Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felidae

Felidae

Titel: Felidae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
Vom Netzwerk:
durchdringend an.
    »Vielleicht will er uns auf etwas aufmerksam machen.«
    »Das ist gut! Das ist verdammt gut!« jubelte ich und sprang auf.
    Pascal aber schüttelte heftig den Kopf und ließ unglücklich die Ohren herunterhängen.
    »Nein, das ist überhaupt nicht gut. Denn wir haben ja keine Ahnung, auf was er uns aufmerksam machen will.«
    »Na, das ist doch klar wie Kloßbrühe. Er will uns auf sich und sein Wirken aufmerksam machen, darauf, da ß er die Macht besitzt, wie ein Phantom, nein, wie ein Gott die Geschicke des gesamten Distrikts zu lenken und über Leben und Tod zu entscheiden. Ehrfurcht, das ist es, was er will.«
    »Und was hat er davon? Die durchschnittliche Intelligenz der Revierbewohner ist derart beschämend niedrig, da ß man seine ach so feinsinnigen Zeichen mit absoluter Sicherheit nicht begreifen und ihn an Ort und Stelle lynchen würde, wenn er sich offenbarte. Er kann mit seiner neuen Taktik hier nur Angst und Ha ß ernten, auf keinen Fall jedoch Ehrfurcht.«
    Ich überlegte krampfhaft. Alles, was Pascal sprach, hatte Hand und Fuß, und man mu ß te verdammt stimmige Argumente auffahren, wenn man ihm widersprechen wollte. Mit ihm zu diskutieren glich einem Schachspiel, nur da ß er Weltmeister in diesem Spiel war.
    Was die Problematik der zur Besichtigung freigegebenen Leichen betraf, waren wir nun ganz offensichtlich an einem toten Punkt angelangt. Weil ich sogleich zur nächsten ungeklärten Frage übergehen wollte, und weil mir nichts Gescheiteres mehr einfiel, sagte ich schließlich leichthin:
    »Tja, vielleicht will er mit diesem Akt einen ganz bestimmten Artgenossen auf sein Lebenswerk aufmerksam machen.«
    » Das nenne ich gut!« schrie er fast.
    »Wieso?« fragte ich ein wenig eingeschüchtert.
    »Weil du zum ersten Mal von einem Lebenswerk gesprochen hast, Francis. Ja, kapierst du denn nicht? Er will, da ß sein Lebenswerk, mit dem er sich so viel Mühe gegeben hat, von den anderen anerkannt oder gar mitgetragen wird. Von mir aus auch von einem bestimmten Artgenossen. Er legt es bewu ß t darauf an, durchschaut zu werden. Was auch immer er uns mitteilen will, er ist inzwischen dazu übergegangen, Anhänger für seine Sache zu suchen, weil sie ihn aus irgendeinem Grund überfordert.«
    »Sonderbare Methode, um Sympathisanten zu werben.«
    »Das stimmt. Aber der ganze Kerl ist sonderbar. Er ist wie ein Rätsel, nein, er ist das Rätsel und wartet nur auf denjenigen, der es löst.«
    »Er könnte sich wenigstens deutlicher ausdrücken. Unter den gegebenen Umständen kann es nämlich leicht passieren, da ß man gar nicht herauskriegt, was er eigentlich bezweckt.«
    »Keine Sorge, Francis, wir werden früher oder später seine Zeichen richtig deuten und ihm so auf die Spur kommen.«
    »Dein Wort in Gottes Gehörgang. Okay, vergessen wir einstweilen diesen Aspekt der Geschichte, und sprechen wir über den einzigen Verdächtigen, den wir bis jetzt haben: Joker! Was hältst du von ihm?«
    Er stapfte wieder zu seinem Königskissen zurück und ließ sich behutsam darauf nieder.
    »Ein sehr ergiebiger Verdächtiger. Er hat das Drama im Versuchslabor mit angesehen und daraufhin die Chance erspäht, nach biblisch-klassischem Muster eine Märtyrerreligion um die Leiden von Claudandus zu stricken, was er ja auch später in die Tat umgesetzt hat. Er ernannte sich selbstverständlich sogleich zum weltlichen Stellvertreter des Propheten, weil dieser Posten ihm viel Macht und eine besondere Stellung im Revier verlieh. Doch wer weiß schon wirklich, was er damals alles gesehen oder besser gesagt von diesen grausamen Menschen gelernt hat. Vielleicht ist durch seine unablässige Beschäftigung mit dem Grauen eine Sicherung unter seiner Hirnschale durchgeschmort. Wäre doch denkbar, oder?«
    »Jesaja sprach von der Stimme des Propheten, die durch die Schächte hallte, nicht die von Joker.«
    Er präsentierte ein Pokerface.
    »Er hat seine Stimme verstellt. Das traue ich diesem Rasputin ohne weiteres zu. Im übrigen war er außer Jesaja der einzige, der die Katakombe kannte und um ihre praktische Müllschluckerfunktion wu ß te.«
    »Abgesehen von dem großen Unbekannten!«
    »Falls es ihn überhaupt gibt.«
    Ich sackte auf dem Parkettboden zusammen und starrte ratlos vor mich hin. Wie gesagt, alles, was Pascal von sich gab, hatte Hand und Fuß und klang so verdammt logisch. Doch verdiente dieser herrlich mysteriöse Fall eine so simple, um nicht zu sagen billige Auflösung? Joker sollte also der

Weitere Kostenlose Bücher