BY706 - Im Magoon-Club saß mein Henker
Der Mann, der sich Edward Wade nannte, nahm seinen Handkoffer und verließ die Auskunftshalle des Flugplatzes. In der Abfertigung blieb er wartend stehen. Er wunderte sich, daß ihn niemand abholte. Alles war genau geplant. Die Papiere stimmten, sein Äußeres, alles.
Warum kamen sie nicht, ihn abzuholen?
Nachdenklich schritt er dem Ausgang zu. Es war eine sternenklare Nacht. Von Washington blitzten Millionen Lichter herüber und verschwammen über der Stadt zu hellen Flecken.
Der Mann schritt dem Ausgang zu. Er wollte gerade einem der Taxis winken, als sich ein dunkler Schatten heranschob.
Der Mann blieb stehen. Instinktiv spürte er die Gefahr, aber es war bereits zu spät. Hinter ihm sagte eine kalte Stimme: »Drehen Sie sich nicht um. Gehen Sie ruhig weiter.« Gleichzeitig fühlte er den Druck eines Pistolenlaufs in seinem Rücken.
Sie haben mich also doch abgeholt, schoß es mit einem Anflug von Galgenhumor durch sein Hirn. Leider die falschen!
Ein schwarzer Wagen glitt heran, die hintere Tür öffnete sich.
Er versuchte einen Trick. Blitzschnell warf er sich herum und schleuderte dem Fremden mit der Pistole seinen Koffer vor die Füße.
Der Mann stolperte und fiel hin. Doch im gleichen Moment tauchten aus der Dunkelheit zwei andere auf. Ihre Pistolen bohrten sich von zwei Seiten in seine Hüfte.
»Lassen Sie das, G-man Phil Decker«, fuhr ihn der eine an. »Steigen Sie ein, sonst sind Sie tot, ehe wir ankommen.«
Phil stieg ein. Hundert Gedanken schossen auf einmal durch seinen Kopf. Was war schiefgelaufen? Woher wußte die Gegenseite, daß der Special Agent Phil Decker des FBI-Büros New York als Edward Wade in Washington eingeschleust werden sollte?
***
Wir schlugen uns wieder einmal die Nacht grübelnd, wartend, hoffend um die Ohren, der Chef, Ray Collins und ich.
Helen, die Sekretärin des Chefs, brachte uns bereits die dritte Kanne Kaffee. Als sie uns so stumm dasitzen sah, warf sie mir einen fragenden Blick zu. Ich antwortete mit einem Kopfschütteln.
Obwohl sie natürlich nichts über die Geheimaktion Phils wußte, konnte sie doch zwei und zwei zusammenzählen. Mein Freund fehlte in dieser späten Nachtrunde. Das konnte nur bedeuten, daß er mit einem besonderen Auftrag unterwegs war. Helen war schließlich nicht auf ihr kluges Köpfchen gefallen, das noch dazu sehr hübsch war.
Der Chef bediente die Sprechtaste. »Noch immer nichts?« fragte er.
»Nein, Mr. High«, antwortete Hai Dragon, der in dieser Nacht die Verbindung mit Washington aufrechterhielt. »Die beiden Jungs sind planmäßig abgefahren, die Maschine planmäßig gelandet. Doch Phil hat sich nicht gemeldet.«
»Danke, Dragon«, sagte Mr. High. Er zog die Tasse zu sich herüber und begann geistesabwesend zu rühren. Daß er Zucker und Sahne vergessen hatte, bemerkte er nicht.
»Wenn etwas dazwischengekommen ist, hat er nur eine Adresse. Sein Auftrag lautet, daß er sich auf keinen Fall mit dem FBI in Washington in Verbindung setzen darf. Phil wird sich daran halten«, sagte ich. »Es gibt nichts, was seine Taktik ändern könnte.«
Ray Collins, unser Kollege aus Washington, knetete nervös seine Finger. Er machte sich die gleichen Sorgen wie def Chef und ich. Die Aktion in Washington ging auf sein Konto. Man hatte einen Mann gesucht, der in bestimmte Washingtoner Kreise eingeschleust werden sollte. Vom FBI Washington kam für den Job niemand in Frage, weil man befürchten mußte, daß die G-men in einschlägigen Kreisen bekannt sein konnten. Die Wahl war auf Phil gefallen, der in Gesichtsschnitt und Statur Edward Wade am nächsten kam. Was fehlte, hatten unsere Spezialisten zu kaschieren versucht.
Zwei Kontaktleute sollten ihn auf dem Flugplatz in Empfang nehmen. Das war die einzige dünne Stelle bei diesem Plan. .Und anscheinend war Phil daran auch gescheitert.
Die rote Birne am Sprechgerät leuchtete auf. »Was gibt’s?« meldete sich der Chef hastig.
»Eine Nachricht kam eben durch: Sie haben die beiden Jungs gefunden. Sie wurden in einen mysteriösen Unfall verwickelt. Beide sind schwer verletzt und noch nicht vernehmungsfähig. Das ist alles, Chef.«
»Danke, Hai«, sagte Mr. High. »Ich lasse Sie ablösen.«
Wir hatten mitgehört. Stumm sahen wir uns an, bis der Chef endlich das Wort ergriff.
»Wir müssen sofort alles Notwendige unternehmen, Jerry. So, wie die Sache im Moment liegt, hat Phil nur eine winzige Chance. Die Gegner werden ihn nicht sofort, ausschalten, sondern herauszufinden versuchen, wieviel wir
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