Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
Vom Netzwerk:
diversen Geschenken wie ein aufdringlicher Vertreter und belästigte mich auch dort damit. Dabei schwor er mir in seiner beschränkten Babysprache hoch und heilig, daß er mich den ganzen bösen Winter über in der Wohnung behalten wolle, was sich für mich wie Knastaufenthalt mit täglicher Animationsfolter anhörte. Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben, jemals wieder Frischluft einzuatmen, bevor nicht die erste Butterblume gesprossen wäre, geschweige denn meinen Termin einzuhalten, als Gustav sich plötzlich an Dämlichkeit selbst übertraf .
    »... denn bei diesem Wetter lauern draußen nur Gefahren auf dich ...« hörte ich ihn wie zu einem Kindergeburtstag singen. Und: »... wenn ich dir nämlich einfach das Fenster öffnen würde ...«, und – o du wunderbarer Heiland! – er tat es wirklich, »... dann würdest du ...«
    Schon sauste ich wie aus dem Katapult geschossen durch den Fensterspalt hinaus! Ich hüpfte elegant auf den Balkon, von dort auf die Terrasse, und mit zwei, drei weiteren Hüpfern war ich bereits auf der Gartenmauer und jagte über die Schneedecke wie eine Gazelle davon. Leider hatte ich jetzt weder Zeit noch Lust, zurückzublicken, um mir Gustavs blödes Gesicht hinter dem Fenster anzuschauen. Es mußte ungefähr dem von Archie beim Anblick des garstigen Schicksals der von ihm favorisierten Aktie gleichen.
    In rasendem Tempo ging es über das Irrgartenmuster der Mauerkronen hinweg. Es hatte wieder zu schneien angefangen, und der Himmel bestand zur Gänze aus bleifarbenen Wolkenformationen. Obwohl es Mittag war, herrschte eine eisige Kälte, die selbst einem fellbesetzten Exemplar wie mir geradewegs ins Herz fuhr. Während bei jedem Pfotentritt eine Wolke Schnee aufwirbelte und mir ins Gesicht flog, begann ich meine Meinung über den zurückliegenden Kindergeburtstag zu revidieren. Jetzt erschien mir das Herumhampeln im Duett mit einer Gummimaus gar nicht mehr unter meiner Würde. Im Gegenteil, das Gehopse neben einem Geburtstagsclown namens Gustav war einem solchen Marathonlauf im Schnee allemal vorzuziehen. Alles im Leben ist relativ!
    Völlig außer Atem erreichte ich die Mauer vor dem Park und ließ mich mit einem Schwung in das Dickicht des Wäldchens fallen. Nachdem ich in der Dunkelheit ein Weilchen über den zugeschneiten Blätterteppich und vereiste Büsche hinweggehastet war, hörte ich schon von weitem das Gemurmel der versammelten Mannschaft. Es waren mehrheitlich tiefe Stimmen, die sich wirklich zum Fürchten anhörten. Mein Vertrauen in den guten alten Blaubart hatte sich also als richtig erwiesen. Als heimlicher Pate des Reviers wußte er schon, wer für einen harten Job in Frage kam.
    Baumstämme, die hälftig mit Schnee überzogen waren, kamen mir entgegen, in Eiskristalle verwandelte Pflanzen und schließlich eine diffuse Ansammlung von Schatten, die sich am Ende des Wäldchens im bleichen Schein des Parks tummelten. Es mußten etwa fünfzehn Mann sein. Vor einer solchen Übermacht würde wohl auch ein Psycho wie Gromyko kapitulieren müssen. Erleichtert bewegte ich mich auf den Haufen zu, welcher allmählich Konturen erhielt. Ich sah Blaubart und Junior in der vordersten Reihe stehen. Sie erkannten mich schon aus der Ferne und traten ein paar Schritte vor. Die anderen wandten sich mir etwas zeitverzögert ebenfalls zu. War es die Folge des zurückliegenden Gummimausstresses oder einer Überreaktion meiner feinen Antennen , daß ich in Juniors Gesicht bereits aus dieser Entfernung einen betretenen Ausdruck wahrzunehmen glaubte? Ich wollte mich nicht bange machen lassen. Deshalb ignorierte ich dieses verstörende Detail und eilte weiter.
    Doch alles Ignorieren half nichts. Als ich der Truppe endlich gegenüberstand, ahnte ich das ganze Ausmaß des Desasters, das das vor uns liegende Unternehmen zu werden versprach.
    »Na. was sagst du?« sagte Blaubart und machte ein Gesicht, als überreiche er mir ebenfalls eine vorgezogene Weihnachtsbescherung.
    Tja, was sollte ich dazu sagen? Bevor ich aber überhaupt den Mund aufbekam, fuhr Blaubart euphorisch fort .
    »Den Kumpel hier brauche ich dir wohl nicht vorzustellen.«
    Er deutete auf ein im Schnee hockendes Vieh, das wie eine um das Doppelte aufgepumpte Ausgabe von Blaubart aussah. Ich kannte den Kerl in der Tat und hatte mit ihm schon recht ambivalente Erfahrungen gemacht. Er hieß Kong und war einstmals der Oberrüpel im Revier gewesen. Zudem der Kopf einer Bande von Schlägern, Irren und Futterräubern: kurz das Grauen

Weitere Kostenlose Bücher