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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Schattenland nur über seine Verbindung zu Sebastian verlassen können.
    Sein Herz krampfte sich zusammen. Der Tod seiner Eltern und all jener, die er gekannt hatte, betäubte ihn. Aber der Tod Sebastians war wie eine offenliegende Wunde, als hätte jemand einen Teil von Gabe selbst von ihm genommen und zerbrochen.
    »Ich sehe keinen Markt«, bemerkte Leen. Sie hatte sich so dicht wie möglich an ihn herangeschoben. Ihr langer, geflochtener Zopf reichte ihr bis auf den Rücken, und ihre Kleidung war zwar von der Reise mitgenommen, aber den gröbsten Schmutz hatte sie abgebürstet. Sie trug die Uniform der Infanterie, obwohl diese Bekleidung inzwischen unpassend war. Sie gehörte ebensowenig zur Armee der Fey wie Gabe. Der einzige Unterschied zwischen ihnen bestand jetzt darin, daß Gabe bereits über Zauberkräfte verfügte, seit er ein kleiner Junge war, und Leen noch nicht.
    »Adrian hat gesagt, der Markt sei mitten im Stadtzentrum«, erwiderte Gabe.
    »Wo kann dieses Zentrum denn nur sein?« fragte sie. Beide blickten sich um. Die Leute gingen an ihnen vorbei, als seien sie unsichtbar. Ab und zu warf ihnen jemand einen Blick zu und sah dann schnell wieder weg, als habe er etwas Verbotenes gesehen.
    Niemand sprach sie an oder machte auch nur den Versuch, ein Gespräch anzuknüpfen.
    Gabe selbst hatte es auch noch nicht versucht.
    »Wir könnten jemanden fragen«, schlug er vor.
    Leen seufzte. »Ich bezweifle, daß diese Leute uns helfen werden.«
    Sie hatte recht. Die Leute machten einen weiten Bogen um sie und wechselten sogar die Straßenseite. Seit Gabe und Leen hier stehengeblieben waren, hatten die Vorbeigehenden ihnen verstohlene Seitenblicke zugeworfen und furchtsam miteinander geflüstert.
    Adrian hatte Gabe gewarnt. Alle Inselbewohner, aber besonders die im Norden, hatten eine Abneigung gegen hochgewachsene Menschen. Aus diesem Grund hatten bisher nur Adrian, Coulter und Fledderer mit den Einheimischen verkehrt. Zuerst hatte Coulter alle verzaubert, so daß selbst die Fey wie Inselbewohner aussahen, aber der Zauber hatte nicht lange gewirkt und außerdem auch keinen Einfluß auf die Körpergröße gehabt. Im übrigen war der Zauber eine zu große Belastung für Coulters nachlassende Kräfte. Durch all die Zaubersprüche der letzten zehn Tage war Coulter bleich und mager geworden, und seine Augen blickten leer aus dem abgezehrten Gesicht.
    Wäre Gabe nicht so wütend auf ihn gewesen, hätte er sicher Mitleid mit Coulter gehabt. Aber Coulter verstand nicht, was er alles angerichtet hatte. Oder er wollte es nicht verstehen.
    »Adrian und Coulter hätten mitkommen sollen«, sagte Leen, und Gabe dachte genau dasselbe.
    »Unmöglich«, gab er zurück. »Wenn sie im Steinbruch fertig sind, ist der Markt schon geschlossen.«
    Im nahe gelegenen Steinbruch hatten Adrian, Coulter und Fledderer sich als Tagelöhner verdingt. Die Arbeit wurde unter allen verteilt, die morgens erschienen. Seit zwei Tagen waren sie dort beschäftigt und hatten als Lohn jene Münzen bekommen, die Gabe jetzt in der Hand hielt. Auch Gabe und Leen hatten sich um Arbeit im Steinbruch beworben, aber man hatte sie schon am Eingangstor abgewiesen.
    Sie brauchten das Geld und die offizielle Arbeit, da sie in dieser Gegend bleiben wollten, bis Coulter wieder bei Kräften war. Adrian glaubte sogar, daß sie vielleicht noch länger bleiben mußten. Er hatte das Gefühl, dies sei der beste Ort, um Gabe so lange zu verstecken, bis sie einen richtigen Plan entwickelt hatten. Gabe wollte nicht zu lange warten. Die Berge machten ihn nervös, aber das war es nicht allein. Mit jedem Tag, der verstrich, festigte sein Urgroßvater seine Position auf der Insel. Die Insel war Gabes Heimat, und er wollte nicht, daß dieser Mörder über sie herrschte.
    Trotzdem waren alle stillschweigend übereingekommen, daß Fledderers Plan der beste war. Fledderer wollte Gabe so lange verstecken, bis Gabe es mit dem Schwarzen König aufnehmen konnte, einem Mann, der seit Generationen über die Fey herrschte und ohne jeden Skrupel mordete. Gabe wußte nicht, ob er ihm jemals ähnlich werden konnte.
    Leen war mittlerweile die Straße hinuntergegangen und spähte zwischen zwei Häusern hindurch. Die Sonne stieg weiter, leuchtete jetzt direkt hinter den Gipfeln und spendete immer mehr Licht.
    »Sieh mal«, sagte Leen. »Ich glaube, das ist es.«
    Gabe atmete tief durch. Er wurde unruhig, sobald er lange auf einer Stelle stehenblieb. Adrian und Fledderer hatten beschlossen, daß

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