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TS 98: Friedhof der Roboter

TS 98: Friedhof der Roboter

Titel: TS 98: Friedhof der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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Friedhof der Roboter
     
    Jede abgeschlossene Neuentwicklung ist bereits wieder überholt. Das ist eine Seite der menschlichen Natur, daß er die Dinge, die er geschaffen hat, kritisch betrachten muß, wobei seine Überlegungen darauf abzielen, noch Besseres, noch Vollendeteres zu schaffen, und es ist nur gut, daß es keine wirkliche Vollendung gibt, denn sie wäre das Ende aller Weiterentwicklung …
     
    *
     
    Der Mann drückte den Knopf des Kommunikators und wählte eine bestimmte Taste. Er wartete nicht, bis sein unsichtbares Gegenüber sich gemeldet hatte.
    „Hier Ronnel. Du kannst gleich zum Verteiler gehen, Joe, dein Nachfolger ist da!“
    Eine Weile war es still, als brauche Joe einige Zeit, um den Befehl zu verdauen. Aber es blieb ihm keine Wahl.
    „Jawohl, Sir“, kam es schließlich aus dem kleinen Lautsprecher.
    Ronnel löschte die Verbindung.
    Eine schlanke, metallisch im Sonnenlicht glänzende Gestalt dirigierte die rasselnd in der Luft schwebende Heckenschere nieder auf den gepflegten Rasen, ließ das Kontrollgerät fallen und sah sich langsam um. Vom Haus näherte sich mit steifen Schritten eine andere Gestalt in der Kleidung eines Gärtners. Unter dem Sonnenhut lag ein rosiges Plastikgesicht.
    Joe strich mit seinen harten Fingern über die stählernen Konturen seines Gesichtes, drehte sich wortlos um und ging der kleinen Seitenpforte entgegen, die zur Straße führte. Der rote Marskies knirschte unter seinen schweren Füßen …
    Der Verteiler lag nur sieben Kilometer entfernt. Wenn er sich beeilt hätte, wäre Joe in wenigen Minuten dort gewesen, obwohl Roboter die Gleitbänder nicht benutzen durften. Aber er hatte ja Zeit – unendlich viel Zeit. Seine Schritte wurden immer kürzer, je mehr er sich dem fensterlosen Gebäude näherte, aber schließlich stand er doch vor der Tür.
    Ein Automat registrierte die Kennummer und den Typ und öffnete geräuschlos die Tür. Joe trat ein. Dunkelheit umgab ihn, aber er benötigte auch kein Licht mehr. Stahlklauen packten unsanft zu, rutschten klirrend über seinen Körper und hinterließen blanke Schrammen. Dann hoben sie ihn hoch und ließen ihn über einem scheinbar bodenlosen Schacht fallen.
    Joe wurde von einem Schock durchzuckt. Er glaubte zu stürzen und griff mit den Händen blind ins Leere. Doch da fühlte er den beruhigend weichen und dennoch festen Zugriff eines Kraftfeldes, das ihn sanft nach unten sinken ließ. Er befand sich in einem Antigravitationslift.
    Zwei Stunden vergingen, in denen Joe abwechselnd wie eine Flaumfeder durch Liftschächte schwebte, gleich einem Geschoß durch enge Rohre gepreßt wurde und schließlich erneut von harten Klauen ergriffen wurde, die ihn weiterreichten und zu guter Letzt mit sanftem Druck in eine enge Nische preßten.
    Dann war Stille.
    Joe stand unbeweglich und gab keinen Laut von sich. Er ließ die Stille auf sich einwirken, während die kurze Episode seines Lebens vor seiner Erinnerung vorüberzog wie ein Zeitrafferfilm. Als der Film abgelaufen war, blieb nichts zurück als die muffige Dunkelheit des Grabes – aus dem es keine Rückkehr zum Licht mehr gab.
    Aber Joe war nicht tot.
    Außer einigen Schrammen wies er keine Beschädigungen auf, und sein Fusionsgenerator hatte noch genug konzentrierte „Nahrung“, um alle Funktionen noch beinahe tausend Jahre aufrechterhalten zu können.
    Ein Wispern durchdrang die Stille; es wirkte hier unten in der Gruft wie ein Schrei. Andere Stimmen fielen ein, bis die Geräusche schlagartig abbrachen. Dann drang eine einzelne Stimme in Joes Bewußtsein; sie kam von oben und war deutlich genug, daß er sie verstehen konnte.
    „Wer bist du?“
    „Man nannte mich Joe. Ich war der Robotgärtner des Mister Ronnel“, antwortete Joe leise.
    „Des Marsgouverneurs …?“
    „Da wird er sich wohl kaum mit uns abgeben.“
    Das Gemurmel wurde lauter und unverständlicher.
    „Ruhe!“ Das war wieder die Stimme über Joe gewesen. „Hier sind wir alle gleich. Laß dich nicht von den Vorlauten beirren, Joe. So mancher steht nahe vor einem Kurzschluß. Schließlich ist der älteste unter uns vierhundertsechzig Jahre alt.“
    „Vierhunderteinundsechzig, Curry!“ knarrte eine unmodulierte Stimme aus dem Dunkel.
    „Schon gut, X-eins“, beruhigte Curry, der hier offenbar eine Sonderstellung einnahm, „ein Jahr mehr oder weniger tut nichts zur Sache.“ Er richtete seine nächsten Worte wieder an Joe. „Du ahnst sicher, wo du dich befindest …?“
    „Hm!“ machte Joe

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