Felidae 4 - Das Duell
verguckt: ›Die schnurrenden Vierbeiner legen sich zum Schlafen vorwiegend auf bestrahlte Plätze. Über unterirdischen Kreuzungen und Wasseradern fühlen sie sich am wohlsten. Es kann daher vermutet werden, daß dies mit ein Grund ist, warum ihre Felle Erdstrahlungen abschirmen. Selbst ärgste Rheuma- und Ischiasqualen sind mit derartigen Felldecken zu lindern.‹ So die nicht gerade Cannes-Rolle-verdächtige Werbung einer Firma für Rheumadecken, die wohl wegen ihres zwielichtigen Geschäftsgebarens mittlerweile in Usbekistan beheimatet sein dürfte! Hat Fabulous gestern nacht so etwas Ähnliches zum besten gegeben, Francis?«
Er lächelte mich so liebenswürdig an, als hätte er mir gerade einen Bauchschuß verpaßt.
Natürlich war es noch verfrüht, meine Gesichtszüge der völligen Entgleisung anheimzugeben. Hatte doch auch Fabulous dies alles wahrheitsgemäß als Ausschnitt aus einem Werbetext angegeben. Irritierend war allerdings, daß alle Sätze Wort für Wort übereinstimmten und daß sie ausgerechnet diese anscheinend sehr bekannte Site als Beweis für die Gaunereien in der Pelzindustrie herangezogen hatte. Mit anderen Worten, ihre Kenntnisse stammten keineswegs aus erster Hand, das Internet war auch ihr hauseigener Informationsdealer! Dennoch wollte ich nicht so schnell aufgeben.
»Es ist schwer zu durchschauen, was du damit bezwecken willst, Adrian«, sagte ich mit beherrschter Coolness. »Es stimmt, daß Fabulous exakt diese Werbung hervorgehoben hat, um mich auf derlei Schweinereien aufmerksam zu machen. Sie hat nicht extra darauf hingewiesen, daß diese Information aus dem Internet stammt, auch das stimmt. Fest steht jedoch, daß solcherlei Todesfarmen in Asien existieren. Sie wurden über Jahre hinweg von euren angebeteten Besitzern betrieben. Auch das erzählte mir Fabulous. Der strangulierte Artgenosse, den ich gestern abend auffand, ist ein sicherer Anhaltspunkt. Die Brutalität, mit der insbesondere Dr. Gromyko zugange war, arbeitet in dem Mann weiter und läßt ihn nunmehr aus einem Wiederholungszwang heraus morden. Denn nur er und echte Kenner der Materie, von denen Fabulous ihre Informationen bezogen hat, wissen um die geheimen Details dieser speziellen Tötungsmethode.«
»So?« sagte Adrian, von meinem Vortrag nicht gerade erschüttert. »Dann wollen wir mal sehen, wie geheim die Informationen dieser Kenner der Materie sind ...«
Er wandte sich erneut Maus und Tastatur zu und ließ seine rechte Pfote tanzen. Es war offensichtlich, daß er im Internet nun eine sogenannte Suchmaschine mit Stichwörtern fütterte, damit diese entsprechende Links zu den gewünschten Veröffentlichungen zum Thema ausspuckte. Sein Werk schien nach wenigen Sekunden von Erfolg gekrönt, denn abermals breitete sich über sein Gesicht das Haifischgrinsen aus.
»Wieder Pech gehabt, Francis! Es hat den Anschein, daß außer den Kennern der Materie und Fabulous noch ein paar Millionen andere Zugang zu den so überaus geheimen Details dieser speziellen Tötungsmethode haben.«
Er veranstaltete wieder ein ziemliches Theater, bestehend aus Lesung und Spöttelei:
»Bla, bla, bla ... mhm, das klingt ja wirklich interessant : ›Man will, daß das Fell der Tiere möglichst unverletzt bleibt, deshalb hat man sich eine besonders widerwärtige Tötungsmethode einfallen lassen: Sie werden stranguliert!‹ ... Oh, jetzt wird's eklig, was? ... ›Mit einer Metallschlinge fängt ein Arbeiter ein Tier, zieht es dann mit dem Seil im Käfig hoch und bindet das Seil fest. Das Opfer miaut kläglich, zappelt hin und her und hängt dann wieder still. Es erstickt langsam. Nach zwei bis drei Minuten zieht der Arbeiter das Seil etwas fester zu, doch erst nach fünf Minuten ist das Tier schließlich tot. Während es abgezogen wird, erhängt man bereits das nächste. Alles Routine. Die anderen in den Käfigen müssen den qualvollen Tod ihrer Artgenossen mitansehen. Manche rennen in Panik durch den Käfig, die meisten aber sitzen ganz still, stecken den Kopf in die Ecke oder klammern sich krampfhaft aneinander fest. Umsonst, denn den fürchterlichen Todeskampf müssen alle durchmachen!‹ ... Puhh, hört sich ja wirklich wie der reinste Hollywood-Schocker an. Hochachtung, Francis! Wie bist du bloß innerhalb so kurzer Zeit dahintergekommen, daß unser guter alter Doktor der mysteriöse Metallschlingenmann ist? Ich hätte dafür bestimmt hundert Jahre gebraucht! Wer weiß, vielleicht steckt ja auch Agatha mit drin und düst in ihrem
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