Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
Vom Netzwerk:
Lederkostüm und die Ledermaske an und benützte bei seinen Experimenten einen Fonduespieß, den er vorher auf der Herdplatte zum Glühen gebracht hatte. Nach einem der Exzesse brannten meine Wunden so sehr, daß ich vor unerträglichen Schmerzen jaulend durch die Wohnung rannte und mich fieberhaft nach einer Abkühlung umsah. In meiner Verzweiflung sprang ich schließlich in den Lokus und tauchte kopfüber mit dem ganzen Körper ins Wasser ein. Jetzt gaben die Brand- und Stichverletzungen Ruhe, doch stellte ich im nächsten Moment fest, daß ich in dem engen Abflußrohr eingeklemmt war. Nicht vor und nicht zurück - was nun? Da erwies sich meine aufgezwungene Magersucht zum ersten Mal als Vorteil. Ich spürte, daß ich mich durch das schmierige Rohr vonwärtswinden konnte, wenn ich mit den Vorderpfoten etwas nachhalf und nicht in Panik geriet. Halb ersoffen gelangte ich nach einer Weile endlich in die Hauptleitung, und als irgend jemand die Wasserspülung betätigte, wurde ich durch den gewaltigen Schub in die Kanalisation befördert. Hier unten traf ich rasch auf Leidensgenossen, die ein ähnliches Schicksal teilten. Seitdem war ich nicht mehr oben.«
    Seitdem hat er auch noch ein paar Gramm zugenommen, fügte ich im Geiste hinzu. Zum Lachen war mir allerdings kaum zumute. Ich hatte schon immer gewußt, was hinter Gustavs beschützenden Wänden in der Welt vor sich ging. Mir war schmerzlich bewußt, daß die Menschen zwar die Greueltaten unter ihresgleichen minuziös in ihren Medien dokumentierten und ob der vielen Scheußlichkeiten bei einem guten Essen und einem teuren Wein geradezu gebetsmühlenartig wahre Krokodilstränen vergossen, den alltäglichen Holocaust an Tieren jedoch totschwiegen, weil er im Grunde niemanden interessierte. Das ehrfurchtgebietende Wort »Kreatur« war inzwischen zu einem Schimpfwort pervertiert.
    Der Troß war mittlerweile an der Gabelung eingetroffen, und die Blinden hechteten mit artistischer Leichtigkeit paarweise über die Wassergräben. Da die erstaunlich präzise Aktion in rasantem Tempo ablief und die Springer unmittelbar nacheinander hinübersetzten, entstand aus der Ferne der Eindruck, als krümmten sich über den drei Kanalarmen auf- und abwogende Brücken, welche obendrein beständig ihre Farbe wechselten. Am Endpunkt unseres Weges, der das Eckstück zweier spitzwinklig aufeinander zulaufenden Abwasserstraßen bildete, katapultierten sich schließlich auch Safran und Niger in die Höhe, flogen mit fledermausartig ausgestreckten Gliedern durch die Lüfte und landeten so elegant wie Greifvögel auf der anderen Seite. Als die Reihe jedoch an mir war, gesellte sich zu der Bewunderung die nackte Furcht, da ich nun auf einmal sah, daß die Distanz zum gegenüberliegenden, ebenfalls an einem Winkel beginnenden Steg mindestens zweieinhalb Meter betrug. Zudem war es wirklich zappenduster, was die Berechnung schon einfachster Sprünge erschwerte. Gleichzeitig aber schämte ich mich meiner Schlußlichtposition, und nach einigem Zaudern zog ich letztendlich mit meinen Vorgängern gleich. Das Ergebnis war im wahrsten Sinne des Wortes niederschmetternd. Denn während die Vorderpfoten drüben planmäßig aufsetzten, griffen die Hinterpfoten ins Leere. Mit panischer Tretelei versuchte ich den Fehler wieder wettzumachen, und als die Krallen die Längsseite der Steigkante berührten, schien es für einen kurzen Moment so, als würde die peinliche Akrobatik doch noch ein gutes Ende finden. Der glitschige Schmierbelag auf dem Stein aber machte mir endgültig einen Strich durch die Rechnung. Ich rutschte ab und plumpste in die Brühe. Praktischerweise befand sich gleich neben der Tauchstelle eine Art Poolleiter, und ich konnte daran wie das Monster aus der Lagune emporkraxeln. Was für ein Glück, daß ich bei dieser slapstickreifen Operation nicht beobachtet werden konnte, hätte doch sonst die hehre Legende von Ninja Francis mehr als einer Revision bedurft.
    Als die Exkursion wieder fortgesetzt wurde und wir der Herde auf einem neuen namenlosen Steinpfad nachtigerten, hatte ich kurz das Gefühl, daß selbst Safran die Nase rümpfte. Ich schüttelte mich wie von tausend Flöhen attackiert, da das recht eigenwillig riechende Badewasser im Haarkleid meinem schon krankhaft zu nennenden Sauberkeitstick entschieden gegen den Strich ging. Immer wieder blieb ich stehen, leckte wie besessen mein Fell und kämmte mit den Zähnen die Haare nach kleinen Klumpen durch. Bei dem Gedanken an die

Weitere Kostenlose Bücher