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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sagte sie. »Sie ham einen bösen Zauber. Fühlst du das nit?«
    Im Angesicht der Blutklippen spürte Matthias noch etwas anderes, etwas, das in ihm den heftigen Wunsch auslöste, dort hinzugehen. Er hatte im Süden, in der Nähe der Schneeberge, gearbeitet, aber dort gab es nicht dieselbe Energie, dieselbe Lebendigkeit wie hier. Man hatte das Gefühl, als beobachteten die Berge das Tal, bewachten es, als würden sie anfangen, sich zu bewegen, und eingreifen, wenn ihnen das, was sie sahen, nicht gefiel.
    Vielleicht taten sie es tatsächlich, sobald die Fey hier ankamen.
    »Ich kann nichts Böses spüren«, sagte Matthias. Was würde Marly von ihm denken, wenn sie einmal erfuhr, daß er eines der überlebenden Bergkinder war? Würde sie ihn dann immer noch pflegen? Sich um ihn sorgen?
    Ihn berühren?
    »Du bist der Heilige Herr«, erwiderte sie.
    Matthias haßte diese Anspielung auf seine Vergangenheit. Besonders, wenn sie von Marly kam. Er erhob sich. »Nein«, sagte er. »Das bin ich nicht. Es wäre mir lieb, du würdest mich nicht so nennen.«
    Durch die plötzliche Bewegung schwankte er ein wenig. Er war immer noch nicht ganz bei Kräften. Marly hatte prophezeit, es werde lange dauern, bis seine Wunden verheilt seien. Matthias hatte einmal gehört, wie sie zu einem anderen Mitglied der Gruppe gesagt hatte, daß Matthias’ Kraft sie erschrecke. Ein normaler Mann, hatte sie gemeint, hätte so schwere Verwundungen nicht überlebt.
    Beinahe wäre auch Matthias daran gestorben. Die Fey hatte ihn im Cardidas angegriffen, und während er in seinem eigenen Blut unterzugehen drohte, hatte er plötzlich eine Stimme gehört.
    Die Stimme eines Fey, den Matthias getötet hatte.
    Ihr besitzt große Magie, Heiliger Mann.
    Große Magie. Seit fünfzehn Jahren hallten diese Worte in seinem Kopf wider und ängstigten ihn. Er hatte sie niemals vergessen können. Nur zu oft kamen sie ihm ungebeten in den Sinn, als habe der ermordete Fey sie ihm unauslöschlich ins Gehirn gegraben.
    Matthias hatte einmal mit seinem Vorgänger, dem Fünfzigsten Rocaan, über den Glauben der Weisen hier in Constantia gesprochen – denjenigen Bürgern, die Matthias für einen Abkömmling der Dämonen hielten und behaupteten, hochgewachsene Menschen müßten sterben, da sie besondere Kräfte hätten. Der Fünfzigste Rocaan dagegen hatte erklärt, diese Kräfte seien von Gott gesandt. Daran hätte Matthias ebenso gern geglaubt wie an die Existenz Gottes. Aber falls Gott überhaupt existierte, war er nicht wirklich greifbar.
    Je mehr Matthias sich in seine Studien vertiefte, desto deutlicher wurde ihm klar, daß Gott den Menschen das Werkzeug gegeben und sich dann zurückgezogen hatte. Das Geheimnis bestand darin, das Werkzeug zu finden und richtig zu benutzen.
    »Du bist mit deinen Gedanken ganz woanders«, stellte Marly fest.
    »Ich denke nur ein wenig nach«, erwiderte Matthias. Er stützte sich mit einer Hand auf ihre Schulter. Sie ließ es geschehen. Marly war eine hochgewachsene Frau; ihr rotes Haar und ihre Körpergröße ließen keinen Zweifel daran, daß sie aus den Blutklippen stammte. Sie hatte ein schmales, feingeschnittenes Gesicht und durchdringend grüne Augen, denen nichts entging.
    Obwohl sie sich erst kurze Zeit kannten, konnte sich Matthias ein Leben ohne Marly kaum noch vorstellen. Er versuchte sich einzureden, das komme daher, daß sie ihn geheilt, gepflegt und berührt hatte. Seit langer, langer Zeit war niemand mehr so freundlich zu ihm gewesen.
    Das versuchte er sich einzureden, aber er glaubte nicht wirklich daran.
    Er hätte sie gerne angelächelt, aber die Erinnerung an den Schmerz, den diese Bewegung beim letzten Mal verursacht hatte, hielt ihn zurück, und er streichelte statt dessen mit der freien Hand ihre Wange.
    »Wollen wir ins Haus gehen?« fragte er.
    Sie erwiderte die Berührung. »Ja«, sagte sie. »Hier draußen können wir doch nit viel machen.«
    »Noch nicht«, gab er zurück und warf einen letzten Blick auf die Berge. Er war aus einem wichtigen Grund zurückgekehrt, nicht nur, weil er hier ein Haus besaß.
    Die Berge hatten ihn gerufen. Er war ihrem Ruf gefolgt, und bald würde er auch erfahren, warum.
    Das spürte er deutlich.

 
3
     
     
    Gabe stand neben Leen mitten in Constantia und hielt mehrere Goldmünzen in der Hand. Die Stadt, wenn man Constantia überhaupt als Stadt bezeichnen konnte, kauerte sich förmlich im Schatten der Berge zusammen. Von weitem sah sie aus wie ein Teil des Massivs. Die kleinen,

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