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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Körper. Aber er ließ mich nicht los.
    Wie lange es dauerte, ob Stunden oder Tage, weiß ich nicht. Der
Wind trocknete unsere Kehlen aus, so daß sie anschwollen vor Durst. Der Himmel verdunkelte sich von Grau zu Schwarz, aber niemand wußte, ob nun die Nacht angebrochen oder ob nur dichte Regenwolken aufgezogen waren.
    Als der Regen endlich kam, war er ein Segen. Er prasselte auf uns nieder mit der Wucht eines normalen tropischen Schauers, aber bald schon wurden aus den Tropfen Hagelkörner. Sie trommelten auf meinen Kopf, doch das kümmerte mich nicht. Mit beiden Händen fing ich die Eiskörner auf und schluckte sie noch halb gefroren hinunter, eine kühlende Wohltat für meine wunde Kehle.
    Meldrum und MacLeod krochen auf allen vieren über das Deck und schaufelten die Hagelkörner in Eimer, Töpfe und jedes andere verfügbare Gefäß.
    Den Kopf an Jamies Schulter gelegt, fiel ich immer wieder in einen unruhigen Schlummer, aber jedesmal, wenn ich hochschreckte, mußte ich feststellen, daß wir uns weiterhin in der Gewalt des Unwetters befanden. Zu abgestumpft, um noch Angst zu empfinden, ergab ich mich in mein Schicksal. Ob wir sterben mußten oder überlebten, schien nicht von Bedeutung; ich wünschte nur, daß dieses schreckliche Heulen aufhörte.
    Es gab keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht, keine Möglichkeit, die Uhrzeit zu bestimmen, solange der Himmel bezogen war. Gelegentlich wirkte er ein klein wenig heller, aber das konnte genausogut an Mondlicht wie an Sonnenschein liegen. Ich schlief ein, wachte auf und schlief wieder ein.
    Endlich blies der Wind bei meinem Aufwachen nicht mehr ganz so stark wie zuvor. Die See ging noch schwer, und unser kleines Schiff war nach wie vor den Mächten von Strömung und Wogen ausgeliefert. Aber der Sturm war leiser geworden, denn ich hörte, wie MacGregor Ian zurief, ihm einen Becher Wasser zu reichen. Die Gesichter der Männer waren rissig und aufgesprungen, die Lippen fast blutig, aber sie lächelten.
    »Wir haben es überstanden.« Jamies Stimme klang rauh und heiser. »Der Sturm ist vorüber.«
    Hier und da schimmerten zwischen den bleiernen Wolken Streifen von blaßblauem, klarem Himmel hervor. Meiner Vermutung nach mußte es früher Morgen sein, direkt nach Sonnenaufgang, aber sicher wußte ich das nicht.

    Zwar war der Hurrikan abgezogen, aber immer noch blies ein kräftiger Wind, der uns mit einer beachtlichen Geschwindigkeit vorantrieb. Meldrum löste Innes am Steuerrad ab. Als er den Kompaß befragen wollte, stieß er einen überraschten Schrei aus. Der Feuerball, der ins Schiff gefallen war, hatte niemandem von uns ein Härchen gekrümmt, aber der Kompaß war jetzt nur noch ein geschmolzenes Stück Metall, das in der unversehrten Holzfassung lag.
    »Erstaunlich«, sagte Stern, während er mit dem Finger darüberstrich.
    »Aye, und nicht gerade praktisch«, ergänzte Innes trocken. Er sah nach oben zu den wenigen Wolkenfetzen, die den Himmel noch bedeckten. »Wie steht’s, können Sie nach den Sternen navigieren, Mr. Stern?«
    Nach ausführlicher Betrachtung der aufgehenden Sonne und den letzten Sternen kamen Jamie, Innes und Stern zu dem Ergebnis, daß unser augenblicklicher Kurs in etwa nach Nordosten führte.
    »Wir sollten nach Westen fahren«, schlug Stern vor, während er sich neben Jamie und Innes über die Karte beugte.
    Innes nickte, ohne den Blick von den vielen winzigen Inseln zu wenden, die die Karibik sprenkelten.
    »Aye, das ist richtig«, gab Innes Stern recht. »Wir haben wer weiß wie lange aufs offene Meer hinausgesteuert. Der Schiffsrumpf ist unversehrt, das läßt sich sagen, aber was Masten und Segel betrifft - nun, vielleicht halten sie noch eine Weile.« Das klang überaus zweifelnd. »Der Himmel allein weiß, wo wir landen.«
    Jamie grinste ihn an und tupfte sich einen Blutstropfen von der rissigen Lippe.
    »Ich bin nicht wählerisch, solange es nur Land ist.«
    Innes sah ihn schräg an, während ein leises Lächeln um seine Lippen spielte.
    »Wirklich? Und dabei hatte ich den Eindruck, du willst für den Rest deines Lebens Seemann bleiben, Mac Dubh. Die letzten zwei Tage hast du nicht einmal gekotzt.«
    »Ja, weil es die letzten zwei Tage nichts zu essen gab«, entgegnete Jamie trocken. »Deshalb ist mir auch gleich, ob wir bei den
Engländern, Franzosen, Spaniern oder Holländern an Land gehen. Hauptsache, wir kriegen dort was zu essen.«
    »Ich tue mein Bestes, Mac Dubh«, versprach Innes.
     
    »Land! Land in Sicht!« Endlich,

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