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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zu besitzen. Denn zum ersten Mal in seinem Leben hatte er begriffen, daß allein der Glaube ihm weiterhelfen konnte.

 
2
     
     
    Solanda hob den Kopf. Wieder wimmerte die Stimme. Sie saß am Straßenrand und wusch sich das Gesicht mit der rechten Vorderpfote. Das Geräusch kam nicht aus dem Wald; sie hörte es in ihrem Kopf. Solanda seufzte. Gestaltwandler empfingen oft überschüssige Magie aus anderen Bereichen, aber sie selbst hatte eine solche Erfahrung noch nie gemacht.
    Die Bäume erschienen ihr unglaublich hoch. Sonnenstrahlen, die durch das dichte Blätterdach drangen, übersäten den Boden mit Lichtsprenkeln. Hinter Solanda zwitscherten ein paar Vögel, aber in ihrer unmittelbaren Nähe schwiegen sie. Solanda machte das nichts aus. Sie war jetzt nicht auf der Jagd. Ihr Ziel war das Schattenland.
    Seit sie Jahn verlassen hatte, wurde sie von dieser Stimme belästigt. Zuerst hatte sie geglaubt, daß ihr jemand folgte. Dann erkannte sie, daß die Stimme nichts Verständliches sagte, sondern nur kleine Klagelaute von sich gab. Angstlaute. Sie rief Solanda und warnte sie, daß sie etwas Wichtiges verpaßte.
    Solanda grub die Pfote in einen Augenwinkel und rieb mit heftigen Bewegungen den Schmutz ab. Sie hatte es nicht eilig, ins Schattenland zurückzukehren. Rugar ließ sie meist ihren eigenen Launen folgen. Über die neuen Aufenthaltsorte der Doppelgänger wußte er schon Bescheid, und für Solanda gab es momentan nur nebensächliche Aufträge. Auch die letzte Nebensächlichkeit hatte Solanda schon erledigt. Sollte sich herausstellen, daß ihr die Mysterien mit dieser Stimme einen Streich spielten, würde sie so schnell ins Schattenland zurückkehren, wie sie konnte.
    Besser, sie verdrängte die Stimme aus ihrem Kopf.
    Solanda stand auf und sah sich in beide Richtungen um, bevor sie weiter dem Pfad folgte.
    Um ins Schattenland zu gelangen, mußte sie sich dicht beim Fluß halten. Aber die Stimme drängte sie, nach Norden zu gehen, weg vom Fluß, in den Wald hinein. Der Pfad, den sie jetzt benutzte, war ein alter Wanderweg der Inselbewohner, der aus Angst vor den Fey nur noch selten benutzt wurde. Schon vor der Invasion hatten hier nur wenige Inselbewohner gelebt, und als die Fey gekommen waren, hatten sich die meisten von ihnen aus dem Staub gemacht.
    Je weiter nach Norden Solanda kam, desto schmaler und verwilderter wurde der Weg, obwohl auf dem lehmigen Boden Fußspuren zu erkennen waren. Es hatte heftig geregnet. Solanda passierte ein kleines Holzgebäude. Es war keine richtige Hütte, und wenn die Inselbewohner ein kriegerisches Volk gewesen wären, hätte man das Gebilde als Ausguck bezeichnen können. Das Holz war völlig verwittert und das Dach halb eingestürzt. Offensichtlich war der Hochsitz seit dem Einmarsch der Fey nicht mehr benutzt worden. Wofür mochte er einst gedient haben? Hier gabelte sich der Pfad, und Solanda wollte schon der Abzweigung folgen, die von häufigerer Benutzung zeugte, als sie plötzlich innehielt und in die andere Richtung blickte. Nein. Erst mußte sie herausfinden, was sich am Ende dieses verlassenen Stücks befand.
    Der verwilderte Pfad schlängelte sich bergab. Seine weiche Oberfläche tat Solandas schmerzenden Pfoten wohl. Sie war schon zu lange ohne Pause oder Zwischenmahlzeit unterwegs. Es war so still, daß sie am liebsten wieder ihre Fey-Gestalt angenommen hätte, aber dann erinnerte sie sich an die Geschichte von Aio, dem Gestaltwandler, der sich auch zu sicher gefühlt hatte und den man in seiner zweibeinigen Gestalt hinterhältig abgeschlachtet hatte. Das war eine Schauergeschichte, die Gestaltwandler ihren Kindern erzählten, um sie zu warnen, aber sie hatte Solanda schon oft das Leben gerettet.
    Auch jetzt wieder mahnte die Erinnerung daran sie zur Vorsicht.
    Solanda erreichte eine kleine Gruppe von Birken, deren weiße Stämme einen hübschen Kontrast zu dem sie umgebenden Grün bildeten. Der Pfad war noch schmaler geworden, Grashalme streckten ihre Spitzen durch die Erde. Hier war schon lange niemand mehr gegangen.
    Jetzt führte der Pfad auf einen niedrigen Hügel, und schließlich fand Solanda sich auf einer Lichtung wieder. Hier wuchs das Gras hoch, und dicke Brombeerranken wanden sich zwischen den Baumstämmen hindurch. Auf der Lichtung stand eine Hütte. Die Tür war offen, die Möbel lagen zerschlagen auf dem Vorplatz verstreut. Andere Fey waren Solanda zuvorgekommen und hatten vermutlich alle nützlichen Gegenstände ins Schattenland

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