Feuerwogen
auf einer Krankentrage gelegen. Bevor sie zusammen mit Donna Tomah in den Rettungshubschrauber geladen wurde, hatte ihr Blick außerhalb des Kreises der um sie bemühten Retter Dylan gefunden. Sie hatte versucht zu lächeln und zwei Finger zum Inselgruß gehoben.
Und ihm das Herz gebrochen.
Er rieb sich mit dem Handballen über die Brust. »Ihre Mutter und Nick sind gerade bei ihr.«
»Sie haben den Jungen zu ihr gelassen?«
»Er musste sie sehen. Und sie musste ihn sehen. Es ist sowieso nur für fünf Minuten.«
Regina durfte einmal pro Stunde Besuch für fünf Minuten bekommen. Dylan konnte in einer Stunde zu ihr.
Um sie fünf Minuten in den Armen zu halten.
Und ihr zu sagen … Was sollte er ihr schon sagen, das all das wiedergutmachen konnte, was sie durchgemacht hatte? Er hätte alles getan, um ihr zu helfen, alles ertragen, um sie zu retten. Aber er war zu spät gekommen.
»Und das Baby?«, fragte Caleb leise.
Dylan holte tief Luft. »Wir wissen es nicht. Antonia meinte, dass sie einen Ultraschall machen und ihr Blut abnehmen wollen.«
Noch mehr Blut. Er schloss die Augen, aber er konnte die Erinnerung an ihr leichenblasses Gesicht und den blutgetränkten Boden nicht wegschieben.
»Es tut mir so leid«, erwiderte Caleb. »Ich weiß von der Prophezeiung …«
Dylan riss die Augen auf und funkelte seinen Bruder an. »Die verfluchte Prophezeiung interessiert mich nicht. Sie soll einfach dieses Baby nicht verlieren müssen.«
Nicht, nachdem sie so hart, so heldenhaft darum gekämpft hatte, es zu behalten.
Während er nichts getan hatte. Nichts hatte tun können.
Caleb beobachtete ihn aufmerksam. »Weiß sie denn schon, dass du sie liebst?«
Die Frage traf ihn wie eine Harpune. Geradewegs in die Brust. Dylan blieb der Mund offen stehen. Es gelang ihm, ihn wieder zu schließen. Ihn erneut zu öffnen, um zu knurren: »Du meinst, ich hätte es ihr sagen sollen, als sie blutend auf dem Boden lag? Oder vielleicht vor den Sanitätern, während sie ihr Kanülen in die Venen geschoben haben?«
Caleb rieb sich übers Kinn. »Mir scheint, du hattest vor heute Nacht genug Gelegenheit dazu.«
Das stimmte. Natürlich stimmte es.
Dylan dachte daran, wie Regina auf dem Boot zu ihm gesagt hatte:
»Ich werde meine Gefühle nicht verstecken oder dir etwas vorlügen, nur weil du dich davon vielleicht bedroht fühlen könntest.«
Wovor zur Hölle hatte er Angst gehabt? Warum zur Hölle hatte er damals nichts gesagt?
»Was hätte es schon genutzt, wenn ich es ihr gesagt hätte? Es hätte sie nicht vor der Gefahr bewahrt. Ich habe sie nicht vor der Gefahr bewahrt«, korrigierte sich Dylan verbittert.
»Du hast ihren Sohn gerettet.«
»Aber sie habe ich nicht beschützt. Sie ist noch nicht in Sicherheit. Keiner von uns ist das.«
Caleb runzelte fragend die Stirn. »Wegen Donna Tomah?«
»Es war kein Dämon mehr in ihr.« Sonst hätte Dylan die Ärztin nicht am Leben gelassen, geschweige denn an Bord desselben Helikopters bringen lassen, der auch Regina beförderte.
Caleb seufzte. »Auch gut. Ich habe schon genug Probleme, zu erklären, warum verflucht noch mal schon wieder zwei Frauen auf der Insel angegriffen wurden. Zum Glück sind sie nicht dabei gestorben.«
Dylan blitzte ihn an. »Du kannst Regina nicht vorwerfen, dass sie sich verteidigt hat.«
»Das tue ich auch nicht. Ich sage dir nur, wie die Kriminalpolizei es sehen wird.«
»Und wie wird sie es sehen?«
Caleb blickte seinen Bruder ausdruckslos an. »Ich untersuche die Möglichkeit, dass ein unbekannter Eindringling in der Praxis war.«
Ein Eindringling. Dylan nickte. Diese Umschreibung für eine von einem Dämon Besessene war so gut wie jede andere.
»Natürlich funktioniert das nur, wenn Donna nicht erzählt, was wirklich passiert ist«, fuhr Caleb fort.
»Sie wird sich an nichts erinnern.«
»Du glaubst, dass ihre Kopfverletzungen …«
»Der Dämon hat sie nicht freiwillig oder gutwillig verlassen. Seine Anwesenheit könnte ihr Gehirn geschädigt haben. Oder wenigstens ihr Gedächtnis.«
»Bist du sicher, dass er sie verlassen hat?«, fragte Caleb.
Dylan zuckte mit den Schultern. »Als ihr Körper nicht mehr zu gebrauchen war, konnte der Dämon nichts mehr mit ihr anfangen. Außerdem habe ich keinerlei Hinweise auf Feuerbrut wahrgenommen.«
»Er könnte jetzt also überall sein.«
»Ja.«
»Mist«, erwiderte Caleb argwöhnisch. »Ich suche noch nach einem Zeugen, der die Dreckskerle identifiziert, die Nick entführt haben.«
»Wer
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