Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
Fairfax’ Tochter.«
»Warum sollte der Duke of Buckingham die Tochter eines Roundhead-Generals heiraten?«, fragte sie aufgebracht.
Charles lächelte. »Aus praktischen Erwägungen, Velvet. Sie ist eine Erbin. Auch ich halte Ausschau nach einer königlichen Erbin.«
Ihr Herz krampfte sich zusammen. »Ihr würdet ohne Liebe heiraten?«
»Kleiner Unschuldsengel! Ich kann mir den Luxus der Liebe nicht leisten. Seht Euch doch um. Für jedes Möbelstück, jede Kerze, jeden Bissen musste ich Geld erbetteln, stehlen oder borgen. Ich habe kein Geld für die Soldaten und keines für die Schiffe der Invasion, die ich meinen Getreuen versprach, die seit vergangenem Jahr vergebens an der schottischen Grenze auf meine Landung warten.«
»Eure Probleme sind unerträglich. Ich schäme mich, dass ich kam, um Euch mit meinen Klagen zu belasten, Euer Majestät.«
»Ich möchte nicht, dass Majestät zwischen uns steht, Velvet. Ich möchte nur Freundschaft. Versucht, Eure Probleme zu bewältigen, ich werde es ebenso halten. Mit etwas praktischem Verstand werden wir uns durchs Leben schlagen.«
Ein Pochen unterbrach sie. Es war Newcastle, außer sich vor Wut, dass seine eigenwillige Tocher ihm nach Brügge gefolgt war.
»William, ich verbiete Euch, Mistress Cavendish zu schelten. Eigentlich muss ich Euch rügen, weil Ihr sie nicht selbst mitgebracht habt.« Er sah Velvet an und nahm sich heraus, ihr verstohlen zuzuzwinkern.
Ach, Charles, ich liebe dich! Sich den Umständen fügend, senkte Velvet die Wimpern und präsentierte ihrem Vater eine sanftmütige Miene.
Auf dem langen Ritt nach Hause bot sich dem Earl und seiner Tochter ausgiebig Gelegenheit zu einer Aussprache. Velvet hielt mit nichts zurück und beichtete ihrem Vater ihre wahren Gefühle für Margaret.
»Velvet, meine Liebe, ich sah in dir immer noch das Kind, nun aber ist mir klar, dass du eine erwachsene Dame bist, die ohne die Fürsorge einer Stiefmutter auskommt. In meiner Selbstsucht dachte ich nur an meine Bedürfnisse und nicht an deine. Zwei erwachsene Frauen können in einem Haus nicht glücklich sein, fürchte ich. Es ist für beide unfair.«
»Monatelang versuchte ich, meine Zunge zu zügeln, doch die Wahrheit ist, dass Margaret mich nicht mag und dich nicht mit mir teilen will.«
»Sie ist eine junge Braut. Wenn du erst Ehefrau bist, wirst du diese Dinge verstehen. In deinem Alter solltest du verheiratet sein und deinen eigenen Hausstand haben. Das Leben im Exil hat dich um diese Dinge betrogen.«
Velvet errötete. Sie war sehr empfindlich, weil sie mit ihren zwanzig Jahren noch unvermählt war. Insgeheim fürchtete, sie sitzen zu bleiben – als ewige alte Jungfer.
»Möchtest du nach England zurück, Velvet?«
»Seit Jahren träume ich davon, nach England zurückzugehen.«
»Ich werde den Devonshires schreiben und alles in die Wege leiten. Im Handumdrehen werden wir dich über den Kanal schaffen.«
Velvet hatte zwar Bedenken, bei jenem Zweig der Familie zu leben, die sich für Cromwell und gegen Charles entschieden hatte, aber wenigstens würde sie in England leben, und sie und Margaret würden nicht ständig aneinander geraten. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und sprach einen Gedanken aus, den sie tief verborgen und nie laut ausgesprochen hatte. »Was ist mit meiner Verlobung?«
Newcastle rieb seinen Nacken. »Ich würde nicht mit einer Heirat rechnen, Velvet. In den Jahren, die wir im Exil verbrachten, haben sich die Umstände gewaltig geändert. Dem Earl of Eglinton kann nicht daran gelegen sein, dass sein Erbe eine Frau ohne nennenswerte Mitgift heiratet.«
Zutiefst getroffen warf sie den Kopf zurück. »Und mir ist nicht daran gelegen, Eglintons Erben zu heiraten. Ich bin entzückt, dass die Verlobung null und nichtig ist. An den grünen Jungen kann ich mich gar nicht mehr erinnern«, log sie.
»Sollte König Charles seinen Thron wieder besteigen und wir unsere beschlagnahmten Güter zurückbekommen, bezweifle ich natürlich nicht, dass eine Verbindung für Eglinton sehr wünschenswert wäre.«
Velvet hob ihr Kinn. »Jammerschade. Ich möchte seinen Sohn nicht heiraten, und wenn er der letzte Mann auf der Welt wäre!«
Als der erwartete Brief eintraf, kam er nicht vom Earl of Devonshire oder seiner Gemahlin, sondern von seiner Mutter, der Dowager Countess of Devonshire. William las ihn seiner Tochter vor.
Mein teuerster Newcastle,
erfüllt von freudiger Erwartung lade ich Eure Tochter Velvet Cavendish zu mir ein. Es ist
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