Felidae
guckte blöd in der Gegend herum. Ich wu ß te, sie würde nur angreifen, wenn sie meine Annäherung direkt bemerkte. Ein regungsloser Körper veranla ß te sie nicht unmittelbar zum Angriff. Die Liebe ist bei uns eine sehr komplizierte Angelegenheit, aber wenn ich ehrlich bin, möchte ich sie gar nicht anders haben.
So ging es im Stop-and-go-Tempo eine ganze Weile weiter, bis ich schließlich hinter ihr stand und ein demutsvolles, leises Zirpen von mir gab. Sie zischte und gebärdete sich weiterhin aggressiv, aber es war ihr allzu deutlich anzumerken, da ß sie in Wirklichkeit beschnüffelt werden wollte. Gleichwohl knurrte sie und attackierte mich dabei mit ausgestreckten Krallen. Ich ließ sie ruhig gewähren, bis ihr die Puste ausgegangen war und sie endlich die erlösenden Signale aussandte. Ich sah mich rasch um. Keine Konkurrenten weit und breit.
Unvermittelt räkelte sie sich vor meinen Augen herausfordernd, tänzelte nervös auf ihren Vorderpfoten und schrie. Ich umrundete sie einmal, beschnupperte ihren Leib, flehmte genü ß lich und bestieg sie. Sofort legte sie den Schwanz auf die Seite und präsentierte mir ihre Kostbarkeit. Blitzschnell nahm ich ihr Genick fest zwischen die Zähne, so da ß sie sich nicht mehr rühren konnte und in die Tragestarre fiel 12 . Sie machte den Oberkörper ganz flach und hob das Hinterteil in die Höhe. Dies war das endgültige Zeichen! Ich umklammerte meine Königin und vollzog den Akt.
Auf dem Gipfel unserer Vereinigung sah ich vor meinem geistigen Auge Sterne explodieren und Universen entstehen, sah meine Geliebte als eine von einem Lichterkranz umgebene Heilige das Weltall durchrasen und auf mich zuschweben, sah uns gemeinsam wie von Sinnen einen schwerelosen Tanz vollführen, sah uns Milliarden und Abermilliarden Felidae zeugen, die wiederum Milliarden und Abermilliarden Galaxien bevölkerten, sich miteinander vereinten und ihrerseits Wesen meiner Art zeugten und so die sakrale Formel weiterreichten und weiterreichten und ewig und unendlich immer so weiter, niemals aufgebend, ohne Ende, bis wir alle eins wurden mit der unbekannten Macht, die uns erschuf. Ich spürte, da ß diese Verschmelzung anders war als all die Verschmelzungen in meinem bisherigen Leben. Im Moment der Ejakulation stieß sie den gellenden Schrei aus, und wir explodierten auseinander. Meine Vision verschwand so rasch wie sie aufgetaucht war, und zurück blieb lediglich ein fader Nachgeschmack.
Sogleich drehte sie sich um und griff mich an. Sie schlug blindlings nach mir, die Krallen gespreizt, und schrie laut. Ich zog mich flugs in eine Ecke zurück, putzte mich und beobachtete dabei ihre Nachrolligkeit. Nun wälzte sie sich heftig auf dem Boden und schnurrte.
»Wer bist du und welcher Rasse gehörst du an?« platzte ich schließlich mit unbezähmbarer Neugier heraus.
Sie lächelte kalt und wissend, wobei ihre Pupillen sich infolge des grellen Sonnenlichts zu Schlitzen verengten, und nur das unergründliche Gelb der Iris zum Vorschein kam.
»Rasse! Was für ein antiquierter und isolierender Begriff. Ist es denn so wichtig, welcher Rasse ich angehöre?« fauchte sie. Dann rollte sie sich auf die Seite und begann sich ebenfalls zu putzen.
»Nein«, antwortete ich. »Gar nichts ist wichtig. Ich wollte lediglich erfahren, mit wem ich das Vergnügen habe.«
»Ich bin keiner Rasse zugehörig, wenn dir damit gedient ist. Deine Geliebte ist so, wie sie ist, Francis.«
»Du meinst, deine Rasse ist neu?«
»Nicht neu, sondern alt. Oder besser gesagt, alt und neu - und anders! Mach dir selbst einen Reim darauf.«
»Woher kennst du meinen Namen?«
»Den hat mir ein Vög e lein gezwitschert.«
»Und wie ist dein Name?«
»Ich habe keinen Namen.« Sie kicherte schelmisch. »Nein, das ist natürlich eine Lüge. Aber mein wirklicher Name würde dir nicht viel sagen, weil du außerstande bist, seine Bedeutung zu verstehen.«
»Irrungen und Wirrungen, dies scheint wohl hier gang und gäbe zu sein.«
»So ist es, Lieber. Aber mach dir keine Gedanken darüber. Alles wird sich eines Tages von selbst klären. Und alles wird gut enden, vertraue mir.«
Sie räkelte sich wollüstig und reizte mich von neuem. Das ganze Spiel ging wieder von vorne los. Ihr beschwörender Singsang betörte mich so intensiv wie beim ersten Mal, und ich vergaß die vielen Fragen, die ich ihr noch stellen wollte.
Wir verbrachten den gesamten Vormittag mit Liebe und Lust, wobei wir uns gegenseitig immer heftiger in einen
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