Feuertango
Rachegelüste waren krank. Sie vermutete, dass sein Geist ebenso vergiftet war wie der seines Bruders. Und er nutzte diesen Grund, um seine perversen Fantasien in die Tat umzusetzen. Alexis versuchte verzweifelt, sich an diesem Hass festzuhalten, sodass sie die Angst unterdrückte, die lauernd über ihr baumelte, bereit, sie anzufallen, sie niederzuringen, bis sie sie gänzlich überwältigte.
Sie erreichten einen Lieferwagen. Alexis wollte nicht einsteigen, fühlte sich wie ein Gefangener, der auf dem Weg zu seiner Exekution war. Nur würde ihr Tod kein schneller sein. Vor ihren Augen schwebte Alice, der Körper bedeckt mit Blut. Hazel taumelte neben ihr, dennoch drückte sie die Schultern durch, und Alexis beneidete sie darum. Hazels Hass stellte ihren mit Sicherheit in den Schatten. Doch ihnen blieb nichts anderes übrig, als auf die Ladefläche zu steigen, in den Schlund der Hölle, um unbeschreibliche Schmerzen zu erfahren, bis der Tod sie gnädig umfing. Aber vielleicht … Sie hasste die Tränen, die brennend hinter ihren Lidern lauerten. Keith! Und Sean! Sie wusste, wenn die Männer es nicht schafften, sie zu retten, würden sie innerlich sterben. Sie würden an dieser Schuld tragen, bis es sie zerstörte.
Trevor hatte vorgesorgt. Kurze Ketten mit Karabinerhaken waren an den Wänden des Wagens gedübelt. Er presste den Lauf der Waffe gegen ihre Schläfe, als Hazel sich nicht vom Fleck rührte. Dann packte er in ihr Haar, zog erneut so grausam daran, dass sie dachte, er würde es ihr ausreißen. Sie konnte es nicht verhindern, die Tränen fanden ihren Weg, rannen aus ihren Augenwinkeln, während sie in den Knebel schrie und zu ersticken glaubte. Etwas brach in Hazels Seele, Alexis sah es deutlich. Vielleicht hatten sie eine Chance, wenn er sie ankettete, dazu musste er die Waffe zur Seite legen, und er konnte sie nicht beide auf einmal überwältigen. Trevor legte ihr den Arm um den Hals und würgte sie. Das Letzte, was sie wahrnahm, war Hazel, die jetzt ebenso hart weinte wie sie, ehe alles in Dunkelheit versank.
Keith traf den Blick von Bob, und er nickte ihm zu. Sean und er rannten zu ihrem Wagen. Er hörte Gregory und Timothy hinter sich. Timothy sprang in sein Auto, nahm das Notebook vom Beifahrersitz und klappte es auf. Das Ganze dauerte nur Sekunden, doch es erschien Keith wie eine Ewigkeit. „Ich hab sie“, brüllte Timothy, presste auf eine Taste. „Sie sind nicht mehr auf eurem Grundstück, sondern auf der Teddesley Road.“
Sean legte Keith eine Hand auf die Schulter, noch ehe er auf die Kurzwahltaste drückte, um John anzurufen. „Code Red“ war alles, was er sagte.
Keith wusste, dass die Sullivans sich aufteilen würden. Miles war mit Viola, Kim und Sally auf dem Weg ins Sadasia . Timothy betätigte eine Taste. „John und Dean sind eingeloggt und können das Signal ebenso verfolgen wie wir. Gregorys Mann an der Gartentür meldet sich noch immer nicht. Gerald überprüft gerade, ob er lebt.“
Gregory sah sie grimmig an. „Ihr seid euch sicher mit den Cops?“
Sean nickte. Lou und Bob waren eingeweiht. Sie würden erst nach Seans Anruf eintreffen, Zeit genug, um die Drecksau zu erledigen. In Alice Blumenladen hätten sie ihm eine Chance gelassen. Doch jetzt …
„Dann los, wir dürfen keine Sekunde mehr verlieren.“ Gregory stieg zu Timothy in den Wagen. Sean saß bereits hinter dem Steuer. Keith hatte kaum die Wagentür zugeknallt, da fuhr Sean an.
Er hat keine Zeit gehabt, sie zu foltern. Und er hat sie nicht umgebracht. Noch nicht!
Eine niemals zuvor gekannte Angst sprang Keith an. Sie lähmte ihn, bis ihm beinahe schwarz vor Augen wurde. Er wusste, dass er es zurückdrängen musste, sonst wäre er blind vor Furcht.
„Keith!“ Seans Stimme war dermaßen autoritär, dass sie sogar zu ihm durchdrang. Erst jetzt hörte er sein Telefon. Es war Timothy. Er stellte auf Lautsprecher.
„Ich weiß, wo das Schwein hin will. Er fährt Richtung Buller’s Wood. Dort hat er eine Hütte. Informierst du John?“
„Ja.“ Er gab die Information an John durch. „Keine Alleingänge, falls ihr eher eintrefft. Wartet auf uns. Außer …“
„Wir warten, Keith. Es gibt kein außer . Er hat nicht genügend Zeit, um seine Pläne in die Tat umzusetzen.“ John unterbrach die Verbindung.
Keith zog das unregistrierte Prepaidtelefon hervor, kontaktierte Bob und teilte ihm die Neuigkeit mit. Sean legte ihm eine Hand auf das Bein und drückte seinen Oberschenkel. Keith nahm einen tiefen
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