Feuerbluete 01 - Feuerbluete
Das gibt nur Ärger.«
»Ich schulde es Tavian«, sagte Rena. Erklärungen waren überflüssig - Tjeri wusste, wovon sie sprach. Hätten Tavian und Alix ihnen nicht vor vielen Wintern beim Kampf um den Smaragdgarten geholfen, würde Alix noch leben - und Alena hätte noch eine Mutter. Unwillkürlich drehte Rena den breiten silbernen Ring an ihrem Finger. Der unscheinbare Kristall, der darin eingebettet war, hatte ihr damals den Weg zum Smaragdgarten gewiesen.
»Du kannst nichts dafür, dass es so gekommen ist«, sagte Tjeri und seufzte.
»Kann sein«, sagte Rena. Doch das änderte nichts an ihren Gefühlen. Außerdem war Tavian längst ein Freund geworden. Wenn er und Alix’ Tochter sie brauchten - das hatte Rena sich schon vor langer Zeit geschworen -, würde sie für die beiden da sein. »Weißt du was, ich entscheide es vor Ort. Mal schauen, wie Alena sich entwickelt hat, seit ich das letzte Mal da war. Wann war das noch?«
»Als hier der große Sturm war und uns das verdammte Dach weggeflogen ist. Häuser sind furchtbar unpraktisch.«
Rena lächelte. Die Menschen der Wasser-Gilde bewohnten Luftkuppeln tief unten in Seen. »So lange ist das schon wieder her? Noch ein Grund mehr, mal wieder vorbeizuschauen. Ich reise in den nächsten Tagen los. Mit etwas Glück bin ich in zwei Wochen zurück. Ist ja keine große Sache.«
Sie ahnte nicht, wie sehr sie sich damit irrte.
Erde und Feuer
Es war am einfachsten, so zu tun, als wäre alles wie immer. Alena half in der Schmiede und legte letzte Hand an ihre Meisterarbeit, ein Messer mit schmaler, etwas mehr als handlanger Klinge und einem Griff aus Schlangenbaumholz. Ob das dem Gildenrat gefallen würde - oder war ihnen der Entwurf zu schlicht, zu schmucklos? Gestern hatte sie einen richtig üblen Traum gehabt. Sie hatte vor dem Rat gestanden und auf einmal gar nichts mehr gewusst. Keine einzige Antwort war ihr eingefallen. Und als sie dem Prüfer das Messer zeigte, hatte er gesagt: »Ganz nett, aber wo ist Eure Meisterarbeit?«
Ugh. Alena zwang sich, den Gedanken von sich zu schieben. Jetzt musste das blöde Ding erst mal fertig werden. Wochenlang arbeitete sie schon daran, zwei Fehlversuche hatte sie weggeworfen. Aber diesmal sah das Messer perfekt aus. Heute wollte sie die Klinge noch einmal schleifen und polieren. Kritisch prüfte sie die Schneide mit dem Daumen...
»Hallo, Alena.«
Alena fuhr herum. Eine zierliche Frau mit klugen Augen stand im Eingang der Schmiede. Sie trug ihr hellbraunes, leicht gelocktes Haar offen, es fiel über den Rücken ihrer schlichten Tunika. Ziemlich dünne Arme, wenig Kraft, trägt nur ein einfaches Lehrlingsschwert, schätzte Alena sie blitzschnell ab. Und begriff mit Verspätung, dass sie Tante Nana gegenüberstand.
Plötzlich kam ihr der Name kindisch vor, sie wusste, dass sie ihn nicht mehr über die Lippen bringen würde. »Hallo ... Rena«, sagte sie verlegen.
»Oh, du hast dich geschnitten«, sagte die Frau und sah sie forschend an. »Tut mir Leid, ich habe dich abgelenkt.«
Alena blickte auf ihre Hand. Ja, das Messer war scharf. Und sie hatte es sich gerade ordentlich über den Daumen gezogen. Blut tropfte auf den Boden. Verlegen holte sie einen Lappen und band ihn sich um den Finger. Warum hörte diese Frau nicht endlich auf, sie so anzusehen? Das machte sie nervös!
»Pa holt gerade Nachschub - wir haben kaum noch Caradium, und das Kupfer geht uns auch bald aus«, sagte Alena, weil ihr nichts Besseres einfiel. »Wollt Ihr... äh, willst du ... drinnen auf ihn warten?«
Die Frau musste lachen. »Was ist denn mit dir los? Wir kennen uns schon eine Weile, weißt du nicht mehr?«
»Ja, schon.« Nur vorher wusste ich nicht, dass du berühmt bist, du blöde Motte. Verlegen wickelte Alena das Messer in ein Tuch und legte es weg. Sie würde später daran weiterarbeiten.
»Frisch geschmiedet?«, fragte Rena.
»Ja.« Alena wollte nicht, dass sie das Messer sah. Nicht bevor es fertig war und sie sicher sein konnte, dass es wirklich toll geworden war. Sie ging voran in den Wohnteil der schwarzen Pyramide. »Magst du etwas trinken? Cayoral?«, fragte Alena und war froh, als Rena nickte. Wenn sie Cayoral kochte, hatten ihre Hände etwas zu tun, dann fühlte sie sich wohler.
Schließlich saßen sie sich gegenüber. Alena merkte, wie ihre Schüchternheit langsam schwand. Es half, wenn sie wenigstens ab und zu daran dachte, dass das da vor ihr Tante Nana war.
»Danke, dass du so schnell gekommen bist«, sagte sie. »Ganz
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