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Feldpostnummer unbekannt

Feldpostnummer unbekannt

Titel: Feldpostnummer unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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setzte er auf ihre stumme Frage hinzu.
    »Danke«, antwortete die Frau zerstreut und griff hastig nach dem Umschlag.
    Kleebach ging schnell weiter. So sahen sie alle aus, und alle griffen sie hastig nach dem Schreiben, und so groß war dann jedesmal bei seinem Auftauchen die Freude, daß sie im ersten Moment immer verstört wirkten.
    Er hatte bei der Schreinerei im Gartenhaus die letzte Post abzugeben. Und gerade, als er zurückkam, hörte er den Schrei und bemerkte, wie die Nachbarn auf die Wohnung von Frau Birner zuliefen, sah im Weitergehen allen Schmerz, den ihr Gesicht festhielt und wußte, daß er ihr keine Freude gemacht, sondern die Todesnachricht ihres Mannes ins Haus gebracht hatte.
    Er zog den Kopf zwischen die Schultern, ging mit müden Schritten weiter und wagte nicht daran zu denken, wie es sein würde, wenn er sich einmal selbst solche Post zuzustellen hätte …
    Der Morgen hatte Sonne, die Luftaufklärung Voralarm gebracht. Die Panzerjagd-Einheit rückte in die Stellung bei Arras ab, die am Vortag bereits bestimmt worden war. Die Zivilisten gingen vorsorglich in den Keller. Die Erde war warm, die Sicht klar. Im Sonnenglast funkelten die Aluminiumschwingen der Flugzeuge. Es waren keine eigenen. Es waren Briten, die in geordneter Formation die Hauptkampflinie überflogen.
    »Aus ist's mit dem faulen Frieden«, bemerkte Böckelmann ahnungsbang.
    »Was ist denn da heute los?« fragte sein Freund Kleebach kritisch. Bisher hatte die deutsche Luftwaffe den Himmel beherrscht. Alliierte Flugzeuge sah man höchstens vereinzelt, und dann stürzten sich gleich die Me's auf sie, schossen sie ab, oder verjagten sie wenigstens.
    »Unsere Jäger pennen heute noch«, fluchte der Gefreite Böckelmann. »Dein Bruder Fritz war immer schon 'ne Schlafmütze.«
    »Der fliegt doch eine He 111«, versetzte Kleebach.
    »Auseinander, ihr beiden!« fuhr sie der Kompaniechef an. »Kleebach, bleiben Sie gefälligst bei Ihrer Dreckskanone!«
    »Jawohl, Herr Oberleutnant«, rief der Gefreite beflissen. Er war Richtkanonier der französischen Beutepak und beschoß den Feind mit seinen eigenen Geschossen.
    Voralarm. Zehn Uhr morgens. Man hörte schon das dumpfe Dröhnen heranrollender Panzer. Vorsorglich forderte der Kompaniechef bei der Luftwaffe Stukas an. Die Stukas blieben aus.
    »Was soll's auch?« tröstete der Oberleutnant seine Leute, »das machen wir doch alles alleine …«
    Die Sturmgeschütze der Kompanie hielten sich in einer seitlichen Mulde bereit. Noch war nichts zu sehen, aber die Landser starrten nach dem Horizont, bis ihre Augen tränten. Sie wußten längst, wie man einen Panzer abknallte. Sie hatten es während der Ausbildung hundertmal geübt, und während des Einsatzes mindestens dutzendmal erlebt. Ruhe gehörte dazu, und Mut, Nerv und Verve, alles andere war dann ein Kinderspiel: so nah wie möglich herankommen lassen, sorgfältig zielen, Überraschungsmoment ausnützen, Direktbeschuß, und dann wurden aus eckigen Vernichtungskästen platzende Stahlsärge.
    Gegen elf Uhr war im linken Nachbarabschnitt der Teufel los. Noch immer keine Stukas. Noch immer kein Sperrfeuer durch die Artillerie. Noch immer nahmen es die Landser nicht ernster als es schien. Erst gegen Mittag wurden sie unruhig, als die Meldung durch die Front lief, daß den Tommies ein Panzerdurchbruch geglückt sei. Auch rechts schwoll jetzt der Kampflärm an.
    »Ganz schöner Reichsparteitag«, brummelte der Oberleutnant, »gleich gibt's Zunder … wie fühlen Sie sich, Kleebach?«
    »Prima, Herr Oberleutnant.«
    »Für jeden Panzer, den Sie liefern, kriegen Sie einen Urlaubstag extra«, versprach der Kompaniechef, »abgemacht?«
    »Jawohl, Herr Oberleutnant«, versetzte der Richtkanonier und lächelte hinter seinem Offizier her.
    Der Junge war ruhig. Er spürte nicht einmal Angst, nur ein leichtes Sodbrennen im unteren Teil der Speiseröhre, wo sie in den Magen mündet. Er warf die Zigarette weg und zündete sich die nächste an. Er hatte bisher drei, vielleicht sogar vier französische Panzer abgeschossen. Das war längst nichts Neues mehr für ihn, aber es blieb gräßlich. Nicht so sehr die Angst, von ihnen überrannt zu werden, als die Sekunde, in der die Granate aus dem Rohr fuhr und dreihundert Meter weg ein Blitz aufflammte und feindliche Soldaten, aber Menschen, vom brennenden Öl verschmort wurden und dann alle Angst und aller Schmerz dieser Erde in einem letzten Schrei lag. Manchmal fuhr Kleebach aus dünnem Schlaf hoch und hielt sich

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