Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
andere Gerüchte wollen wissen, dass es um Cromwells Gesundheit nicht gut bestellt sein soll. Ich brauche jemanden, der die Lage erkundet und mir die Wahrheit berichtet. Einem Mann mit Eurem ausgeprägten Ehrbegriff könnte ich vertrauen.«
Du wolltest dich vergewissern, ob ich Charles Stuart die Treue halten würde! » Ihr habt die Macht hier in Schottland inne. Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr unter gewissen Umständen zugunsten der Monarchie auf diese Macht verzichten würdet?« Ein schwacher Hoffnungsschimmer flammte in ihm auf.
Monck schwieg eine ganze Minute. »Ich sage nichts dergleichen. Ich bin ein vorsichtiger Mensch. Nur so kann ich meine Machtposition erhalten. Ich brauche Augen und Ohren in England. Ich gelobe, dass ich Eure Leute freilasse. Und Ihr gelobt, dass Ihr mir die Wahrheit sagen werdet.«
»Du hast geheiratet?« Velvet, die den ganzen Winter über vor Kummer wie betäubt war, wurde durch die Ankündigung ihres Vaters jäh aus ihrer Trauer gerissen.
»Zum Glück seid ihr miteinander bekannt. Die edle Lady Margaret Lucas wurde gestern meine Countess.«
Velvet wich zurück. »Wie konntest du so bald nach dem Tod meiner Mutter eine neue Frau nehmen? Und warum Margaret Lucas, eine blaustrümpfige Hofdame, halb so alt wie du?«
»Velvet, das ist sehr unfreundlich. Wir alle werden von dieser Verbindung profitieren. Lady Margaret ist eine vermögende junge Dame, und sie war es, die vorschlug, ich solle mich an unsere Familie in England um Geld wenden. Mit dem Betrag, den Devonshire mir schickte, konnte ich ein hübsches Haus in Antwerpen mieten. Damit werden wir König Charles näher sein. Versprich mir, dass du alles tun wirst, damit Lady Margaret glücklich wird.«
Velvet nickte, ihre Benommenheit wich Herzweh. Der Gedanke, Charles wiederzusehen, war der einzige Hoffnungsschimmer in einer ihrer Ansicht nach unerträglichen Situation.
Das elegante Haus in Antwerpen hatte einst dem berühmten Maler Rubens gehört. Es bot sämtliche Annehmlichkeiten inklusive Dienstboten, eine Remise und Reitpferde. Lady Margaret, die sich die Zeit mit dem Schreiben von Theaterstücken vertrieb, ermutigte ihren Mann, sein reiterliches Wissen in einem Buch über die Reitkunst zusammenzufassen.
Von dem Augenblick an, da sie das Haus bezogen, übte die neue Countess Kritik an ihrer Stieftochter. Tagtäglich, wenn Velvet herunterkam, legte Lady Margaret es darauf an, ihre Missbilligung zu äußern.
»Deine Kleider sind eine wahre Schande. Warum hast du tristes Grau für dein neues Kleid gewählt? Es kümmert dich nicht, dass dein Vater Earl ist und dir dieses wunderschöne Heim bietet. Du zeigst auch wenig Respekt für mich, für die Stücke, die ich schreibe, oder die literarischen Gäste, die wir empfangen. Dir liegt einzig und allein daran, wie eine Irre auf deinem Pferd herumzugaloppieren, dass dein wirres Haar nur so fliegt.« Sie lächelte boshaft. »Ich werde deinen Vater bitten, deine Eskapaden einzuschränken, Elizabeth.«
Velvet hatte eine Woche um die andere den Mund gehalten und sich bemüht, das ihrem Vater gegebene Versprechen zu halten. Die Drohung, ihr das Pferd wegzunehmen, und die Tatsache, dass Margaret sie Elizabeth genannt hatte, bewirkten, dass sie nun die Fassung verlor.
»Ich wählte tristes Grau, weil ich um meine Mutter trauere. Ich kann keinen Respekt zeigen, weil du und die entsetzlichen Stücke, die du schreibst, mir keinen abnötigen. Und ich wüsste dieses schöne Haus mehr zu würdigen, wenn mein Vater es für meine Mutter gemietet hätte, anstatt sie mehr als ein Jahrzehnt lang darben zu lassen.«
»Bösartiges Ding, du! Die Ländereien deines Vaters wurden beschlagnahmt, sein Eintreten für die Royalisten kostete ihn insgesamt eine Million Pfund.«
Velvet kniff die veilchenblauen Augen zusammen. »Du interessierst dich aber sehr für Geld, gib nur Acht, dass dir kein Penny entgeht. Auf deinen schändlichen Vorschlag hin borgte Vater sich Geld von den Devonshires, die ihre Güter retteten, indem sie sich mit den Feinden des Königs verbündeten.«
»Ich bin nicht mittellos«, sagte Lady Margaret hochmütig. »Ich steuere zum Unterhalt dieses Hauses bei.«
»Wie konntest du dann zulassen, dass Ihre Hoheit, die Königin, und Princess Minette in größter Armut leben?«
»Genug, Elizabeth!«
Velvet schob ihr Kinn vor. »Ich habe mehr als genug, Margaret.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und lief in ihr Zimmer hinauf. Einem Impuls folgend stopfte sie Bürste, Kamm und
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