Feuer der Nacht
aufgewiesen. Doch langsam nahm wieder alles seinen gewohnten Gang, und sogar sein Privatleben schien in Ordnung.
Er lebte nicht richtig mit Jaclyn zusammen. Aber zumindest hatte er eine Zahnbürste und Klamotten zum Wechseln bei ihr, und er verbrachte auch die meisten Nächte mit ihr. Sie überredete ihn sogar dazu, Home&Garden Fernsehen mit ihr zu schauen, obwohl sie beide zugegebenermaßen nicht viel Zeit vor der Glotze verbrachten. Bald würden sie rund um die Uhr zusammenleben – er sah es kommen, wollte es auch unbedingt, was ihn selbst erstaunte. Bis zum Herbst, spätestens Weihnachten, würden sie wohl auch heiraten. Die Planung wollte er Jaclyn überlassen.
Das Arrangement war fast perfekt. Er hatte noch nicht den Mumm gehabt, ihren Kaffee zu konfiszieren und das Kommando über ihre Kaffeekanne zu übernehmen. Sie meinte noch immer, mit der Zeit würde ihm Kaffee mit Schokoaroma schon schmecken, und er wollte sie nicht kränken. Er liebte sie – und wie! Aber früher oder später müssten sie wegen des Kaffees Tacheles reden. Vielleicht wären ja zwei Kaffeekannen die Lösung. Sicher hätte sie keine Einwände, dass er eine Dose Maxwell House im Küchenschrank deponierte.
Doch momentan ging ihm durch den Kopf, ob es sicher sei, einfach irgendwo anzuhalten, um sich eine Tasse Kaffee zu kaufen. Er hatte nicht gewagt, es noch einmal zu versuchen, aber vielleicht war diese besondere Pechsträhne ja nun überwunden. Zum Mickey D’s Drive-In wollte er allerdings nicht, und der Kramladen der Tankstelle stand ebenfalls außer Frage. Jaclyn hatte immer vom Claire geschwärmt, und so dachte er, er könnte jetzt eigentlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Muffins für Jaclyn, und für sich eine anständige Tasse Kaffee – und dicke Pluspunkte für die mitgebrachten Muffins.
Da ein Café wie das Claire natürlich kein Drive-In hatte, musste er hineingehen. Er sah sich um, und es gefiel ihm hier. Pflanzen – entweder waren sie echt oder zumindest gut nachgemacht. Kleine runde Tische und unbequem aussehende Stühle. Leise, dezente Musik, die aus versteckten Lautsprechern drang. Das Beste waren jedoch die hübsch gekleideten Gäste – überwiegend Frauen –, die Kaffee tranken und sich ihre Muffins munden ließen. Paare unterhielten sich und aßen etwas dabei. Frauen plauderten. Eine Frau saß allein da und las ein Buch, eine andere war mit ihrem Laptop beschäftigt. Was könnte sicherer sein? Dieses Café war nicht wie der Kramladen, wo er hinter einem Stapel Motoröl in Deckung gehen musste.
Eric bestellte sich einen Kaffee und ein halbes Dutzend Muffins. Unterschiedliche Geschmacksrichtungen, denn er wusste nicht genau, welche Sorte Jaclyn am liebsten mochte. Er stellte sich vor, wie er sie füttern würde – mit einem nach dem anderen. Die Frau am Tresen reichte ihm den Kaffee, die Muffins hatte er noch gar nicht, als die Türglocke einen Neuankömmling ankündigte. Die Frau an der Kasse, die gerade den Betrag eingetippt hatte, wurde leichenblass und machte so plötzlich einen Schritt nach hinten, dass sie in die Kaffeemaschine rumpelte.
Eine ärgerliche Stimme schnitt durch die Stille: »Du Miststück! Wusste ich doch, dass ich dich hier finden würde!«
Eric warf einen Blick über die Schulter. Dann schloss er die Augen und ließ den Kopf nach vorn sinken. »Ach du heilige Scheiße, doch nicht schon wieder!«
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