Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
Stäbe. »Lasst meine Männer ziehen, General. Sie stellen keine Bedrohung dar. Sie gehorchten nur meinen Befehlen.«
Monck, dessen Brust und dicker Nacken ihn wie einen Stier aussehen ließen, starrte Montgomery aus kugelrunden, gewitzten Augen an. Er sah einen Mann vor sich, der in dem jahrelangen Krieg hart geworden war, und dessen einzig verletzlicher Punkt das Verantwortungsgefühl für die seinem Befehl unterstellten Männer war.
»Diese sture Entschlossenheit. Ihr wiederholt Euch täglich. Warum denkt Ihr mehr an das Wohl Eurer Männer als an Eures?«
»Sie sind jung, ungestüm und an körperliche Aktivitäten gewöhnt. Die Gefangenschaft bedeutet für sie einen schleichenden Tod. Ich schwöre, dass sie auf ihre Farmen in Northumberland zurückkehren werden, wenn Ihr sie freilasst.«
»Ich werde sie gern freilassen«, Monck machte eine Pause und hielt ihm den Köder hin, »wenn Ihr die Seiten wechselt und für mich kämpft.«
Greysteel kniff die Lippen zusammen. »Ich werde niemals für Cromwell kämpfen, ich bin Royalist.«
»Wisst Ihr, dass auch ich einmal Royalist war?«
»Ihr seid ein Überläufer ?« Greysteels Ton troff vor Verachtung.
Monck ignorierte die Spitze. »Ich war im Tower von London gefangen. Zwei Jahre lang … ein ganzes Leben, wie mir schien. Dann stellte man mich vor die Wahl, entweder im Kerker zu verrotten oder mich den Parlamentariern anzuschließen und gegen die Aufständischen in Irland zu kämpfen. Ich wählte Letzteres.«
Montgomerys durchdringende graue Augen starrten Monck an. Im tiefsten Grund deines Herzens musst du Cromwell hassen. » Ich weiß nur von Eurem Dienst in Schottland, General. Ihr habt die Coldstream Guards rekrutiert, deren Kampfkraft Euch zur Ehre gereicht.«
»Dann kommt zu uns, Montgomery.«
Greysteel schüttelte den Kopf. »Ich gelobte Charles Treue.«
Wann immer Monck während der strengen Wintermonate aus Edinburgh zurückkehrte, setzte er die Wortgefechte mit Captain Montgomery fort, wiederholte sein Angebot und holte sich eine Abfuhr. Die kargen Rationen und die Kälte waren für Greysteel nicht das Schlimmste. Es war das Eingesperrtsein, das er kaum ertrug, und der Gedanke daran, dass seine jungen Soldaten ebenso eingekerkert waren, trieb Montgomery fast an die Grenzen seiner Belastbarkeit.
Eines Morgens hörte er vom Wachposten, dass einer seiner Männer sich erhängt hatte. Greysteel war niedergeschmettert, da er die Schuld für den Tod des Jungen bei sich suchte. Als Monck wieder nach Berwick kam, war Montgomery zum Nachgeben bereit.
»General, wendet Euch mit Eurem Angebot an meine Männer. Wenn sie einverstanden sind, sich im Gegenzug für ihre Freiheit auf Eure Seite zu schlagen, habe ich keine Einwände.«
»Und Ihr werdet sie befehligen?«
Greysteel konnte es nicht fassen. »Nein, General. Was für eine Frage. Ihr wisst, dass mein Treueid Charles Stuart gilt.«
»Wenn Eure Männer frei sind, habe ich gegen Euch kein Mittel in der Hand.«
Zwei Tage später schloss ein Posten Montgomerys Zelle auf, legte ihm Handschellen an und brachte ihn zu Monck. Greysteel, wachsam wie ein Wolf, der eine Falle wittert, schwieg in der Hoffnung, der General würde seine Karten als Erster auf den Tisch legen.
Monck kam hinter seinem Schreibtisch hervor, öffnete die Tür und warf einen Blick hinaus, als wolle er sich vergewissern, dass sie nicht belauscht wurden, dann nahm er ihm die Handschellen ab.
»Ich habe Euch monatelang auf die Probe gestellt.«
Greysteel wahrte sein Schweigen.
»Ihr habt die Probe bestanden.« Monck setzte sich hinter den Schreibtisch. »Die Probe unverbrüchlicher Treue.«
Ihr habt ja keine Ahnung, wie oft ich in den letzten zwei Tagen meinen Leuten zuliebe nachgeben wollte. Es kostete Montgomery Mühe, mit den Armen im Rücken locker dazustehen.
»Ich brauche einen Agenten.«
Greysteel schwieg. Du vergeudest deine Zeit.
»Ihr würdet einen guten Geheimagenten abgeben.« Als er sah, dass Montgomery den Kopf schüttelte, hob Monck die Hand. »Ich werde Eure Leute freilassen und über die Grenze schicken.«
Greysteel zögerte. »Ich … ein Agent?«
»Ihr werdet nicht für Cromwell arbeiten, sondern für mich. Mir kommen viele Gerüchte zu Ohren … die Menschen seien des Protektorats überdrüssig und hätten es satt, von einem Militärregime und religiösen Fanatikern beherrscht zu werden. Andererseits höre ich auch, die Engländer sollen Cromwell so schätzen, dass sie ihn zum König machen wollen. Wieder
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