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Fennelly, Tony

Fennelly, Tony

Titel: Fennelly, Tony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord auf der Klappe
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haben keine der Star-Eigenschaften dieser alten Glitzer-Ladies mehr. Die fetten Touristen aus Dubuque kriegen jetzt daheim in ihren Mittagspausen bessere Fleischbeschauungen geboten.
    Das Geschäft mit nackter Haut blüht in einem Klima landesweiter Prüderie und verkümmert in liberaleren Zeiten. Daher werden die Show-Klubs des französischen Viertels von Jahr zu Jahr schäbiger, während alternde Manager über kaltem Kaffee sinnieren und auf bessere Zeiten warten.
    Falls die jemals wiederkehren, wird Evita nicht mehr dabei sein.
    Sie ist längst nicht mehr schön oder auch nur angenehm anzusehen. Fast all ihr Silikon ist runtergerutscht und hat sich um ihre Taille herum festgesetzt. (Ich habe sie gewarnt, dass das Scheißzeug wandert, aber sie hört nie auf einen.) Nach einem kurzen Ausflug als Schmetterling hat sie sich wieder in eine Raupe verwandelt. Langsamer und hässlicher. Ich frage mich oft, ob sie es wohl bereut, sich kastriert zu haben. Wahrscheinlich nicht. Sie hatte ihre Zeit, eine herrliche sogar, und sie ist realistisch genug, dafür zu zahlen. Aber wenn ich Evita heute sehe, wie sie zu ihrem miesen kleinen Job in einem Geschenkladen auf der Royal Street unterwegs ist, kann ich immer noch etwas von dem erhaschen, was sie früher hatte - den verrottenden Glamour eines Filmplakats von 1942, den Zauber von Technicolor .
    „Matty!“ Sie beugte sich über das Geländer. „Matty, ich habe einen Kuss verdient.“
    „Natürlich, das stimmt, Liebes.“ Ich brach einen Zweig von meinem Schatten spendenden Jacaranda und warf ihn ihr hoch. „Wofür diesmal?“
    Sie fing ihn mit einer Hand. „Hübsch, danke ... Ich habe dir bei deinem Fall geholfen.“ Vor Jahren schon hatte sie sich den Adamsapfel schleifen lassen, aber ihre Stimme verrät immer noch ihr ursprüngliches Geschlecht. Ohne ein aufgemotztes Mikrofon hört sich Evita an wie eine Schwuchtel, nicht wie eine Frau. „Was gibst du mir für ein paar wichtige Informationen?“
    „Blanches Tatze zur Ehe und die Hälfte meines Königreiches. Was hast du denn?“
    „Den Namen von H. R. Loomis' Ex-Liebe.“
    „Kein Geschäft. Ich hatte schon ein langes und aufschlussreiches Gespräch mit ihr.“
    „Es ist keine Sie. Es ist ein Er.“
    „Ein was?“
    „Ein Transvestit aus dem Lavender Review.
     
     
    „Hier gibt's Jungen, die hübschesten Jungen im ganzen Süden, genau hier!“ Der Aufreißer dröhnte in seiner Profi-Froschstimme
    „Kommen Sie nur herein, die Show beginnt!“ Er öffnete schwungvoll die Tür. „Hi, Matty. Für dich und deinen Freund gibt's Rabatt.“
    „Warum nicht? Ich klatsche ja auch am lautesten.“ Das Lavender Review hat in der Stadt den Ruf, die beste Unterhaltung auf der Bourbon Street zu liefern. Vor allem, weil die Jungen viel ernsthafter dran arbeiten, Frauen zu sein als die echten Mädchen. Sie geben ein Vermögen für Klamotten aus und verbringen über Haar und Make-up Stunden, weswegen ihre Auftritte denen von weiblichen Stripperinnen weit überlegen sind, deren liebstes Accessoire ja häufig ein Streifen Kaugummi ist.
    Der Türsteher fragte nicht nach Robins Ausweis, was mir eine große Erleichterung war. Ich bin froh, dass nicht jeder ihn für einen Cherubin hält, der noch nass hinter den Ohren ist.
    Drinnen im verräucherten und biergeschwängerten Bistro schauten einige zweitklassige Trinker dem Zeremonienmeister zu, der in tief dekolletierten Goldlame auf- und abstolzierte und zu Playback ein altes Lied von Rusty Warren sang. Ich warf ihr einen Kuss zu und ging weiter in die Stargarderobe.
     
    „Nein, er war kein Bisexueller!“
    Mr. George brachte eine Wimpernreihe an und prüfte ihren Sitz im beleuchteten Spiegel. „H. R. Loomis war omnisexuell .“
    „Sie meinen, er war nicht zimperlich“, folgerte ich und machte es mir auf einem Bierfass bequem.
    „Jeder, der ihm einen blasen wollte, war herzlich willkommen. Ob Tunte, Mädel oder Gorilla. Oder ein Loch in der Wand.“ Der Haupttänzer der Lavender Review richtete eine Locke an seiner Perücke. „Natürlich hielt H. R. auch viel von Masturbation, als ehrlichem Ausdruck von Eigenliebe.“
    „Vielseitiger Bursche.“
    „Ja, er praktizierte emsig jede Perversion, die es gibt. Nur zahlen tat er nie.“ Georgie tupfte Gloss auf die Lippen und schmollte, um es zu überprüfen. „Nie in seinem Leben hat er dafür bezahlt. Darauf war er ganz besonders stolz. Ich schwöre, dieser Mann hätte eher gratis mit Leonid Breschnew gevögelt als mit Bo Derek für

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