mich wohl korrigieren. Ein guter Dieb.«
»Er war letzte Nacht unterwegs, und zwar im 23YXL-Areal des Hafens. Das ist dort, musst du wissen, wo sich die meisten Lagerhäuser für unverzollte Ware befinden. Er war auf der Suche nach einigen wichtigen Informationen und« – Chetwynd kicherte und nahm einen Schluck – »nach allem anderen, was nicht angebunden ist.
Er kommt also zu dieser Lagerhalle. Findet die modernsten, aufwendigsten Sicherheitssysteme. Was ziemlich interessant ist. Er klettert also aufs Dach und steigt ein. Auf einmal tauchen hinter einer Ecke ganz unerwartet ein paar Zivilbullen auf. Fast wäre er ihnen in die Arme gelaufen.
Also klettert er schnell wieder vom Dach runter und schwört, dass die ganze Bude dort voller Bütten ist. Komisch – er kannte sogar einige von ihnen. Geheimdienstler, wie er sagt.
Ich weiß nicht, was in dieser Halle ist, dachte mir aber, dass du mit dem Tipp vielleicht etwas anfangen kannst.«
Chetwynd wartete. Sten kramte einen Packen Credits hervor und schob sie ihm hin. Beide Seiten sahen es als selbstverständlich an, dass sie für Chetwynds Organisation gedacht waren. Vielleicht sah Chetwynds Handlanger, falls er wirklich ein alter Kumpel war, einen Teil davon. Wahrscheinlich eher nicht.
Kilgour suchte das Lagerhaus mit einem handflächengroßen Infrarotfernglas ab und zischte durch die Zähne. »Dieser Kerl hat ziemlich untertrieben. Die Halle wird von mehr Leuten bewacht, als ein Campbell Flöhe hat.«
Auch andere interessante Dinge gingen vor sich. Ungefähr einen halben Kilometer von der Lagerhalle entfernt war ein Schiff gelandet. Sten identifizierte es als Transporter mit Standardbewaffnung, jedoch ausgerüstet mit absolut nicht standardgemäßen Sicherheitssystemen. Das Schiff stand auf einer ringsum freien Fläche. Um das Schiff herum waren drei, nein vier Ringe von Wachen postiert, uniformierte Soldaten, die ihren Abschnitt auf militärische Weise abriegelten. Von eigens zu diesem Anlass aufgestellten Türmen am Rande des Landefelds leuchteten Scheinwerfer die Dunkelheit zwischen den Ringen aus.
»Das Schiff wird beladen«, flüsterte Kilgour. »Und das von ganz eigenartigen Lademannschaften.«
Er reichte Sten das Glas, der hindurchsah und nickte.
»Das einzig Zivile an denen ist die Tatsache, dass sie nicht im Gleichschritt marschieren.«
Faszinierend. Nicht nur, dass in der Halle offensichtlich etwas sehr Wertvolles lagern musste – was höchst interessant für den Imperialen Geheimdienst war –, es wurde sogar in tiefster Nacht von Soldaten in das Schiff befördert. Sten hätte am liebsten sofort die eine oder andere dieser unbeschrifteten Kisten aufgebrochen. Sie wurden so vorsichtig transportiert, als enthielten sie ausnahmslos wertvollstes Gut.
Kilgour hatte einen kleinen multifunktionalen
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