Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12
seines Gastgebers gemütlich. »Das
Erstaunliche daran ist, daß das eine Masche war, ein Plan, den er in seinem
süßen kleinen Katzenherz ausgeheckt haben muß.« Nach einer Woche, als für ihn
feststand, daß er bleiben durfte, hörte er mit dieser Form des »Anbaggerns« auf
und ließ sich nie wieder dazu herab.
Literatur: Jeffrey Masson: Katzen lieben anders. Ullstein Heyne List, München 2003
2.
Pärchenweise lud Noah die Tiere in seine Arche ein.
Je ein Weibchen und ein Männchen sollten später unter Gottes Aufsicht eine
Familie gründen. Was Noah in seinem Eifer übersah: Zahlreiche der ins Schiff
aufgenommenen Paare dürften homosexuell gewesen sein.
Obwohl ein französischer Naturforscher schon vor
200
Jahren gleichgeschlechtlichen Sex bei Vögeln
beobachtete, haben die Wissenschaftler Jahrhunderte lang aus Prüderie die
»verbotene Liebe« unter Tieren vertuscht, verheimlicht, umgedeutet oder ganz
einfach nicht wahrnehmen wollen. »Dabei ist eindeutig belegt«, so der Göttinger
Anthropologe Volker Sommer, »daß sämtliche unter den Menschen praktizierten
Varianten homosexuellen Verhaltens auch beim Tier vorkommen.«
Viele Würmer und Wildschafe, Möwen und
Meerschweinchen legen – oft zusätzlich zum heterosexuellen Hauptinteresse –
schwule Nebenseiten an den Tag und praktizieren ungeniert Dinge, auf die in
islamischen Gottesstaaten noch heute die Todesstrafe steht.
Beim Sex mit »ihresgleichen« dominieren in der
Natur zwar die Männchen, aber auch viele Weibchen sind aus ähnlichem Holz
geschnitzt. Delfinweibchen schieben ihre Flosse in den Genitalschlitz der
Partnerin, Bonobomännchen nuckeln am Penis eines anderen Männchens, und Seekühe
bearbeiten die Männlichkeit ihres Partners mangels Händen mit den Flossen. Vom
gelegentlichen Seitensprung bis hin zur lebenslangen Bindung haben Forscher
alles beobachtet. Homosexuelle Silbermöwen- und Pinguinpaare bleiben sich
tatsächlich ein Leben lang treu. 450 Tierarten haben Wissenschaftler bei der
»Schwulitätsforschung« in flagranti ertappt. Das ist eine stattliche Zahl, schließlich
haben die Verhaltensforscher von den weltweit auf mehrere Millionen geschätzten
Tierarten bis dato nur rund 2000 Spezies wirklich gründlich studiert.
Bei so viel tierischer Homoerotik darf die Katze
nicht abseits stehen. Auch bei unserem Stubentiger besitzen beide Geschlechter
die Anlage, zumindest gelegentlich einen sexuellen Rollentausch vorzunehmen.
Unter einem Dutzend Katern finden sich immer ein paar, die ein Faible für
andere Männchen haben. Nicht nur die Weibchen der Hauskatze, auch einige ihrer
großen und wilden Verwandten wurden schon bei lesbischen Techtelmechteln
observiert. Nach Angaben von Paul Leyhausen, dem Konrad Lorenz der Katzenkunde,
ist der schwule Akt ein bis auf die Penetration vollständiges Abbild der
heterosexuellen Katzenliebe.
Auch der Glaube, daß die passive Weibchenrolle für
Kater völlig unannehmbar sei, ist heute widerlegt. Kater schlüpfen beim Sex
gelegentlich durchaus in die feminine Pose, sie müssen nur in Stimmung sein,
und zwar außerhalb einer Vergewaltigungssituation. Aber auch die kommt vor. Man
kennt sie aus zahlreichen amerikanischen Polizei- und Gefängnisfilmen. Fremde
Kater, die man in einen Käfig mit einem etablierten Hausherrn steckt, werden
nämlich häufig das Opfer seiner sexuellen Gewalt.
Weshalb die Homosexualität im Tierreich einen
festen Platz hat, obgleich sie der Verbreitung der Gene Abbruch tut, darüber
existieren zahlreiche Thesen. Der amerikanische Biologe Bruce Bagemihl stellt
die provokative These auf, es sei Unsinn, beim Anblick schwuler Giraffen oder
lesbischer Eichhörnchen über einen rationalen Sinn zu grübeln. Vielmehr sei die
Homosexualität Ausdruck der Spielfreude der Natur – mehr nicht.
3.
Obwohl die körperlichen Voraussetzungen gegeben
sind, bleibt es eine offene Frage, ob Katzen beim Liebesakt einen Orgasmus
haben. Genau genommen ist es in der Wissenschaft immer noch ungeklärt, wann und
warum die Natur ihren Geschöpfen überhaupt die »Prämie« des sexuellen
Höhepunktes angedeihen ließ. Im Prinzip ist es nämlich durchaus möglich, sich
ohne Lustempfinden fortzupflanzen – so wie einige Kirchenmänner es gerne
hätten. »Ich beobachte immerzu Holzbienen, die sich gerade paaren«, erklärt der
amerikanische Zoologe John Alcock, »aber ich kann nicht erkennen, ob sie dabei
irgend etwas empfinden, was auch nur im Entferntesten mit unseren Vorstellungen
von
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