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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Woge über uns zusammenschlug, vergaß ich, die Luft anzuhalten.
    Würgend wurde ich an die Oberfläche getragen, und ich sah noch, daß Jamie mich entsetzt anstarrte. Dann wurde mir schwarz vor Augen.
    »Verdammt sollst du sein, Sassenach!« hörte ich ihn wie aus weiter Ferne rufen. Seine Stimme klang gepreßt vor lauter Verzweiflung. »Verdammt sollst du sein, Sassenach! Ich schwöre dir, wenn du hier vor meinen Augen stirbst, bringe ich dich um!«
     
    Ich war tot. Gleißendes Licht umflutete mich, und in meiner Nähe erklang ein zartes, huschendes Geräusch wie das Schlagen von Engelsflügeln. Ich fühlte mich friedlich und körperlos, frei von Angst und Wut, erfüllt von stillem Glück. Dann mußte ich husten.
    Ganz so körperlos war ich anscheinend doch nicht. Mein Bein tat weh. Sogar sehr. Nach und nach sickerte in mein Bewußtsein, daß mir auch viele andere Körperstellen weh taten, doch was mir mein linkes Schienbein da bot, übertraf alles.
    Aber zumindest war das Bein noch vorhanden. Als ich mühsam die Augen öffnete, hatte ich den Eindruck, eine sichtbare Schmerzwolke würde über mir schweben, aber das konnte auch daran liegen, daß ich so benommen war. Doch ob geistigen oder körperlichen Ursprungs, das Ergebnis war ein weißleuchtender Wirbel, durchschossen von goldenen Lichtblitzen. Ihn anzusehen tat weh, und so schloß ich die Augen wieder.
    »Gott sei Dank, du bist wach!« erklang es in tröstlich schottischem Tonfall an meinem Ohr.
    Jamie lächelte auf mich herab. Sein Haar war zerzaust und salzverkrustet und an seiner Schläfe leuchtete eine böse dunkelrote Schramme. Ein Hemd schien er nicht anzuhaben, aber er hatte sich etwas Deckenähnliches über die Schultern geworfen.
    »Geht es dir sehr schlecht?« fragte er.

    »Gräßlich«, krächzte ich zur Antwort. Allmählich ärgerte es mich, daß ich jetzt doch noch am Leben war und wieder auf meine Umgebung achten mußte. Als Jamie meine rauhe Stimme hörte, griff er nach der Wasserkaraffe, die auf dem Tischchen neben meinem Bett stand.
    Verwirrt sah ich mich um. Ja, es war wirklich ein Bett, weder eine Koje noch eine Pritsche. Die Leinentücher hatten zu meinem ersten Eindruck, ganz in weißes Licht getaucht zu sein, beigetragen, ebenso die weißgetünchten Wände und die Decke und die weißen Musselinvorhänge, die sich vor den geöffneten Fenstern in der sanften Brise blähten wie Segel.
    Die goldenen Lichtpunkte an der Decke waren Spiegelungen - offensichtlich lag draußen vor dem Fenster eine sonnenbeschienene Wasserfläche. Dennoch verspürte ich einen Moment lang tiefe Sehnsucht nach dem Frieden, der mich im Griff der Woge erfaßt hatte - eine Sehnsucht, die noch verstärkt wurde, als bei einer kleinen Bewegung ein stechender Schmerz durch mein Bein schoß.
    »Ich glaube, du hast dir das Bein gebrochen«, erklärte mir Jamie überflüssigerweise. »Du solltest es besser stillhalten.«
    »Danke für den Rat«, stieß ich durch zusammengebissene Zähne hervor. »Wo, zum Teufel, sind wir?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. In einem großen Haus, mehr kann ich nicht sagen. Ich habe nicht gefragt, als man uns herbrachte. Ein Mann sagte, das Anwesen heiße Les Perles.« Er hielt mir den Becher an die Lippen, und dankbar trank ich.
    »Was ist geschehen?«
    Jamie strich sich übers Gesicht. Er sah ungeheuer erschöpft aus, und seine Hand zitterte vor Müdigkeit.
    »Ich glaube, der Hauptmast ist gebrochen. Eine der herabstürzenden Spiere hat dich über Bord gerissen, und du bist gesunken wie ein Stein. Ich bin dir nachgesprungen, und Gott sei Dank bekam ich dich zu fassen. Ein Teil der Takelage hatte sich um dein Bein gewickelt und dich in die Tiefe gezogen, aber ich konnte dich davon befreien.« Er seufzte auf und strich sich über die Stirn.
    »Später habe ich dich festgehalten, und irgendwann spürte ich dann Boden unter den Füßen. Daraufhin habe ich dich ans Ufer getragen, und ein wenig später haben uns ein paar Männer gefunden und hierhergebracht. Das ist alles.« Er zuckte mit den Achseln.

    Mir war kalt, trotz der warmen Brise, die durchs Fenster in den Raum strich.
    »Aber was ist mit dem Schiff? Und mit den Männern, mit Ian und Stern?«
    »Sie sind in Sicherheit, glaube ich. Da der Mast gebrochen war, konnten sie uns nicht nachfahren. Und bis zu dem Zeitpunkt, wo sie ein Notsegel gesetzt hatten, waren wir schon längst abgetrieben.« Er hustete und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Aber sie sind in

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