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Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Titel: Ferien mit Mama und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kasch
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umgezogen, Süße!«
    »Ich hab doch nix zum Anziehen!«, heulte ich.
    Was in dem Fall nicht mal gelogen war. Sollte ich etwa in kurzen Hosen und Wanderschuhen gehen? Wie ernst es Mama mit ihrer Idee war, den Abend so weit wie möglich vom Hotel entfernt zu verbringen, merkte ich erst, als sie ihren Koffer unter dem Bett hervorzog und das Oberteil herausholte, das sie sich noch kurz vor unserem Abflug gekauft hatte. Seufzend drehte und wendete sie das sündhaft teure Teil in ihren Händen, dann hielt sie es mir schließlich hin. »Probier mal.«
    Mit zitternden Händen zog ich es über. Es schien wie für mich gemacht. Das ist eben der Nachteil, wenn man mit vierunddreißig dieselbe Kleidergröße wie die eigene Tochter trägt. Das Ergebnis schien Mama aber ebenso zu überwältigen wie mich. Hingerissen starrte sie mich an.
    »Da fehlt aber noch was. Findest du nicht?«, sagte sie schließlich.
    »Schuhe?«, fragte ich unsicher. Denn dass meine Sandalen jetzt im Meer schwammen, hatte ich ihr noch nicht gebeichtet. Aber daran hatte sie wohl eher nicht gedacht. Sie holte eine große Papiertüte aus ihrem Koffer und gab sie mir. Als ich sah, was darin steckte, fiel ich ihr um den Hals.
    »Das ist doch perfekt. Was meinst du?«
    Ich meinte gar nichts. Irgendetwas schnürte mir gerade den Hals zu. Dann zog ich mit zitternden Händen die supercoole Jeans an, die ich mir schon seit Jahren von ihr wünschte, aber nie bekommen hatte, weil Kellnerinnengehälter für solche Hosen einfach nicht gemacht sind. Strahlend drehte ich mich vor dem Zimmerspiegel und ließ meine langen blonden Haare fliegen.
    »Du siehst aus wie die Agnetha von ABBA «, hauchte Mama.
    Ich wusste nicht, ob es das war oder weil Mama ihr tolles Oberteil nun nicht mehr selbst anziehen konnte. Irgendwie kannte ich mich einfach nicht mehr aus mit ihr, seit wir auf dieser Insel gelandet waren, denn plötzlich fing sie fürchterlich an zu weinen.
    Ich wollte das dunkelblaue Top schon wieder ausziehen, da heulte sie aber noch mehr. Also setzte ich mich neben sie auf die Bettkante und hielt ihre Hand. Vielleicht war ich ja auch schuld an allem. Immer dachte ich nur an mich und wie ich so schnell wie möglich zu Nikos kam.
    »Wir können auch hierbleiben«, schlug ich beschämt vor. »Ich hole uns Pizza und dann gucken wir einen Film.«
    Schniefend schüttelte sie den Kopf.
    »Oder wir gehen runter. Die Lehrer sind garantiert schon im Restaurant. Das Abschiedsessen wird bestimmt schön.«
    Bei dem Wort Abschied ging es dann erst richtig los. Sie heulte ihr halbes Handtuch voll und konnte überhaupt nicht mehr aufhören.
    »Was ist eigentlich los, Mama?«, fragte ich schließlich.
    »Sophie«, schniefte sie, »wo ist die Strickleiter?«
    Was um alles in der Welt wollte sie jetzt mit dieser verdammten Strickleiter?
    »Ich bin doch verabredet«, heulte sie. »Nachher.«
    »Genau, mit mir. Bei Mikes Beach .«
    »Nein«, jammerte sie, »mit Wolfgang.«
    »Mit Wolfgang? Ich denke, du willst nichts mehr mit ihm zu tun haben?«
    Beschämt schaute sie zu Boden. Irgendwie kapierte ich überhaupt nichts mehr. Dann holte sie einen kleinen Brief unter ihrem Kopfkissen hervor. »Er hat mich eingeladen, zum Leuchtturm. Da gibt es so eine kleine Taverne, weißt du.«
    Jetzt dämmerte es mir endlich! Sie würde viel lieber mit Kubasch losziehen. Aber sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil das unser letzter gemeinsamer Abend war. Und da lässt man seine einzige Tochter nicht allein. Sagt wer? Oma Inge?
    »Na, dann fahr doch zum Leuchtturm«, sagte ich.
    Ungläubig schaute sie mich an. »Aber, du …«
    Das war der Moment, in dem ich noch mit der Wahrheit hätte rausrücken können. Aber was war die Wahrheit? Dass in zwölf Stunden unser Flieger abhob und ich sterben würde, weil ich Nikos dann nie wiedersah?
    »Wenn es dich beruhigt«, hörte ich mich sagen, »gehe ich auch ohne dich zum Abschiedsessen.«
    »Wirklich? Und das macht dir nichts aus? So allein?«
    »Mama, da unten sitzen zwölf Lehrer. Da bin ich nicht allein.«
    »Ja«, sagte sie nach einer Weile. »Aber wenn die nun nach mir fragen?«
    »Das müssen sie ja wohl nicht, wenn Kubasch auch nicht da ist«, erwiderte ich grinsend.
    »Er ist aber da«, stotterte sie. »Er ist schon runtergegangen.«
    Das erste Mal, seit mein Vater auf Nimmerwiedersehen verschwunden war, hatte Mama sich verliebt. Ich weiß nicht, warum ihr das so peinlich war. Schließlich war ich doch die Anfängerin in Sachen Liebe. Irgendwie verstand

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