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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Rohrs etwas am zerbissenen Hals des Toten zum Aufleuchten brachte.
    Das Ding wurde fast zur Gänze vom dunklen Halsband des Kläffers bedeckt - von dem dunkel blutverkrusteten Fell ganz zu schweigen -, und nur die Oberkante schaute millimeterweit heraus. Vorsichtig langte ich mit der Pfote in die Bandinnenseite, und prompt rastete eine Kralle in einer Ritze ein. Ich zog sie heraus, und zum Vorschein kam ein weiteres Halsband. Aber für einen Kläffer ein recht befremdliches. Die Kette selbst bestand aus Metall, einer Aluminiumlegierung, und glich jenen mit silbrigen Kügelchen bestückten Ketten für Abflußpfropfen. Interessanter war das Gehänge. Ein ovales, längs der Mitte perforiertes Edelstahlblättchen mit Prägung. Und diese eingestanzte Inschrift hatte es in sich. Abgesehen davon, daß sie in doppelter Ausfertigung auftrat, also sich zu beiden Seiten der Perforierung wiederholte, schien ihr Inhalt für ein Schmuckstück auf den ersten Blick reichlich unpassend: Das Kürzel der nationalen Zugehörigkeit, Geburtsdatum, ein großer Buchstabe, vermutlich der Anfangsbuchstabe des Namens der Töle, die Angabe der Blutgruppe und eine fünfstellige Zahl, anscheinend eine Registriernummer.
    Für ein Schmuckstück, ja selbst für eine Marke eines gut behüteten Haustieres wären diese überpräzisen Informationen in der Tat recht verwunderlich gewesen. Aber keineswegs für die Erkennungsmarke eines Soldaten! Ja, bei der Kette handelte es sich um eine sogenannte Hundemarke, den um den Hals zu tragenden Militärausweis eines modernen Kriegers, bei dessen Tod die eine Hälfte des Blättchens an der Perforierung abgetrennt und an die Erfassungsstelle der Armee übergeben wird.
    Ein Soldatenausweis für einen Kläffer? Es schwante mir, daß es sich bei diesem Exemplar um keinen herkömmlichen armen Hausgenossen handelte, dessen Besitzer ihn aus reiner Herzlosigkeit dem Heim überantwortet hatte. Und auch nicht um ein weiteres zufälliges Opfer, welches das Pech gehabt hatte, den Weg der Bestie zu kreuzen. Allerdings befand sich an der Erkennungsmarke im Vergleich zu der eines Menschensoldaten ein wesentlicher Unterschied, der mich noch mehr stutzen ließ. Eine weitere Einstanzung unter der Datenaufzählung, so mikroskopisch klein wie von Ameisen graviert, ein lateinischer Spruch: CAVE CANEM! Hüte dich vor dem Hund! Was bezweckte diese Inschrift? Eine Warnung? An wen? Eine Art Parole für Eingeweihte? Aber um was für einen Geheimzirkel konnte es sich dabei handeln?
    Plötzlich wurden meine Überlegungen von Geräuschen hinter mir unterbrochen, die nicht gerade beruhigend auf meine ohnehin angespannten Nerven wirkten. Ein Hecheln und Knurren und rasches Tapsen. Noch weit entfernt, doch zunehmend vernehmlicher, also auf dem Weg zu mir. Jeder Fluchtversuch war sinnlos, weil die stinkende Mumie den einzigen Ausweg versperrte. Während die grummelnden Laute immer unüberhörbarer wurden, registrierte ich, wie ein wildes Panikzittern von meinem ganzen Körper Besitz ergriff. Ich hatte Mühe, meine Blase unter Kontrolle zu halten und so zu atmen, daß ich nicht erstickte. Vielleicht war es ratsam, sich umzudrehen und die Besucher erst einmal in aller Ruhe in Augenschein zu nehmen. Aber ich traute mich nicht.
    Schließlich tat ich es doch.
    Ich hätte es nicht tun sollen, denn das, was ich sah, übertraf meine grausigsten Befürchtungen. Eine kleine Geisterarmee von fünf oder sechs Kläffersilhouetten, mit zerzaustem Fell und schockierender Weise der Leiche vor mir nicht unähnlich, kroch wie eine Karawane der Untoten durch den finsteren Zylinder in meine Richtung, lediglich hier und da kurz aufgehellt durch die nadeldünnen Lichtspeere von oben. Sie schienen sich wie in Zeitlupe zu bewegen, und man sah den schäumenden Sabber, der von ihren Lefzen triefte, und ihre vollkommen schwarzen Augen, die wahrlich wie aus dem Totenreich zu stieren schienen. Auch ihr Keuchen und Knurren war nicht von dieser Welt. Es hörte sich an, als würden halbverweste Organe diese Geräusche erzeugen, siech und nach Grabbewohnern stinkend. Selbst nach jahrelanger Teilnahme an Kursen für positives Denken wäre es unmöglich gewesen, sich einzureden, daß diese Brüder unterwegs waren, um mir eine Tapferkeitsmedaille zu verleihen.
    Was also tun? Selbstmord begehen, bevor die sabbernden Zombies mir die Arbeit abnahmen? Oder einfach überschnappen? Aber vielleicht brauchte ich mich mit einer Entscheidungsfindung überhaupt nicht abzuplagen, denn auch

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