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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der verruckte Gott cropped
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gegeben, und selbst die schlauesten Untoten waren für gewöhnlich nicht sonderlich intelligent und immer wahnsinnig gewesen. Er versuchte, Nakor zu beherrschen, wie er es mit einem anderen untoten Wesen getan hätte, aber der kleine Mann grinste ihn weiterhin nur an.
    »Das hier ist amüsant, aber Eure Zeit ist vorüber. Ich brauche etwas, was Ihr habt«, sagte Nakor.
    Leso Varen starrte ihn an. »Was …«, begann er, aber Nakor streckte die Hand aus, und sie schien problemlos in Varens Brust einzudringen. Varen riss die Augen auf, als würde er einen betäubenden Schmerz empfinden, und schaute an sich herab, als Nakor die Hand wieder herauszog.
    Nakor öffnete die Finger, und auf seiner Handfläche lag ein winziger Kristall, schwarz und an jedem Ende spitz zulaufend, wie ein Edelstein mit vielen geschliffenen Facetten. Tief im Kristall brannte ein trübes Licht und pulsierte 319
    mit einem purpurfarbenen Glühen. »Wir sind nur Gefäße, Ihr und ich«, sagte Nakor. »Der einzige Grund, wieso wir hier sind, besteht darin, dass wir etwas in uns trugen, das ansonsten an diesem Ort nicht hätte bestehen können. In mir trug ich den winzigsten Funken von Banath. Und das hier« - er hob den winzigen Kristall hoch, so dass Varen ihn sehen konnte - »ist ein winziger Funke des Namenlosen. Euer Herr hat Euch hierhergeschickt, um den Dunklen zu zerstören. Er mag gefangen sein, wahnsinnig und zahllose Meilen von seiner Heimatwelt entfernt, aber er ist immer noch wütend genug, dass ein anderer ihm seine Welt abnehmen will, dass er Euch herbestellt hat. Ihr seid seine Waffe, Leso.«
    Varens Augen starrten ins Leere, und Nakor schob ihn beiseite. »Wir brauchen Euch nicht mehr, denn jetzt halte ich den Gottesmörder in der Hand!«
    Der ehemalige Meister der Nekromantie sackte zu einem kleinen Häuflein zusammen, endlich tot. Einen Moment lang betrachtete Nakor, was er in der Hand hatte, dann sah er den Schreckenslord an. »Nur noch ein paar Minuten«, versprach Nakor. »Dann werden wir es zu Ende bringen.«
    Pug erhob sich hoch in die Luft. Er schob eine beinahe überwältigende Trauer beiseite: Abertausende unter ihm starben. Er starrte das Ding an, das der Schwarze Berg war, und seine Hoffnung schwand weiter. Das Gebilde überzog nun Hunderte von Meilen des Kaiserreichs. Pug nahm an, bei der derzeitigen Geschwindigkeit würde der gesamte Planet innerhalb eines Monats überrannt sein, vielleicht sogar schon früher.
    Er ignorierte die entsetzlichen Geräusche unter sich und stieg weiter auf, bis er spürte, dass die Luft kalt und dünn
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    wurde. Er schuf eine Luftblase um sich herum, wusste aber, dass sie nicht lange halten würde, und stieg noch höher empor, bis er die Biegung des Planeten unter sich sehen konnte.
    Er war traurig, denn obwohl Kelewan ihm auf so vielerlei Weise fremd geblieben war, hatte er es doch jahrelang als sein Zuhause betrachtet. Die Tsurani waren ein einzigartiges und stolzes Volk und verkörperten das Beste und das Schlechteste an der Menschheit. Sie konnten grausam, mörderisch und hasserfüllt sein, aber auch großzügig und ehrenhaft und würden ihr Leben für ihre Überzeugungen opfern. Und sie hatten eine große Fähigkeit zu lieben.
    Er dachte darüber nach, als sich etwas innerhalb des Schwarzen Berges bewegte. Pug nutzte seine magische Sichtweise, geschärft in seiner Zeit auf der Dasati-Welt, um tiefer in das Herz der Kuppel zu schauen. Dort sah er eine Szene, die so entsetzlich war, dass er seine Wut kaum beherrschen konnte.
    Hunderte von Dasati-Todesrittern trieben ihre riesigen Varnin über das von der Kuppel umschlossene Land und zerrten Netze mit toten und sterbenden Tsurani hinter sich her. Die gewaltige Grube, die den Tunnel zur zweiten Ebene und zur Dasati-Welt Omadrabar bildete, blieb in einem festen Abstand zum Rand der Kuppel, also hatten die Todesritter immer dieselbe Entfernung zurückzulegen, ganz gleich, wie sehr sich die Kuppel erweiterte. Die Grube war nun riesig, hatte einen Durchmesser von Hunderten von Meilen. Und Pug spürte mehr als er sah, dass sich darin etwas bewegte.
    Nakor sah seltsam distanziert zu. Ihm fiel ein, dass er vielleicht, weil er tot war, wenig Interesse an anderen Dingen als dem unmittelbar Bevorstehenden hatte. Er fragte sich,

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    ob er Bedauern empfinden sollte, denn er erinnerte sich daran, im Leben sehr neugierig gewesen zu sein, und dann erkannte er, dass er keine Zeit zum Nachdenken hatte.
    Der Schreckenslord benutzte seine Macht, um

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