Mamas Gluecksbuch

Rumms! Wie im Westernsaloon schwingt die Tür auf und im Verkaufsraum der kleinen Buchhandlung erscheint eine bleiche, augenberingte Frau, keinen Colt in der Hand, aber ein klitzekleines Kerlchen unterm Arm, das aussieht, als wolle es jeden Moment einen herzzerreißenden Urschrei zum Besten geben.
    Sie sagte: »So! Wo steht hier Jetzt helfe ich mir selbst – Mama 1.0 ? Her damit!«
    »Äh, worum geht’s denn bitte?« In aller Ruhe schlendert ein Buchhändler herbei und schiebt seine Brille von links nach rechts, bis sie schräg auf der Nase Platz nimmt. Das ist der erschöpften Mutter egal, sie ist im Gegensatz zum Verkäufer in Eile und vor allem eines: vollkommen am Ende.
    Diese bleiche Mutter war übrigens ich, und was ich brauchte, waren ein paar kleine Anregungen, um zu überleben: Ich suchte Tipps zur Selbsthilfe, Mut und Mumm, Halt und Aufmunterung, eine Portion Vertrauen und eine riesige Packung Einschlaftricks obendrauf! Ich brauchte jemand, der einfach weiß, wie’s geht, und ich wollte es gerne schriftlich haben, wie man das Schöne mit den kleinen Lebensgefährten
genießen und die Hürden etwas leichter nehmen kann – kurzum: einen Handwerkskoffer fürs Elternsein. Aber ohne erhobenen Zeigefinger und Dogmen. Und keine Regeln, bitte! Regeln sind steif und fassen sich nicht gut an. Das aber sollte es sein: lebbar und weich.
    »Hilfe …«, fasste ich meine Gedanken zusammen, »Hilfe für Eltern«.
    »Ja also, möchten Sie vielleicht dies hier: Wie Eltern noch viel besser werden ?«
    »Kommt nicht infrage! Ich will so bleiben, wie ich bin! Zum Verbessern habe ich gerade wirklich keine Zeit!«
    Er wandte sich zum nächsten Buch. »Tja, hier sind Erziehungstipps von 500 Top-Wissenschaftlern .«
    »Bloß nicht, meine gesamte Verwandtschaft besteht aus Wissenschaftlern! Nein, ich brauche etwas, worauf ich mich verlassen kann!«
    »Na ja, vielleicht so was wie ein Easy-Starterkit für Eltern?« So hätte ich es vielleicht nicht unbedingt formuliert, er fuhr aber fort: »Kein Lexikon über originelle Beikostvariationen oder Anleitungen zum Durchschlafwunder, sondern Inspirationen für Gelassenheit in sämtlichen Trotzphasen? Und zu dick darf es auch nicht sein: Schließlich kommt man mit Baby kaum zum Lesen. Wollen Sie das?«
    Oh. Ich war dabei, mich in diesen wunderbaren Mann zu verlieben!
    »Ja, ich will!«, hauchte ich wie vorm Altar.
    »Haben wir nicht!«, erklärte er.
    Der Traum von Rettung schwand dahin. Dieses Do-it-yourself for Mamas mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum von etwa einundzwanzig Jahren war also nirgends aufzutreiben. Wackelig und auf mich alleine gestellt kurvte ich mit meinem Kleinen und meinem wenigen Wissen aus dem Laden und
durch die ersten Monate. Ich schlief nicht viel, erlebte umso mehr und sammelte zwischen allerlei Stürmen Erlebnisse und Erfahrungen wie kleine und große Schätze am Strand.
    Als meine Freundin Lisa aber ihre Tochter auf die Welt brachte, beschloss ich, ihr diese Raritäten vom Wegrand zu schenken. Ich schrieb sie auf, damit sie das Allerwichtigste erfährt, was mir geholfen hat. Ich hoffte, dass sie so manche Bestärkung darin finden würde: Es gibt da nämlich ein paar Sachen, die erleichtern das Leben unglaublich, wenn wir uns im richtigen Moment daran erinnern – und genau das wünsche ich dir mit diesem Buch.

Die beste Mama der Welt – wie macht sie das eigentlich und wo gibt’s die? Vor allem mit nur vier Stunden Schlaf in der Nacht und keinem am Tag? Mit keiner Minute Freizeit und jeder Menge Neuland? Mit tausend Antworten auf tausend Fragen, die sich stellen, wenn man gerade eben ein klitzekleines Kind auf die Welt gebracht hat? Immer fröhlich, glücklich, weiß alles intuitiv? Hat’s leicht, ist vollkommen routiniert und schafft alles mit links? So eine gibt es natürlich nirgends.
    Aber die beste Mama der Welt, die gibt es tatsächlich! Die wird man nicht, wenn man alle Ratgeber auf einmal liest, und es ist auch nicht die schöne Bekannte auf der Straße da drüben oder die wirklich nette und weise Hebamme, die schlaue Mutter mit der kompakten Internetseite, sondern:
    Die beste Mama der Welt bist du.
    Ganz egal, was ist, ob du überschwänglich, voller Ideen und sprudelnd vor Liebe bist oder übermüdet, wortkarg, innerlich leer – deine Kleine, dein Kleiner haben sich dich ausgesucht. Bei dir möchte dieses einzigartige Wesen erfahren, was Leben ist und wie es sich anfühlt – lachen, weinen,
Freude und auch Wut und Traurigkeit. Ganz einfach: