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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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der routinemäßig mit Mord zu tun hatte, traf das Wort ›Serienmörder‹ einen Nerv.
    Kate fragte sich, ob ihr Böser Bube sich dessen bewußt war, ob er in dieser Vorstellung schwelgte, oder ob er in seine kleine Welt des Jagens und Tötens zu verstrickt dazu war. Sie hatte beide Typen schon erlebt. Aber ihre Opfer endeten genauso mausetot.
    Sie wandte sich vom Direktor ab und sah sich noch einmal das Mädchen an, die diesem neuesten Raubtier begegnet war. Angie DiMarco starrte den Spiegel an, ihr Haß pulsierte in unsichtbaren Wellen von ihr aus. Sie nahm einen fetten, schwarzen Stift vom Tisch und strich sehr bewußt mit der Kappe über ihre volle Unterlippe, eine ebenso ungeduldige wie sinnliche Geste.
    Sabin präsentierte Kate sein Profil, als ob er für einen Medailliengraveur postierte. »Sie haben schon Fälle wie diesen gehabt, Kate. Beim FBI. Sie haben einen Rahmen für die Ermittlungen auf den Sie zurückgreifen können.
    Sie wissen, was Sie bei der Untersuchung und den Medien zu erwarten haben. Es ist gut möglich, daß Sie den Agenten, den sie von der Investigative Support Unit schicken, kennen. Das könnte eine Hilfe sein. Wir brauchen jeden Ansatz, den wir kriegen können.«
    »Ich habe Opfer studiert. Meine Arbeit hat mit Toten zu tun.«
    Ihr gefiel die Angst nicht, die in ihr hochstieg. Sie mochte sie nicht, wollte ihren Ursprung nicht untersuchen. »Mit einem Toten arbeiten ist etwas ganz anderes als mit einem Kind. Nach meinen neuesten Informationen sind Tote kooperativer als Teenager.«
    »Sie sind Zeugenbetreuerin«, sagte Rob, mit einem Winseln in der Stimme. »Sie ist eine Zeugin.«
    Kovác, der sich gegen die Wand gelehnt hatte, um den Schlagabtausch zu beobachten, schenkte ihr ein dünnes Lächeln. »Verwandte oder Zeugen kann man sich nicht aussuchen, Red. Mir wär’s auch lieber, wenn gestern abend Mutter Teresa aus dem Park gerannt wäre.«
    »Nein, wär es nicht«, konterte Kate. »Die Verteidigung würde behaupten, sie hätte grauen Star und Alzheimer und argumentieren, daß jeder, der glaubt, ein Mensch könnte drei Tage nach Abgang von den Toten auferstehen, ein ziemlich unglaubwürdiger Zeuge ist.«
    Kovács Schnurrbart zuckte. »Anwälte sind das letzte.«
    Rob sah nachdenklich aus. »Mutter Teresa ist tot.«
    Kate und Kovác rollten gemeinsam die Augen.
    Sabin räusperte sich und sah sehr betont auf die Uhr.
    »Wir müssen vorankommen. Ich möchte hören, was sie zu sagen hat.«
    Kate zog eine Augenbraue hoch. »Und Sie glauben, sie wird es Ihnen einfach mitteilen? Sie kommen zu wenig aus dem Büro, Ted.«
    »Gnade ihr, wenn sie es uns nicht sagt«, drohte er, und steuerte zur Tür.
    Kate sah einen letzten Augenblick durch das Glas, begegnete dem Blick ihrer Zeugin, obwohl sie wußte, daß das Mädchen sie nicht sehen konnte. Ein Teenager. Großer Gott, genauso gut hätten sie ihr einen Marsmenschen zuteilen können. Sie war niemandes Mutter. Eine Erinnerung, die sie weder brauchte noch wollte.
    Sie schaute in das blasse Gesicht des Mädchens und sah Wut und Trotz und Erfahrung, die kein Kind in diesem Alter haben sollte. Und sie sah Angst. Begraben unter allem anderen, fest in ihr verwahrt wie ein Geheimnis, saß Furcht. Kate wollte sich nicht eingestehen, was in ihrer eigenen Seele dazu führte, das sie diese Angst erkennen ließ.
    Im Vernehmungsraum ließ Angie DiMarco einen kurzen Blick zu Liska flackern, die gerade auf die Uhr sah. Sie richtete ihre Augen wieder auf den Einwegspiegel und steckte den gestohlenen Stift in den Ausschnitt ihres Pullovers.
    »Ein Kind«, murmelte Kate als Sabin und Rob Marshall vor ihr auf den Gang traten. »Ich war nicht mal gut darin, eins zu sein.«
    »Das ist perfekt«, sagte Kovác und hielt ihr die Tür auf.
    »Ist sie nämlich auch nicht.«
    Liska, klein, blond, athletisch mit Bubenhaarschnitt, rollte sich weg von der Wand und schenkte ihnen ein erschöpftes Lächeln, als sie den Vernehmungsraum betraten. Sie sah aus wie Tinker Bell, die Fee aus Peter Pan, auf Anabolika – das hatte zumindest Kovác verkündet, als er sie Tinks taufte.
    »Willkommen im Komödienstadel«, sagte sie. »Will jemand Kaffee?«
    »Koffeinfrei für mich und einen für unsere Freundin am Tisch, bitte, Nikki«, sagte Kate leise, ohne das Mädchen eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Sie versuchte, eine Strategie zu finden.
    Kovác ergoß sich in einen Stuhl und lehnte sich mit einem Arm gegen den Tisch. Seine breiten Fingerkuppen kratzten an den Schokostreuseln,

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