Felidae 4 - Das Duell
angelangt war. Er bahnte sich einen Weg durch das Gewühl der Artgenossen, die sich gleich einer haarigen Flut bis in den letzten Winkel des Erdgeschosses ausgebreitet hatten. »Aber auch bedenklich.«
Er machte direkt vor mir halt und betrachtete mich mit jenem gespielten Mitleid, das Jugendliche einem verwirrten Alten entgegenbringen, um ihn später unter brüllendem Gelächter nachzuäffen.
»Francis, Francis ...« , er schüttelte erneut den Kopf, »was hast du dir da wieder in den Kopf gesetzt?«
»Ist das der freche Sack, von dem du erzählt hast?« wollte Blaubart wissen und vollführte eine in unsere Körpersprache übersetzte Geste des Ärmelhochkrempelns.
»Wer ist denn dieser Komiker?« mischte sich zu allem Überfluß auch noch Kong ein. Herrmann und Herrmann rückten etwas dichter an ihn heran, als wäre ihre Zeit als Bluthunde ihres Herrn nicht schon v or J ahren abgelaufen. Unter der Altherrengruppe kam maulendes Geraune auf und schwoll nach den bekannten Gesetzen der Gruppendynamik rasch zu aggressiven Unmutsäußerungen an.
»Hör zu, du Pimpf, komm uns jetzt nicht in die Quere, sonst setzt es derart was auf die Glocke, daß du dein Lebtag nur noch diesen einen Ton vernimmst!« heizte Kong die Stimmung noch weiter an.
Ich hatte den Eindruck, daß wir langsam, aber sicher den Punkt erreichten, an dem jeder über jeden herfiel, ohne sich nachher an den eigentlichen Grund erinnern zu können.
»Stopp!« rief ich in die Runde, worauf alles Gemecker und alle Pöbelei auf der Stelle erstarben.
»Wir sind nicht hier hergekommen, um einen Streit anzuzetteln, schon gar nicht, um uns gegenseitig zu zerfleischen, sondern weil wir um unsere Brüder und Schwestern in diesem Haus besorgt sind. Also hört zu, was ich zu sagen habe.«
Ich wandte mich wieder Adrian zu, der mich mitleidsvoll anstarrte.
»Adrian, ich besitze inzwischen zuverlässige Informationen darüber, was hier gespielt wird. Nachdem wir gestern abend voneinander getrennt wurden, traf ich auf Fabulous, die mich über einige Ungereimtheiten aufgeklärt hat. Ich nehme an, du weißt, wo sie wohnt?«
»Natürlich«, sagte er ungerührt. »Hoffentlich weißt du, worauf du hinauswillst!«
Sowohl Kongs Greisengarde als auch Ihre wohlbehüteten Hoheiten waren nun mucksmäuschenstill und lauschten atemlos unseren Worten. Es war schon ein seltener Anblick: eine Unmenge der Unsrigen, die wie versteinert beieinanderhockten und nichts anderes taten, als zu blinzeln. Ein Tierfotograf hätte für einen Schnappschuß von diesem Meer hochkonzentriert aufgerichteter Spitzohren und phosphoreszierender Augen sein letztes Hemd hergegeben.
»Sie wohnt in der alten Manufaktur, die mittlerweile zu eine Art Zentrale von Animalfarm umgebaut worden ist«, sagte ich triumphierend. »Würdest du vielleicht die Freundlichkeit besitzen, uns und deinen Mitbewohnern zu erklären, um was es sich bei Animalfarm handelt?«
Es machte mir einen Heldenspaß, die Leichen im Keller dieses Mistkerls ans Tageslicht zu zerren.
»Wenn es unbedingt sein muß. Allerdings lege ich Wert darauf, zu betonen, daß ich es schon gewußt habe, bevor ich Fabulous' Bekanntschaft machte. Im Gegensatz zu dir, Francis!«
Er warf mir einen abfälligen Blick zu.
»Animalfarm ist der weltweit größte Hersteller von Tierfutter ...«
Etwas von der Wirkung der gestrigen Betäubungspfeile fuhr mir mit einem Mal in die Beine, so daß sie, als waren sie Gummi, wegzuknicken drohten.
»Es ist ein US-Konzern mit einem Jahresumsatz von zirka fünfzig Milliarden Dollar und nimmt in der Branche quasi eine Monopolstellung ein. Er wird gelenkt von einem Topmanager namens Maximilian Hutchkins, der für seine rüden Sanierungsmethoden berüchtigt ist. Der Laden operiert mit Hilfe etlicher Tochterunternehmen, so daß nur wenig auf den Mutterkonzern selbst hinweist. Bauern und Haustierbesitzer glauben, sich bei unterschiedlichen Anbietern bedienen zu können, ohne zu ahnen, daß sie fast ausschließlich überwiegend von ein und demselben Trog versorgt werden.«
Die Futterstapel im Keller der Manufaktur schossen mir durch den Kopf. Sie hätten für mich ein deutlicher Hinweis auf die wahre Identität von Animalfarm sein müssen, zumal auf den Artikeln ja augenfällig der Name des Herstellers vermerkt gewesen war. Es handelte sich in Wirklichkeit um Produktproben, die jedes Unternehmen parat hält, in der Regel als Werbegeschenke. Das war natürlich nicht die einzige Sache, die nun unter meiner Schädeldecke
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