Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
sich gerade aufzurappeln, hatte die Finger unter die Schlinge geschoben, die jetzt in seine Kehle schnitt. Ich schlang das Seilende wieder um den Vorderzwiesel, trat Beau in die Rippen und spürte, wie Krause hochgezogen wurde, hektisch mit seinen Schnürstiefeln auskeilte.
Beaus Sattel knarrte unter der Last des straff gespannten Seils, während ich mir ansah, wie Johnny Krauses Gesicht erst grau wurde und dann purpurn anlief, wie seine Zunge aus dem Mund quoll.
Dann sah ich die Scheinwerfer eines Autos, das in einem Graben zum Stehen kam, und die Silhouette eines Mannes, der auf mich zurannte.
»Was machst du hier, L.Q.?« , fragte ich.
»Irgendjemand muss dich ja zur Vernunft bringen. Das hier mag meine Art sein, aber deine ist es nicht« , sagte er.
»Er hat Temple angefasst. Aufhängen ist noch viel zu gut für den.«
»Gib ihm und seinesgleichen keine Macht über dich. Das ist die Lektion, die du und ich drunten in Coahuila nicht gelernt haben.«
Beau warf den Kopf hin und her und schnaubte, scharrte mit den Hufen und schüttelte sich, wie er es immer machte, wenn er nicht gesattelt werden wollte.
Ich löste das Seil vom Vorderzwiesel und ließ es fahren. Ich hörte, wie Johnny Krause dumpf am Boden aufschlug, hörte seinen ersten Atemzug, der wie ein erstickter Schrei klang.
Dann sah ich Ronnie Cross durch L.Q. hindurchlaufen, sah, wie sich dessen Gestalt im Scheinwerferlicht auflöste, als ob kohlschwarzes Glas zerbarst.
»Ich war mit Essie und Lucas bei Ihnen daheim, als die Typen angerufen haben. Wir haben ein paar Texas Rangers dabei«, sagte er.
Ich wischte mir die Hände an den Hosenbeinen ab, saß stumm im Sattel und starrte ihn an. Dann, so als ob ich aus einem Traum erwachte, blickte ich zu den Pappeln auf, die sich im Wind wiegten, und dem flackernden Wetterleuchten auf den Blättern, und fragte mich einmal mehr, wer eigentlich in meiner Haut steckte.
Am nächsten Morgen sagte ich meiner Sekretärin, sie solle bei Earl Deitrich zu Hause anrufen und mich mit Fletcher Grinnel verbinden, dem ehemaligen Söldner.
»Letzte Nacht habe ich einen Scheißkerl namens Johnny Krause an einem Baum aufgeknüpft«, sagte ich.
»Sie sind ein umtriebiger Bursche«, erwiderte er.
»Er hat zugegeben, dass Sie hinter dem Mord an Cholo Ramirez stecken. Erkundigen Sie sich mal, wie viele Menschen derzeit in Texas hingerichtet werden, Grinnel. Wollen Sie sich wegen Earl Deitrich auf die Bahre schnallen lassen?«
»Wie bitte?«
32
Drei Wochen später, an einem Samstagnachmittag, parkte Peggy Jean ihren Wagen vor meinem Haus und lief über das Gras zur Auffahrt, wo ich gerade Kletterrosen um die Spaliere einpflanzte, die ich an die Pfosten zu beiden Seiten des Weges genagelt hatte. Ich hatte die Pfosten, die Spaliere und den Querbalken weiß gestrichen, und die Rosen leuchteten wie Blutstropfen auf der Farbe.
Die Wurzeln waren mit einem knapp einen Meter durchmessenden Stück Sackleinen zusammengeschnürt und in Sägespäne und schwarze Erde gebettet. Ich kniete mich ins Gras, schnitt das Sackleinen auf, spritzte die Wurzeln mit dem Gartenschlauch ab und setzte sie in die frisch ausgehobene Erde, die ich vorher tüchtig mit Pferdemist durchmischt hatte. Danach hielt ich den Schlauch in die Grube und ließ das Wasser laufen, bis schlieriger brauner Schaum bis zum Rand emporstieg, über den ich anschließend Komposterde schaufelte.
»Du machst das ziemlich gut«, sagte sie und setzte sich auf meinem blechernen Klappstuhl in den Schatten.
»Was gibt’s, Peggy Jean?«
Sie trug Jeans, auf Hochglanz polierte Stiefel, ein Karohemd mit Druckknöpfen und einen schmalen, von Hand gefertigten braunen Ledergürtel mit Silberschnalle und einer Spange mit silberner Spitze. Der Wind blies Myrtenblüten über ihren Kopf hinweg und zeichnete Licht- und Schattenmuster auf ihre Haut, und einen Moment lang sah ich uns wieder zwischen den Eichen über dem Flussufer liegen, als ich meine Unschuld in ihr hatte verlieren dürfen.
»Jeff ist auf Kaution frei und begreift immer noch nicht, dass er wahrscheinlich ins Gefängnis kommen wird. Earl rechnet jeden Augenblick mit einer Anklage wegen Mordes und ist normalerweise schon mittags betrunken. Außerdem tritt er in aller Öffentlichkeit ungewaschen und unrasiert auf. Aber vielleicht weißt du das ja alles«, sagte sie.
»Tut mir Leid, aber ich verfolge nicht mehr, was sie machen.«
»Wir treten von dem Landkauf in Wyoming zurück. Earls Gläubiger fordern sämtliche
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