Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman
manch eine Delikatesse geradewegs in mein weit aufgerissenes Maul. Dies waren Tage der Freude und der Zärtlichkeit. Doch heute ... Mußte mehrmals würdeloses Miauen ausstoßen, um auf mich aufmerksam zu machen. Entweder hat ihn das hypnotisierende Gesülze der boshaften Frau pflichtvergessen gemacht, oder er traut sich nicht, mich wie früher in den Mittelpunkt seines Lebens zu stellen, da gemeingefährliche Eifersucht die Folge wäre. Wenn das letztere zutrifft, habe ich mich in ihm nicht nur jahrelang getäuscht, sondern ich habe mich selbst betrogen. Und das ist viel, viel trauriger.
Ein Herz zerbricht ...
2. Tag
Dummer Mann tagsüber geschäftlich außer Haus gewesen. Dadurch Gelegenheit gehabt, boshafte Frau bei Intimitäten zu beobachten. Fühle mich als Einstein der Menschenkenntnis, denn sämtliche meiner Einschätzungen haben ins Schwarze getroffen. Zwar gibt sie sich als fanatische Vegetarierin aus (der Grund bleibt allerdings ein Rätsel; sie haßt Tiere mehr als ihre Runzeln, gegen die sie jede Gemüse- und Obstart auf Gottes weiter Flur als Gesichtsmaske mißbraucht), doch ertappte ich sie mittags dabei, wie sie sich von einem Imbißservice fünf Schaschlikspieße kommen ließ und die Dinger mit der bestialischen Gier eines Kannibalen verschlang. Als sie merkte, daß ich sie dabei beobachtete, schmiß sie vor Wut ihre Megadose Schaumfestiger nach mir.
Sie frißt auch Schokolade. Zwar verwendet sie viel Zeit darauf, auf strenge Kalorientabellen abgestimmte Pygmäengerichte zuzubereiten, doch wird sie des öfteren von Anfällen akuter Süßigkeitsgeilheit heimgesucht. Wie Tretminen oder besser gesagt wie Schätze eines heimlichen Alkoholikers schlummern die Schokotafeln in der ganzen Wohnung in den raffiniertesten Verstecken, und diese steuert sie zielstrebig an, wenn obenerwähnte Gelüste sie überwältigen. Nebenbei ein Kompliment an ihr Gedächtnis; nicht einmal ein genialer Hund könnte sich an so viele vergrabene Knochen erinnern. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht, wenn sie ihre Hauer in die unschuldige Schokolade rammt, steht ihrer Fratze während der Schaschlikorgien in nichts nach.
Der abstoßenden Angewohnheiten kein Ende: Seriöse Historiker wissen heutzutage, daß das Telefon speziell für die menschliche Frau erfunden worden ist. Das nahezu erotische Verhältnis des Weibes zu dieser Errungenschaft der Kommunikationstechnik bietet ein fruchtbares Wissenschaftsfeld für jeden Verhaltensforscher. Aber auch unter den Studienobjekten gibt es richtige Olympioniken. Boshafte Frau schlägt sämtliche Konkurrentinnen um Längen. Was Wettquasseln betrifft, ist ihr eine Goldmedaille gewiß. Denn das wahllose, aus reiner Langeweile geborene Nummernpicken aus dem Adreßbuch, die bodenlose Schwachsinnigkeit des geführten Gesprächs und dessen in umgekehrter Relation stehende Dauer macht ihr niemand so leicht nach. Hierbei werden alltägliche Begebenheiten wie zum Beispiel der Erwerb eines Ohrclips aus Kunststoff für fünf Mark achtzig bis in ihre metaphysischen Aspekte zerlegt oder harmlose Begegnungen mit Männern zu Scheherazaden um König Artus und die Ritter von der Tafelrunde aufgeblasen. Der geduldige Gebührenzähler, der in meiner Phantasie längst das Aussehen von Onkel Dagobert angenommen hat, dürfte an diesem Tag das Erfolgserlebnis seines Lebens gehabt haben. Denn eines der vielen Gespräche wurde mit einer Freundin in Florida über eine Stunde hinweg geführt. Alles auf Kosten des dummen Mannes, der ja nicht umsonst so genannt wird.
Mordpläne nehmen Gestalt an ...
3. Tag
Zwei Beobachtungen gemacht, die im krassen Gegensatz zueinander stehen. In der Nacht ein verstohlenes Geraschel und Gegluckse, daß ich dachte, der Schöpfer hätte uns zum Überfluß neben dieser Bestie auch noch mit Gespenstern geschlagen. Weit gefehlt. Sie machten Liebe! Ich sofort auf die Wäschekommode im Schlafzimmer, um das einzigartige Ereignis genauer unter die Lupe zu nehmen. Von der bizarren Anatomie des dummen Mannes her betrachtet gewiß kein unproblematischer Vorgang. Baff erstaunt; klappte scheinbar ganz vorzüglich, wenngleich durch die vieles verhüllende Daunendecke kein eingehendes Studium möglich war. Dennoch hier die wichtigsten Fakten: 1. Nach den unrealistischen Trieblauten zu urteilen, wurde während des gesamten Ablaufs tiefe Anteilnahme von der boshaften Frau simuliert und der Höhepunkt an der Grenze zu Clownerie fingiert. Die echte Variante eines solchen Stöhnfeuerwerks
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