Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
Vom Netzwerk:
unbedingt mit der großen Verdienstmedaille ausgezeichnet wird, wenn er einen heldenhaften Geheimdiensttypen hochgehen ließ, dem das Hirn daraufhin zuerst gescannt und dann ausgebrannt wurde. Eher würden sie mich als Kriegsverbrecher hinstellen oder so etwas.
    Und das würde mir überhaupt nicht gefallen.
    Wie schon gesagt, ich bin immer auf der Seite der Gewinner. Also … zumindest solange sich die Dinge nicht dramatisch ändern und mir einfällt, wie wir dieses Spielchen besser spielen, und mit wessen Karten … solange werde ich wohl mit dir genau das tun, was ich bisher auch getan habe. Nichts.
    Das ist alles, Gefangener.«
     
    Sten war kurz davor, eine Entscheidung zu treffen, die er selbst verabscheute.
    Sogar bei der Flucht gab es Strategie und Taktik. Die Taktik das Auffinden möglicher Fluchtrouten, den Ausbau dieser Routen, die Ausrüstung der Ausbrecher – war sehr einfach.
    Die Strategie war das, was einem Kopfschmerzen bereitete.
    Die Pflichten eines Gefangenen endeten nicht mit seiner Gefangennahme. Er oder sie waren nach wie vor im Krieg, ein Krieg, der weitergefochten wurde, sogar innerhalb eines Gefangenenlagers. Jeder in Koldyeze war nicht nur während der Ausbildung hypnokonditioniert worden, sondern hatte diese Auffassung auch durch seinen fortgesetzten Widerstand befürwortet.
    Ein Teil dieses Widerstands war die Flucht.
    Eine Flucht bewirkte weitaus mehr, als den armen, bedauernswerten Gefangenen wieder nach Hause zu bringen, wo er hoffentlich bald wieder in die aktiven Kampfhandlungen integriert wurde, nein, schon der bloße Akt der Flucht war eine Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Jeder Gefangene, der seine Häscher beschäftigte, sorgte dafür, dass einer oder mehr potentielle feindliche Soldaten nicht an die Front geschickt, sondern zu Aufsehern gemacht wurden. Je mehr die Gefangenen die Aufseher beschäftigten, desto mehr wurde die Kampfkraft des Feindes geschwächt. Entscheidend dabei war natürlich, die Linie nicht zu überschreiten, hinter der der Feind beschloss, dass eine Kugel in den Kopf weitaus wirtschaftlicher war.
    In dieser Hinsicht hatten die Gefangenen von Koldyeze hervorragende Arbeit geleistet und nicht nur den Krieg, sondern auch ihr eigenes Leben weitergeführt. Cristatas Tunnel konnte dem schlagartig ein Ende bereiten.
    Es war allein Stens Entscheidung, die Colonel Virunga nur begutachten und dann autorisieren würde.
    Sobald der Tunnel die äußeren Mauern unterquert hatte und ins Freie stieß, gab es zwei Möglichkeiten der Flucht: Massenflucht oder organisierte Flucht.
    Eine Massenflucht hieß nichts anderes, als dass jeder, der sich durch das Loch quetschen konnte, nach wenigen Minuten frei auf Heath herumlaufen würde.
    Das Endresultat?
    Mit Sicherheit würde man sämtliche Truppen und Hilfskräfte auf Heath von ihren normalen Aufgaben abziehen und auf die Verfolgung der Flüchtigen ansetzen. Auch andere Einheiten, die gerade zur Front unterwegs waren, konnten nach Heath umgelenkt werden. Letztendlich würde man die meisten, wenn nicht alle Gefangenen, wieder einfangen.
    Und dann ermorden.
    Es war auch sehr gut möglich, dass sämtliche Lagerinsassen von Koldyeze als Vergeltungsmaßnahme abgeschlachtet wurden.
    Virungas Empfehlung ging in diese Richtung. Jeder für sich alleine. Wir sind alle Soldaten und daran gewöhnt, Risiken einzugehen.
    Sten entschied sich für die zweite Option, obwohl er viele der Leute, die lange Zeit am Tunnel gearbeitet hatten, dazu verdammte, in Gefangenschaft zu bleiben und ihnen auch die geringste Chance nahm, selbst in die Freiheit zu gelangen.
    Die zweite Option belief sich darauf, eine Handvoll sorgfältig vorbereiteter Gefangener hinauszuschicken, ausgerüstet mit allem, was die Organisation X zu bieten hatte, von gefälschten Papieren bis hin zu Geld.
    Sten kam keinesfalls aus humanitären Gründen zu diesem Entschluss; jedenfalls redete er sich selbst das ein.
    Bislang hatte es so gut wie keinen erfolgreichen Ausbruch aus Tahn-Lagern gegeben, zumindest nur sehr wenige, von denen er gehört hatte. Wenn in Koldyeze ein Massenausbruch stattfand und die Flüchtenden eingefangen, in einem Schauprozess verurteilt und dann hingerichtet wurden, so würde das vielerorts den Widerstand entmutigen, ganz zu schweigen von Fluchtversuchen aus anderen Lagern auf anderen Planeten.
    Es war besser, wenn ein einziger Ausbrecher es aus dem Herzen des Tahn-Systems bis nach Hause schaffte und dieser Erfolg überall verkündet

Weitere Kostenlose Bücher