Feucht in Oel - Geheime Genuesse
leiser.
Patrick löste Linas Fesseln und legte sich zu ihr. Das Paar umarmte sich. Endlich durfte sie ihn streicheln. Sie empfand es fast als Folter, ihre Hände nicht verwenden zu können, während Patrick sie nach allen Regeln der Kunst verwöhnte. Doch ohne Zweifel würde dieser Akt einen Ehrenplatz in der Geschichte ihres Lebens einnehmen.
»Jetzt bin ich aber gespannt«, flüsterte Lina und schob sich die Augenbinde vom Kopf, um zu sehen, mit wem sie wohl gerade das Vergnügen hatte.
»Oh, hallo!« Zuerst bemerkte sie seine blauen Augen. Doch sonst war er nicht mehr als ein durchschnittlich aussehender Typ, ohne besondere optische Highlights . Auf der Straße hätte sie ihm kaum nachgesehen. Aber wie sensibel er mit ihr umging, war äußerst bemerkenswert.
›Dafür hat er sich die Goldene Palme verdient‹, schoss Lina in den Kopf. Sie unterdrückte den Impuls, laut loszuprusten. Ihre Hormone tanzten immer noch Tango und bescherten ihr das Hochgefühl, in dem man glaubt, alles schaffen zu können. Dieser Sex tat ihrer Seele gut.
Während sie sich weiter streichelten und küssten, fiel Lina ein, dass ihre Freundin Sandra wohl immer noch an der Leinwand stand. Dieses raffinierte Luder wusste genau, dass man Patrick am besten blind servierte. Ein antennenloser Adonis hätte sie kaum so befriedigen können, wie es dieser einfühlsame Lover zustande brachte. Sie würde ihn sicher nicht von der Bettkante stoßen, sollte sich jemals wieder die Gelegenheit bieten.
Hätte Lina vorher gewusst, wie gewöhnlich er aussah, wäre sie wohl kaum so offen gewesen. Doch von Sandra eingeölt und aufgeheizt – und mit der Vorstellung vom Traumprinzen im Kopf – ging sie durch die Decke. Diese Malsession lehrte sie: Optik ist in der Sexualität nur ein Puzzlestück von vielen. Lina fiel wieder ein, was Sandra ihr auf der Terrasse des Hotels Louis C. Jacob gesagt hatte: »Sex muss nicht immer schön sein. Wichtig ist, dass er gut ist!«
»Sandy, alles klar?«, fragte Lina, als sie zu ihrer Freundin blickte, die erschöpft wirkte.
»Oooh jaaaa!«, gab sie zurück.
»Lust auf Kuscheln?«
»Schon erledigt. Als ihr beiden am Gipfel wart, gab’s auch für mich kein Halten mehr.«
Lina ging ins Badezimmer, duschte schnell und kam mit nassen Haaren ins Schlafzimmer zurück.
»Und, darf ich mal sehen?«
»Natürlich«, antwortete Sandra und stellte die Bilder nebeneinander an die Wand. In ihrem typischen Stil überzeichnete sie die Geschlechtsorgane als deutlichen Hinweis, worum es hier ging. Ekstatische, schnell gezogene Farbspuren flossen ineinander und vereinten die Protagonisten auf der Leinwand. Die Bilder waren weder realistisch noch detailgenau, doch Lina fand sich und das eben Geschehene unmittelbar darin wieder. Langsam begann sie zu verstehen, was Kunstkritiker und Sammler so an Sandra Gärtner schätzten: Ihre unbändige Liebe zur menschlichen Erotik, die sich nahtlos in ihre Kunst überträgt.
»Wunderschön«, sagte Lina, die erleichtert war, dass man ihr Gesicht nicht erkennen konnte. »Ja, wirklich, genau so war’s, sehr sinnlich gemalt!«, bestätigte Patrick und ging ins Badezimmer.
»Och, lasst mal«, beschied sich die Künstlerin. »Lina, echt wunderschön war das, was ihr mir gerade gezeigt habt. Kaum zu glauben, dass du nicht aus der Branche bist, so, wie du abgehst – obwohl Patrick fremd war und du wusstest, dass ich zusehen würde.«
»Das hab ich ganz schnell vergessen, als er mit der Rose anfing.«
»Ja, Patrick ist schon eine geile Nummer, oder?«
»So sensibel und aufmerksam. Wenn sein Nachname Dempsey wäre, würde ich ihn sofort in meinen Kasten sperren und jeden Abend ... RRR!« Lina imitierte das Knurren einer Löwin und begleitete es mit einer Prankengeste. Sandra lachte.
»Süße, ich bin mir sicher, der Schauspieler hätte dich nicht ... sozusagen ... durch die Blume kommen lassen.«
»Vermutlich nicht. Aussehen ist eben nicht alles, oder?«
»Bingo.«
***
Drei Wochen zuvor
Die ersten paar Tage nach ihrer Flucht schlief Lina mit Sandra in einem Bett. Hamburg gefiel ihr. Sie beschloss, für längere Zeit in der Stadt zu bleiben. Doch ihre Freundin wollte sie partout nicht in ein Hotel ziehen lassen. Der leidenschaftliche Empfang mit lebendigem argentinischem Buffet und anschließendem Intimpiercing zog einige Tage Sexpause nach sich. Die Wunde heilte nur langsam und verursachte Schmerzen, die Tabletten nötig machten. Ähnliches galt für Linas seelische Verwundung. Einige
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