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Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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oder sind sie erst später gekommen?« sagte ich, um ihn von seinen Sorgen abzulenken. Dabei beschloß ich, mich auch zu putzen, und setzte am Schwanz an. Ich streckte gerade die Zunge heraus, um loszulegen, da sah ich im Eisschotter unter meinen Pfoten etwas Schwarzes durchscheinen.
    »Keine Ahnung«, antwortete Adrian und fuhr unter schlangengleichen Windungen fort, das Fell in aller Gründlichkeit durchzulecken. «Vollkommen gleichgültig, wer zuerst dagewesen ist. Ich weiß nur eins: Sie werden nicht eher Ruhe geben, bis sie uns alle haben!«
    Ich hörte gar nicht mehr richtig zu, weil meine Entdeckung mich mehr fesselte als seine rätselhaften Bemerkungen, aus denen ich eh nicht schlau wurde. Statt dessen war ich wie ein Archäologe damit beschäftigt, die Eisstücke mit beiden Pfoten vorsichtig zur Seite zu schieben, um das geheimnisvolle dunkle Etwas ans Tageslicht zu bringen.
    »Ich habe einen Fehler gemacht ...« sprach Adrian weiter. »Als ich bei unserer ersten Begegnung deinen Namen hörte, konnte ich es mir nicht verkneifen, dich an kriminalistischem Scharfsinn übertreffen zu wollen. Dabei verriet ich mehr, als du erfahren solltest. Natürlich habe ich nicht mit deiner Beharrlichkeit gerechnet ... «
    Je weiter ich im Eis grub, je mehr große Brocken ich naseschubsend beiseite räumte, desto stärker wurde der Kontrast zwischen Hell und Dunkel. Allmählich stellte sich das Schwarze als etwas Haariges heraus, ja es besaß Fell und Glieder und ... Ein Grauen ergriff mich mit der Gewalt eines Taifuns. Mit zitternden Pfoten legte ich die schreckliche Wahrheit frei, während meine Augen allmählich feucht wurden. Adrian hatte mir den Rücken zugekehrt und erging sich in verbissener Fellpflege und sibyllinischen Andeutungen. Mir schnürte es die Kehle zusammen, außer einem gequälten Japsen bekam ich nichts heraus.
    Nicht lange und der tote Artgenosse, ein dunkelfarbiges Exemplar, war frei geschürft. Mit seinen offenen, wie seltene Edelsteine schimmernden Augen und dem ebenfalls offenstehenden Maul sah er in den Eisstücken wie fachmännisch aufbewahrte Ware in einem Fischladen aus.
    Doch der Gipfel des Grauens schien noch lange nicht erreicht. Gleich neben dem Unglücklichen lugte schon der schneeweiße Schwanz einer anderen Leiche hervor. Meine Pfoten hatten sich in rotierende Schaufelbagger verwandelt. Schicht für Schicht, Eisbrocken für Eisbrocken trugen sie die Oberfläche ab, so daß allmählich das Schreckensgemälde in seinem ganzen Ausmaß freigelegt wurde. Auf dem Bauch der toten Singapura, die ich soeben zum Vorschein gebracht hatte, lag der Kopf einer graugetigerten Promenadenmischung, und gerade hatte ich diese aus dem Eis befreit, da starrten mich schon die gefrorenen Augen eines eng umschlungenen grauen Korat-Paares an. Meine Tränen, die mir in aller Stille das Maul herabrannen, benäßten eine Leiche nach der anderen, jedoch bei weitem nicht alle. Denn es handelte sich in Wahrheit um einen Leichenberg, dessen Ausmaße zu groß waren, als daß ihn ein einzelner in der Kürze der Zeit zur Gänze hatte aufdecken können. Unter den kalten Leibern, die ich ans Licht holte, schienen weitere Leichenstapel hervor, schätzungsweise hatte ich noch nicht einmal ein Viertel enthüllt.
    Endlich hatte ich also die Tiefkühltruhe des Mörders gefunden, endlich war das Versteck jener rätselhaften Bestie aufgedeckt. Doch mein Erfolg verschaffte mir keine Genugtuung, im Gegenteil, ich fühlte mich wie ein Verlierer. Denn was nützte einem ein Erfolg, dem allein Tote Respekt zollten? Nicht einmal der Gedanke befriedigte mich, daß die Skimaskenmänner mit ihren Betäubungsgeschossen die Bestie vielleicht inzwischen ebenfalls in jene Welt befördert hatten, in der all diese armen Kreaturen schon vor langer Zeit angekommen waren. Denn auch die Todesstrafe konnte Tote nicht wieder lebendig machen.
    »Ich spüre, daß du am Phänomen des Alterns ganz schön zu knabbern hast, Francis, und mich vielleicht um meine Jugend beneidest«, hörte ich Adrian aus weiter Ferne raunen. »Doch das ist ein lächerlicher Irrtum, mein Bester, weil ... Sag mal, was treibst du da eigentlich die ganze Zeit?«
    Er hatte sein Putzprogramm abgeschlossen und wandte sich mir zu. Ich saß mit wäßrigem, leerem Blick vor dem Grab, das mir in seiner Unwirklichkeit wie ein Stand mit makabren Plüschtieren vorkam. Die Pfoten hatte ich gedankenverloren auf dem Kopf einer Leiche mit rosafarbener Fellmusterung abgesetzt, die Schnauze

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