Fesselnde Liebe - Teil 2
jetzt bin ich froh, dass ich auf ihn gehört habe.
Seit vier Wochen wohne ich nun schon bei ihm und arbeite mit Adrian an seinen Büchern. Mein Zimmer in Newcastle hat Jonathan übernommen. Cat hat geweint, als ich die fünf Umzugskisten mit meinen Habseligkeiten geholt habe, aber dann überreichte Adrian ihr einen Schlüssel für ein kleines, sehr schönes Apartment in Shoreditch und sie war wieder glücklich. Seitdem hat sie mich schon zweimal in London besucht, allerdings war sie eher für die Privatpartys von Nelson hier, zu denen Adrian ihr Zutritt verschafft hat. Im Gegensatz zu mir weiß sie die Vorzüge seiner Clubs offenbar zu schätzen. Und neuerdings ist ihr Ehrgeiz an ihrem Studium wieder erwacht, weil sie so schnell wie möglich fertig werden und umziehen möchte. Mit Jonathan.
Ich nippe an dem köstlichen grünen Tee, der in der filigranen Porzellantasse dampft, und greife nach meiner Handtasche, um das Päckchen herauszuholen. Adrian hat es mir heute Morgen in die Hand gedrückt, nachdem ich gesagt habe, dass ich mir einen Tag für mich wünsche. Zusammen mit seiner Kreditkarte, die ich empört zurückgeben wollte, aber er hat mich überredet. Jetzt ist es drei Uhr, meine Füße brennen vom vielen Laufen und ich bin erschöpft, als hätte ich zehn Stunden am Stück gearbeitet. Und glücklich.
In einer der Tüten befindet sich ein schwarzes, sündhaft teures winziges Etwas, das ich natürlich für ihn gekauft habe. Zusammen mit hübschen schwarzen Pumps, die eine kleine Schleife an der Ferse haben, und Nahtstrümpfen. Ich weiß, dass er so was mag, und ich habe mir selbst darin gefallen. Jetzt freue ich mich auf sein Gesicht, wenn ich ihm meine Errungenschaften heute Abend vorführen werde.
Vorsichtig löse ich das braune Papier vom Päckchen. Zuerst fällt ein kleines schwarzes Buch heraus – der Moleskine. Mein Herz rast, als ich es hastig aufschlage und durch die Seiten blättere. Die zahlreichen Frauennamen stehen immer noch darin, aber alle anderen Informationen sind durchgestrichen und unkenntlich gemacht. E-Mail-Adressen, Telefonnummern ... nichts mehr da. Nur die Namen sind geblieben. Als ich an die Seite mit dem Buchstaben G komme, bleibt mir die Luft weg. Sie ist herausgerissen, stattdessen steht da in seiner sorgfältigen, geschwungenen Handschrift:
Sorry, Kleines, aber diese Daten sind mir zu wichtig. Mit dem Rest kannst du tun, was du willst.
Meine Augen werden ganz heiß, und als ich die Papierbögen aus dem Umschlag ziehe und den Titel lese, läuft mir ein eisiger Schauer über den Rücken. Himmel, er hat es ernst gemeint, sie existiert tatsächlich und war nicht nur ein Trick, um mich nach London zu locken! Es ist ... seine Biografie. Die ausgedruckten Seiten sind sorgfältig geheftet.
Adrian Moore – ein Leben zwischen Liebe und Wahnsinn
(Anmerkung des Autors: Dieses Buch ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, sondern einer ganz speziellen Person gewidmet, von der ich weiß, dass sie es wertschätzen und sorgfältig damit umgehen wird.)
Ich lese, stundenlang. Zwischendurch bestelle ich frischen Tee, aber für die vielen Menschen um mich herum habe ich keinen Blick mehr. Fieberhaft blättere ich durch die Seiten, lese jedes einzelne Wort, ohne auch nur eine Stelle auszulassen. Meine Augen brennen, ab und zu tropft eine Träne auf eine der Seiten und durchnässt das Papier, verschmiert die Druckerschwärze.
Ich lese von Adrian, seiner Kindheit. Der Enttäuschung über seine Eltern, den ewigen Kampf und die Schuldzuweisung mit seiner Mutter, die ständig neue Männer in das Leben der beiden Jungs schleppte. Den Konkurrenzkampf mit seinem Bruder, die viel zu frühe Vaterrolle, die er für seine kleine Stiefschwester übernahm, weil seine Mutter unter der erneuten Trennung litt.
Ich lese von Drogen, von seiner Jugendliebe, die ihn für einen anderen, reicheren Mann verließ, weil sie nicht an ihn glaubte und ihn für einen ewigen Verlierer hielt, einen verträumten Spinner. Und zunächst schien es, als sollte sie recht behalten. Die ersten beiden Romane von John Karry bekamen Lobeshymnen der Feuilletons, gewannen zwei renommierte Literaturpreise, aber leider brachten sie nur sehr wenig Geld ein, von dem er unmöglich leben konnte.
Ich lese von den Jahren, die geprägt waren von Verlustschmerz. Von Carol und den schrecklichen Schuldgefühlen, die ihn beinahe in den Selbstmord getrieben hätten. Von der Erkenntnis, dass die Dinge, die wir unterlassen, häufig wichtiger
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