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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2
Autoren: Der Konig der Fuchse
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Alter, um die Schwertkunst zu erlernen. Seine Lehrer
halten ihn für viel versprechend, und ich denke, die
Gelegenheit, einen Experten zu beobachten, wird
dem Jungen ein gutes Vorbild geben. Findet Ihr nicht
auch?«
Tal konnte nicht widersprechen, und es wäre ohnehin unhöflich gewesen, das zu tun. »Beinahe alles
Lernen beginnt mit Nachahmung, Majestät.«
»Richtig. Was haltet Ihr von heute in einer Woche?«
»Wann immer Ihr wünscht, Majestät.«
»Sagen wir am Vormittag. Ich bin der Ansicht,
dass man am Vormittag aufgeweckter ist als am
Nachmittag.« Dann wandte er sich seiner Frau zu
und sagte: »Immer vorausgesetzt, dass ich überhaupt
irgendwann aufgeweckt bin.«
Die Königin lächelte und tätschelte ihrem Mann
den Arm. »Ihr seid ein sehr aufgeweckter Mann, Mylord … manchmal.«
Der König lachte laut, und Tal musste ebenfalls
lächeln. König Carol von Roldem war der einzige
Monarch, dem Tal auf seinen Reisen begegnet war,
aber Tal bezweifelte, dass die anderen solche Bemerkungen über sich selbst machten.
»Soll ich einen Gegner mitbringen, Majestät?« Tal
wusste, dass jeder Schüler am Hof der Meister und
die meisten Lehrer die Gelegenheit begrüßen würden, an den Hof zu kommen. Wann hatte man schon
eine so gute Möglichkeit, sich die Gunst des Königs
zu erwerben?
»Wir haben genug Schwertkämpfer im Palast,
Junker«, antwortete der König. »Seid einfach nur
zum vereinbarten Zeitpunkt hier.«
»Ja, Euer Majestät«, sagte Tal und verbeugte sich,
da er sich entlassen glaubte.
Er bemerkte, dass ein paar andere Gäste sich verabschiedeten, und kam zu dem Schluss, dass er jetzt
ebenfalls gehen konnte. Aber auf halbem Weg zur
Tür hörte er eine vertraute Stimme. »Junker, einen
Augenblick bitte.«
Ohne sich umzudrehen, sagte Tal: »Hauptmann,
was für eine unerwartete Überraschung.«
Hauptmann Dennis Drogan kam auf Tal zu und
sagte mit einem Lächeln: »Schön, Euch wieder zu
sehen, Junker.«
»Was bringt Euch hierher?«, fragte Tal.
Dennis, ein breitschultriger Mann mittleren Alters,
hatte einen Kopf, der beinahe vollkommen rund aussah. Er trug sein Haar sehr kurz geschnitten und
schien sich nicht daran zu stören, dass dadurch sein
linkes Ohr noch mehr auffiel, das ihm jemand bei
einer Rauferei in seiner Jugend halb abgebissen hatte. Seine Nase sah aus, als wäre sie im Lauf der Jahre
mehrmals gebrochen worden. Tal hatte schon bald
erkannt, was für eine Art Mensch Drogan war: ein
zäher Kämpfer, gnadenlos und gefährlich. Und dass
er in der Stadt das Gesetz der Krone repräsentierte,
machte ihn noch gefährlicher.
Drogan lächelte. »Mein Onkel ist immer noch
Kämmerer hier im Palast, und ich bin streng genommen ein Angehöriger des königlichen Hofes.«
»Ja, selbstverständlich, aber was führt Euch wirklich her?«
Drogan legte Tal die Hand auf die Schulter und
schob ihn auf die Tür zu. »Ihr, Junker.«
»Ich?« Tal ging neben dem kleineren Mann her.
»Warum?«
»Wenn Ihr in der Stadt seid, entwickeln die Leute
die ärgerliche Angewohnheit, tot umzufallen. Ich
dachte, ich sollte lieber gleich mit Euch sprechen,
bevor sich wieder ein paar Leichen ansammeln.«
Tal versuchte nicht, unschuldig zu tun, aber er
setzte eine bekümmerte Miene auf. »Dennis, Ihr und
ich, wir waren nie enge Freunde, aber gute Bekannte.
Ihr wisst, dass diese Personen nur deshalb gestorben
sind, weil sie mein Leben bedrohten. Was soll ich
tun? Beiseite treten und sagen: ›Oh, wenn ich mich
verteidige, wird das den Hauptmann der Stadtwache
ärgern, also lasse ich mich lieber umbringen‹?«
Der Griff an Tals Schulter wurde fester. »Nein, auf
keinen Fall; wenn Euer Leben in Gefahr ist, verteidigt Euch. Ich schlage nur vor, dass in der nächsten
Zeit Euer Leben nicht in Gefahr sein sollte.«
Hin und her gerissen zwischen Zorn und Heiterkeit sagte Tal: »Ich werde mein Bestes tun.«
»Mehr kann ich nicht verlangen.«
Tal entzog sich der fleischigen Hand des Hauptmanns und verließ den Palast. Draußen, wo andere
Gäste auf ihre Kutschen warteten, drängte Tal sich
durch die Menge und verließ das Schloss durch ein
Fußgängertor. Er hatte jedoch erst ein paar Schritte
hügelabwärts zurückgelegt auf einer breiten Straße,
die von den Häusern reicher Leute gesäumt war, als
jemand ihn einholte und begann, neben ihm herzugehen.
»Guten Abend, Tal«, sagte eine vertraute Stimme.
»Guten Abend, Quincy«, antwortete Tal, ohne sich
nach dem Mann umzudrehen. Er hatte den
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