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0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

Titel: 0396 - Wer erstach Jerry Cotton? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer erstach Jerry Cotton (1 of 3)
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»Stop, Man!« rief ich. »Hände hoch!«
    Wir befanden uns auf einem mit Kisten, Fässern und Gerümpel überladenen Hof hinter einer Kneipe im unteren Manhattan. Es war Donnerstag, der vierzehnte Mai, und es war Nachmittag.
    Der Bursche vor mir blieb stehen. Erschrocken tastete sich der Blick aus seinen hellbraunen, fast gelben Augen von der Mündung meiner Dienstpistole zu meinen Gesicht. Ich brauchte ihn nicht anzusehen. Sein kantiges, brutal wirkendes Gesicht prangte in diesem Augenblick von einigen tausend Anschlagbrettern in den Nordoststaaten.
    »Was ist los?« maulte er. »Ich habe meine Zeche bezahlt.«
    »Die da vorn in der Kneipe — ja«, gab ich zu. »Aber es steht noch eine Rechnung offen: Jack Borrester, gesucht vom FBI wegen Raubmordes, begangen an der sechsundzwanzigjährigen Ruth Ethel Blackwards, Inhaberin einer Tankstelle im Bundesstaat Connecticut.«
    Ich versperrte ihm den Weg zur Straße, und in seinem Rücken tauchte mein Freund Phil Decker auf, um ihm den Rückzug zum Lokal abzuschneiden.
    »Sie müssen mich verwechseln«, sagte er lässig.
    »Sicher, sicher«, antwortete ich ironisch. »Schielen Sie nicht so in die Gegend, Borrester. Wenn Sie einen Fluchtversuch unternehmen, müssen wir schießen. Wir sind G-men, Borrester, und wir haben die Gegend abgeriegelt. Sie kommen hier nicht ’raus — es sei denn mit Handschellen oder auf einer Bahre.«
    Phil kam näher, aber er war noch zehn Schritt hinter dem Mörder. Ich war ziemlich sicher, daß Borrester einen Ausbruchsversuch riskieren würde.
    In Connecticut wartete der Elektrische Stuhl auf ihn, er hatte also nichts zu verlieren.
    Urplötzlich, mit zwei riesigen Sätzen, verschwand Borrester zwischen den silbrig glänzenden Leichtmetallfässem, die von einer nahen Faßfabrik hier auf dem Hofe gelagert wurden.
    Phil verschwand blitzschnell hinter einem ausgeschlachteten Autowrack. Auch ich ging in Deckung.
    »Kommen Sie ’raus mit erhobenen Händen!« rief Phil. »Das ist unsere letzte Aufforderung, Borrester!«
    Ein Schuß peitschte auf. Dem Geräusch nach benutzte Borrester einen kurzläufigen Revolver. Die Kugel schlug gegen das Blech des Autowracks.
    Und dann ging alles blitzschnell. Ich wollte an dem Kistenstapel entlangschleichen, als Borrester plötzlich vorn an der Ecke auftauchte. Er hielt den Revolver in der Hand, und er drückte ab. Ich schnellte mich beiseite und drückte ebenfalls ab. Mit der Schulter stieß ich gegen den Berg leerer Kisten. Der Stapel neigte sich mir entgegen.
    Die Kisten kamen über mich wie die Sintflut. In ihren Krach hinein tönte das heisere Bellen von Borresters Revolver. Ein dumpfer Schlag dröhnte mir gegen die Stirn.
    ***
    Ungefähr zur gleichen Zeit wurde ein Telefongespräch geführt, mit dem eines der dreistesten Kapitalverbrechen in der amerikanischen Kriminalgeschichte seinen Anfang nahm. Das Gespräch wurde in einer Wohnsiedlung geführt, die zu der Kleinstadt Lincoln Park im Bundesstaat New Jersey gehört. Der Polizist Edwin Fuller hatte den Anruf in seiner Wohnung entgegengenommen. Er preßte den Telefonhörer an sein Ohr, während im Durchgang zur Küche der Kopf seiner Frau erschien, die ihn fragend ansah.
    »Ja«, sagte Fuller in den Hörer, »ich habe verstanden. Natürlich komme ich. Sofort.«
    Er warf den Hörer in die Gabel und angelte mit der Linken schon nach dem Gürtel mit der schweren Dienstpistole. Seine Frau blickte noch immer fragend auf ihn.
    »Die jungen Rüpel sind wieder da«, sagte Fuller knurrig. »Die Kerle, die sich vor ein paar Wochen im Einkaufszentrum mausig gemacht haben.«
    Seine Frau kam ins Wohnzimmer. Erschrocken wischte sie sich die Hände an der graublauen Schürze ab.
    »Aber das waren ja zehn Mann oder gar ein Dutzend!« sagte sie.
    »So ungefähr«, stimmte Fuller zu. »Deswegen muß ich mich beeilen. Wenn die Kerle an Esmeralda ihr Mütchen kühlen wollen, kann es böse werden.«
    »Ed, du hast Feierabend«, wandte seine Frau ein und fuhr in flehendem Tonfall fort: »Ruf in der Stadt an! Sie sollen einen Streifenwagen herausschicken! Du bist nicht mehr im Dienst!«
    »Von der Stadt bis heraus zu uns sind es zwei Meilen«, widersprach Edwin Fuller, während er den Gürtel zuzog. »Für mich aber sind es nicht einmal hundert Yard bis zum Einkaufszentrum. Und ein richtiger Cop ist immer im Dienst!«
    »Ed! Du allein gegen zehn!« rief seine Frau, und nackte Angst erschien in ihrem Gesicht. »Ruf den Streifenwagen! Geh doch nicht allein!«
    Er stand

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