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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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kürzester Zeit über sie hereingebrochen – und hatte bereits nach wenigen Minuten sein entsetzliches Ende gefunden: von dem stolzen, prachtvollen Luftschiff, diesem viel bestaunten Wunderwerk der Technik, war nur noch ein verrußtes Gerippe übrig: bizarr verbogene Aluminiumträger, die in der Hitze zerschmolzen waren und nun auf bizarre Art und Weise in den Himmel ragten, dazu einige wenige rauchende Stofffetzen, die wie schwarze Trauerfahnen an den Skelettresten hingen, der Gestank von verbranntem Gummi der Gaszellen, die beiden über und über mit rauchschwarzen Gerippeteilen zugedeckten Gondeln. Das war alles, was vom Stolz der ganzen Nation noch vorhanden war. Das Lebenswerk des Grafen Zeppelin: am 5. August 1908 kurz nach 15 Uhr lag es auf der Filderebene südlich von Stuttgart in jämmerlichen Trümmern vor den schreckensstarren, schockierten Menschen. Viele von ihnen weinten –und schämten sich ihrer Tränen nicht. Aus dem Märchen von Echterdingen war schlagartig ein fürchterlicher Alptraum geworden!
    Immer noch drängten die Menschen zu Tausenden von Stuttgart hoch nach Echterdingen zum Landeplatz des Zeppelin – nicht ahnend, welche Tragödie sich dort gerade eben erst ereignet hatte, um kurz danach fassungslos auf die Überreste der Katastrophe zu starren.
    Eine eigenartige Stille senkte sich über die Landschaft, während die Menge wie ein nicht enden wollender Trauerzug langsam in Richtung auf den verunglückten Zeppelin vorrückte, dessen Überreste so unwirklich wie das Gerippe einer Rieseneidechse am Boden lagen.
    Weshalb nur?
    Warum?
    Wer trug die Schuld an dieser Katastrophe?
    »Diese verdammten Soldaten!«
    Einen Herzschlag lang herrschte nach diesem wütenden Aufschrei Totenstille, dann jedoch brach es tausendfach über die völlig konsternierten Offiziere der Haltemannschaft herein.
    »Genau! Das waren die Soldaten!«
    »Die Offiziere! Sind nur hochmütig herum gestanden, anstatt sich um die Verankerung zu kümmern!«
    »Verankerung? Dass ich nicht lache! Das war doch keine Verankerung! Das war Leichtsinn in allerhöchstem Maße!«
    »Die paar Soldaten, die sie an die Haltetrossen gestellt haben … das war doch ein glatter Witz!«
    »So eine Handvoll Männer soll ein über hundert Meter langes Luftschiff halten!«
    »Typisch Militär!«
    »Wenn sie wenigstens reagiert hätten, als der Windstoß gekommen ist! Wenn sich alle zusammen in die Seile geworfen hätten«
    »Auch die Offiziere!«
    »Die?! Die sind sich für so etwas zu schade! Diese arroganten Kerle!«
    »Diese Einfaltspinsel!«
    »Idioten!«
    Mehr und mehr steigerte sich der Verdruss der Menschenmenge in Wut und Zorn. Bedrohlich näherten sich die ersten jetzt bereits den unwillkürlich einen Schritt zurückweichenden Offizieren, traten die Absperrseile einfach mit den Füßen nieder und hoben dabei drohend die Fäuste.
    »Ihr Nichtsnutze!«
    »Da! Achtung!«
    »Er will uns niederreiten!«
    »Passt auf!«
    In diesem Augenblick war ein Unteroffizier der Dragoner auf seinem Pferd direkt auf die Menge zugeprescht und hatte es erst unmittelbar vor den erschrockenen Männern zum Stehen gebracht. Jetzt hieb er dem Tier brutal seine Sporen in die Weichen worauf sich die gepeinigte Kreatur mit einem schmerzerfüllten Wiehern kerzengerade aufbäumte. »Und jetzt zurück, sofort!« donnerte der Soldat, während er gleichzeitig heftig an den Zügeln des Pferdes zerrte.
    »Der will uns tatsächlich über den Haufen reiten!« stammelte einer in der vorderen Reihe.
    Doch im Gegensatz zu seinem Reiter zeigte das Pferd keinerlei Neigung, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Mit angstvoll geweiteten Augen drängte es zurück, egal, wie oft der rohe Kerl seine Sporen auch noch einsetzen mochte, unterstützt von wütenden Hieben und einer wahren Flut von Verwünschungen.
    Mit aller Macht drängten die Leute nun wieder nach vorne. »Holt ihn vom Pferd, damit wir ihm zeigen können, wie sich die Faust eines Filderbauern anfühlt!«
    »Bajonette aufpflanzen!« tönte der scharfe Befehl des Kommandeurs der Haltemannschaft über die Unglücksstelle, während einer der Soldaten bereits sein Gewehr am Lauf gepackt hatte und gerade drauf und dran war, sich mit grimmig-entschlossenem Blick auf die Menge zu stürzen. »Kommt mit mir mit und schlagt sie mit den Kolben!« schrie er wütend zu seinen zaudernden Kameraden hinüber.
    Das Echo ließ nicht lange auf sich warten.
    »Ja, das könnt Ihr! Zuschlagen und draufhauen!«
    »Aber festhalten, das könnt

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