Feuerwogen
Flammen. Sie drehte sich frontal zu dem Dämon. Ihr Atem ging flach und keuchend, und verzweifelt registrierte sie, wie das Blut dick und rot zwischen ihren Beinen hervorströmte.
Donna Tomahs Nasenflügel blähten sich. »Du blutest wieder«, stellte der Dämon fest. »Warum gibst du nicht auf?«
Die adrette Frisur der Ärztin war zerzaust und zerstört, ihre Wange geschwollen, und ihr linkes Handgelenk stand in einem unnatürlichen Winkel vom Arm ab. Aber sie sprach in einem ruhigen Plauderton. »Es ist noch nicht zu spät, um Nick zu retten.«
Regina hasste die Stimme der Ärztin zutiefst. Aber sie in ein Gespräch zu verwickeln gab ihr Gelegenheit, wieder zu Atem zu kommen. Zu Kräften. Sie war dreißig Jahre jünger als Donna, doch die Ärztin schien immun gegen Schmerzen zu sein und kämpfte mit der Kraft und Schnelligkeit der Besessenen.
»Nick wird es überstehen«, gab Regina knapp zurück.
Bitte, mach, dass er es übersteht.
»Ich rette jetzt dieses Baby.«
»Zu spät.« Die Teufelsfrau lächelte mitfühlend. »Du hast deinen kleinen Welpen schon verloren.«
Wut und Kummer überschwemmten rot wie Blut Reginas Gehirn. »Nicht mein Baby, du Miststück«, zischte sie und warf sich auf den Dämon.
Ihr Angriff brachte sie beide mit einem markerschütternden dumpfen Schlag zu Fall. Regina packte das Handgelenk des Dämons mit beiden Händen, ohne sich um die Zähne zu kümmern, die nach ihrem Gesicht schnappten und in ihren Arm bissen. Keuchend, schluchzend kroch sie über den Dämon und stieß ihr tätowiertes Handgelenk gegen die Hand, die die Spritze hielt.
Der Dämon schrie gellend auf. Der Gestank verbrannten Fleisches stieg von Donnas rauchender Hand auf. Sie ließ los, und die Spritze schlitterte unter das Waschbecken.
Sie wälzten sich über den Boden, tretend und beißend, kratzend und schlagend. Die Teufelsfrau rammte Regina ein Knie in den Bauch. Sie krümmte sich und sah rot. Sah Sterne. Sah den Tod.
Der Dämon stemmte sich hoch und kroch über den Boden auf die Spritze zu. Regina sprang auf Donnas Rücken und riss sie mit beiden Händen an den Haaren zurück.
»Nicht mein Baby«,
rief sie und knallte den Kopf des Teufelsluders gegen das festgeschraubte Bein des Untersuchungstisches. Wieder und wieder und wieder. Bis ihre Arme keine Kraft mehr hatten. Bis der Körper unter ihr noch einmal zuckte und sich dann nicht mehr rührte.
Aufschluchzend sackte Regina über Donnas Rücken zusammen, die Hände klebrig von ihrem Blut. So viel Blut. Heftig zitternd schleppte sie sich weg von Donna und rollte sich ein paar Schritte entfernt zusammen, wie ein Baby, die Arme schützend über den krampfenden Bauch gelegt.
»Regina?«
Dylans Stimme, dachte sie versonnen. Dylans schnelle, sichere Schritte, die den Flur entlangkamen. Er war gekommen. Sie hatte es gewusst.
Es gelang ihr, die Augen gerade rechtzeitig zu öffnen, um zu sehen, wie sich die Tür öffnete und seine Füße den Raum betraten. »Mein Gott, Regina!«
Sie versuchte, sich vom Boden auf einen Ellbogen hochzustemmen. Rang sich mit Mühe ein Lächeln ab.
Aber als er neben ihr auf die Knie fiel und sie in die Arme schloss, als wäre sie etwas unendlich Zerbrechliches und Kostbares, konnte sie nur noch das Gesicht an seine Brust drücken und weinen.
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20
I ch hasse Krankenhäuser«, sagte Caleb.
Im Wartezimmer der Perinatalstation hob Dylan, von der Stimme seines Bruders aufgeschreckt, den Kopf von den Händen. Er war noch nie in seinem Leben so voller Angst gewesen. So beklommen. Hilflos. Menschenähnlich. Sich dessen so bewusst, dass ein Leben enden und seiner Welt das Licht ausblasen könnte.
Als er Regina in der Praxis gesehen hatte, klein und still, blutend auf dem Boden …
Caleb ließ sich auf dem Stuhl neben ihm nieder und streckte sein verletztes Bein mit einem Stöhnen aus. »Wie geht es ihr?«
Dylan fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und suchte in der Schwärze tief in ihm nach Worten, Informationen, die er wie Amulette gegen die Dunkelheit aufbot. »Ihr Zustand ist stabil. Ihr Blutdruck ist gut.«
»Hast du sie schon gesehen?«
»Nein.«
Die Erinnerung an ihr aschfahles Gesicht, ihre blassen Lippen brannte sich wie ein Geist in sein Gehirn. Wie ein tapferer und schöner Geist.
Regina war im Laufschritt vom Heliport in die Notaufnahme geschoben worden und von dort weiter auf die Intensivstation für Risikoschwangerschaften. Das letzte Mal, als er sie gesehen hatte, hatte sie mit zwei intravenösen Zugängen
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